Militante sind Unsterblich – Teil 4

Michael Knoll
Michael Knoll
Willi Stoll
Willi Stoll

Willi Stoll (RAF) und Michael Knoll (RAF)

Die RAF begann 1977 ihre Offensive (Aktionen gegen Bubak, Ponto, Bundesanwaltschaft und Schleyer), um ihre gefangenen Genoss:innen zu befreien. Nach den Morden in den Knästen Stammheim und Stadelheim (Ingrid Schubert) wurden im Rahmen der staatlichen Fahndung kaum noch Gefangene gemacht.
Bis Juni 1979 werden im Zuge der Fahndung drei Gesuchte erschossen: Willi Peter Stoll, Michael Knoll und Elisabeth van Dyck. Rolf Heißler überlebte schwer verletzt.
Willi wurde am 6. September 1978 in einem Düsseldorfer Restaurant von zwei Zivilbullen erschossen. Michael Knoll wurde am 25. September desselben Jahres bei einem Feuergefecht mit Bullen in einem Dortmunder Wald von sieben Maschinengewehrkugeln getroffen. Er starb einige Tage später in einem Knastkrankenhaus.
Daraufhin besetze am 6. November ein „Kommando Willy Peter Stoll und Michael Knoll“ aus dem anti-imperialistischen Widerstand die DPA-Zentrale in Frankfurt am Main., um so die Nachrichtensperre der lebensbedrohlichen Situation von zwei Gefangenen aus der RAF zu durchbrechen. Die Mediensperre wurde so durchbrochen und die Genoss:innen kamen dafür für 6 Monate in den Knast.

Katharina Hammerschmidt

Sie wurde als Mitglied der RAF gesucht, war aber selbst nicht Mitglied. Im Juni 1972 stellte sie sich den Bullen und kam in Untersuchungshaft.
Trotz einer Röntgenuntersuchung hatten im August 1973 die Knastärzt:innen einen Tumor „übersehen“. Als die Beschwerden zu nahmen, sie mit Atem- und Schluckbeschwerden zu kämpfen hatte, trat sie im Oktober für drei Wochen in den Hungerstreik, den sie jedoch auf Grund ihres miserablen Gesundheitszustandes abbrechen musste.
Erst als sie einen Erstickungsanfall erlitten hatte, wurde sie Ende November 1973 entlassen. Draußen wurde festgestellt, dass sie einen Tumor von der Größe eines Kindskopfes hatte. Katharina starb an den Folgen des Tumors am 29. Juni 1975.
Ein Kommando „Katharina Hammerschmidt“ der RAF sprengte am 27. März 1993
den fast fertigen Knast-Neubau Darmstadt-Weiterstadt in die Luft.

Katharina Hammerschmidt
Andreas Baader

Andreas Baader

Andreas wurde am 1. Juni 1972 nach einem zweistündigen Gefecht in Frankfurt am Main zusammen mit Holger Meins und Jan-Carl Raspe verhaftet. Er war von einem Schuss durchs Becken getroffen und das BKA versuchte den ganzen Tag ihn mit dieser Verletzung zum Verhör zu zwingen. Bis zum Abend als er endlich im Gefängniskrankenhaus Düsseldorf operiert werden konnte und daraufhin in Totalisolation kam.
Seit 1970 hat die Bundesregierung versucht die Politik der Stadtguerilla durch Counterinsurgency (1) zu bekämpfen, um die RAF gleich in ihrer ersten Phase zu zerschlagen. Dazu gehörten Kampagnen zur Entpolitisierung, Kriminalisierung und Personalisierung wie bspw. mit der Bezeichnung „Baader-Meinhof-Bande“. Die psychologische Kriegsführung machte sich an den Kadern fest.
Im kollektiven Hungerstreik im Mai 1973 war der erste Mordversuch an Andreas, in dem man ihm das Wasser für acht Tage abstellte. Den Streik konnten sie so nicht brechen, aber seitdem hatte er häufig Nierenkoliken. Im kollektiven Hungerstreik April 1977, erkämpften die Gefangenen einen großen Sieg. Ihnen wurde wurde zum ersten Mal zugesagt, eine große Gruppe aus der RAF in Stammheim zusammen zu legen.
Gleichzeitig war der der große Stammheimprozess nach zwei Jahren zu Ende. Von den ursprünglich fünf dort Angeklagten lebten nur noch Andreas, Jan und Gudrun. Sie wurden alle in einem Schauprozess zu lebenslänglich verurteilt.
Am 06.09.1977 – nach der Entführung des Kapitallistenfunktionärs Schleyer durch ein Kommando der RAF, mit dem elf Gefangene befreit werden sollten (darunter auch Andreas, Jan und Gudrun) – wurde über alle Gefangene eine Kontaktsperre verhängt. Die Regierung begründete es damit, dass die Gefangenen, besonders Andreas und Gudrun, die Aktionen aus den Zellen steuern würden.
In der Nacht zum 18.10.1977 wurde Andreas mit einem Genickschuss ermordet. Eine Pistole – ohne Schalldämpfer – wurde in seiner Nähe liegen gelassen. Die Ermittlungen wurden im April 1978 eingestellt.

