Erklärung von Georges Abdallah – 24. Oktober 2020

Verlesen auf der Abschlusskundgebung vor dem Gefängnis von Lannemezan in Frankreich nach der Demonstration

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde,

Zu Beginn dieses 37. Jahres der Gefangenschaft seid ihr wieder hier versammelt, ein paar Meter von diesen abscheulichen Mauern entfernt! Was für ein Gefühl und welche Begeisterung, euch in dieser Zeit der Pandemie, des Lockdowns und der nächtlichen Ausgangssperre so nah zu wissen! Diese solidarische Mobilisierung in der Vielfalt eures Engagements bringt mir heute viel Kraft und wärmt mein Herz. In der Tat, weit davon entfernt, unbemerkt zu bleiben, lässt diese solidarische Präsenz hier niemanden gleichgültig. Hinter diesen Mauern entsteht eine ganz besondere Atmosphäre des Erwachens, der Begeisterung und der Menschlichkeit. Das Echo eurer Parolen überwindet Stacheldraht und Wachtürme, es hallt in unseren Köpfen wider und trägt uns weit weg von diesem finsteren Ort.
Genossen, nach so vielen Jahren der Gefangenschaft und so vielen Jahren der Mobilisierung der Solidarität stehen wir hier immer noch zusammen und stehen entschlossen und mit unfehlbarer Entschlossenheit vor diesem 37. Jahr, das voller Kämpfe und Hoffnung zu sein verspricht. Genossen, sicher seid ihr euch der Tatsache bewusst, dass die verschiedenen Solidaritätsinitiativen viel dazu beitragen, dass man an diesen düsteren Orten aufrecht bleiben kann.
Jahre, sehr lange Jahre der Gefangenschaft bestätigen mich in der Überzeugung, dass angesichts der Vernichtungspolitik, der die inhaftierten revolutionären Schlüsselfiguren ausgesetzt sind, immer die Solidaritätsmobilisierung, die auf der Grundlage des antikapitalistischen / antiimperialistischen Kampfes erfolgt, unseren inhaftierten GenossInnen die bedeutendste Unterstützung bringt und sie dadurch in ihrem Widerstand stärkt.
GenossInnen, in diesen Krisenzeiten ist es klar, dass die, die die Macht des Kapitals besitzen auf jeden Fall versuchen, die Aufmerksamkeit der Volksmassen von den wirklichen Fragen abzulenken, die sich aus der allgemeinen Krise ergeben, die die Säulen des Systems erschüttert. In dieser Zeit der Pandemie darf man nicht vergessen, dass wir den Kampf gegen Covid 19 im Rahmen des Kapitalismus unter der Herrschaft der Bourgeoisie, des Wertes und des Profits führen.
Wir alle wissen, GenossInnen, dass dieser Kampf den Klassenkampf nicht unterbricht, aber es wird versucht, ihn mit geeigneten Worten zu vertuschen.
Wir müssen verstehen, dass diejenigen, die das Management dieser „Gesundheitskrise“ kritisieren, ohne die Klassenherrschaft zu bekämpfen von der dieses Management inspiriert ist, ein Verstehen der Ursachen verdunkeln. Es muss gesagt werden, dass die Propagandisten des Systems immer das Notwendige tun, um den Zorn der Volksmassen umzulenken, insbesondere in Krisenzeiten. Selbst die am wenigsten politisierten Arbeiter wissen, wie viel das Krankenhaussystem heute hier in Frankreich ausgesaugt wird, und vielleicht anderswo sogar noch viel mehr, Krankenhäuser im Würgegriff der Finanz.
GenossInnen, wie ihr seht, hat sich die Krise im System lange vor der Pandemie überall ausgebreitet und wird sich während und nach der Pandemie noch verschlimmern. Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass sie alles tun, um die Volksmassen dazu zu bringen, die Hauptlast dieser Krise zu tragen und Millionen von Männern und Frauen ins Elend zu stürzen. Von einem Land zum anderen sind die im Dienste des Kapitals empfohlenen Maßnahmen fast immer identisch: Die Arbeitnehmer müssen die Kosten für die Aufrechterhaltung ihres sterbenden Ausbeutungssystems tragen.
Es ist klar, GenossInnen, dass diese Maßnahmen das Ausmaß der Schäden vergrößern und die Dynamik der Krise weiter zuspitzen.
GenossInnen, um den Aufbau der geeigneten revolutionären Alternative voranzutreiben, ist das Zusammenkommen der Kämpfe mehr als wesentlich.
Der historische Block der Arbeitenden baut sich auf und strukturiert sich in der globalen Dynamik des Kampfes in all seinen Komponenten. Nur zusammen und nur zusammen können die Proletarier und die verschiedenen Komponenten der Volksmassen dieses Landes den Machtanstieg aller laufenden Faschisierungsprozesse eindämmen und verhindern. GenossInnen, lasst uns die verschiedenen Prozesse der Konvergenz der Kämpfe auf lokaler, regionaler und vor allem auf internationaler Ebene fördern.
Wie ihr sehen könnt, GenossInnen, ist die arabische Bourgeoisie größtenteils ungeschminkt ins feindliche Lager übergetreten. Einerseits lastet das auf dem Kampf der palästinensischen Volksmassen und andererseits betont es die besondere Bedeutung der palästinensischen Sache als einen der Haupthebel der arabischen Revolution.
Der palästinensische Widerstand hat sich und wird sich dem reaktionären arabisch-zionistischen Block zu stellen haben, der von den imperialistischen Mächten angeführt wird. Das Palästina des Alltags lehrt uns alle Lektionen der Selbstlosigkeit und des Mutes von außergewöhnlicher Bedeutung. Mehr als je zuvor übernehmen die palästinensischen Volksmassen trotz des Verrats der Bourgeoisie die Rolle eines wahren Garanten für die Verteidigung der Interessen des Volkes.
Angesichts der