(1) Dieser Begriff wird vom Pentagon so definiert: „Diejenigen militärischen, politischen, ökonomischen, psychologischen und zivilen Handlungen, die von der Regierung durchgeführt werden, um subversiven Aufruhr zu zerschlagen“.

Jan Carl Raspe

Jan wurde zusammen mit Andreas Baader und Holger Meins am 1. Juni 1972 in Frankfurt am Main festgenommen. Er wurde vom ersten Augenblick an nach einem grundsätzlichen Beschluss des Bundesgerichtshofes isoliert. Nach diesem Beschluss war Besuch nur von den engsten Angehörigen erlaubt. Und da Jans Angehörige in der DDR lebten, sah er jahrelang nur seine Anwält:innen.
Als Holger im Hungerstreik am 9. November 1974 ermordete wurde, wurde Jan plötzlich nach Stammheim verlegt und dort bis Anfang Februar 1975 zwangsernährt.
In Stammheim war Jan mit Andreas in einem Trakt von acht abgeteilten Zellen, mit Mikrofonen in den Zellen und Videokameras auf dem Gang. Er konnte keinen anderen Gefangenen sehen, auch Andreas konnte er nur durch die Tür hören.
Der Abschnitt zu Stammheim, dem Prozess und dem Urteil ist soweit identisch mit Andreas (siehe oben) und Gudrun.
Etwa sechs Wochen nach der Schleyer-Entführung, am 18.10.1977 wurde Jan erschossen. Man fand ihn atmend, aber bewusstlos mit einem Kopfschuss – die Pistole in der Hand. Er starb wenige Stunden später in einem Krankenhaus in Stuttgart. Er wurde neben Gudrun und Andreas in Stuttgart beerdigt.

Jan Carl Raspe
Gudrun Ensslin

Gudrun Ensslin

Gudrun wurde am 7. Juni 1972 in Hamburg verhaftet und wurde total isoliert entsprechend dem zentralen Beschluss des Bundesgerichtshofes. Am 05.02.1974 wurde sie mit Ulrike Meinhof in den Toten Trakt nach Köln-Ossendorf verlegt. Sie wurden dort zusammen eingesperrt, um dem Protest gegen den Toten Trakt zu begegnen, aber wesentlich, um mit der Isolation zu experimentieren und ihre Kommunikation auszuforschen.
Am 20.04.1974 wurden die Beiden auf Druck der öffentlichen Proteste nach Stammheim verlegt, wo sie täglich ein paar Stunden Umschluss hatten, sonst aber keine anderen Gefangenen sehen konnten.
Nach dem Mord an Ulrike Meinhof am 09.05.1976 wurde die psychologische Kriegsführung gegen Gudrun in allen Medien hochgezogen: Die Gruppe in Stammheim, und dabei wesentlich Gudrun, habe Ulrike „in den Tod getrieben“. Das ließ darauf schließen, dass auch ein Angriff auf sie geplant war. Die Gefangenen konnten dagegen durchsetzen, dass sie Wand an Wand mit Jan und Andreas in deren Abteilungen umziehen konnten.
Der Abschnitt zu Stammheim, dem Prozess und Urteil ist soweit identisch mit Andreas und Jan.
Am 18.10.1977 – nach 6 Wochen Kontaktsperre – wurde Gudrun ermordet. Man ließ sie erhängt in ihrem Zellenfenster auffinden, die Ermittlungen wurden auch einige Monate später eingestellt.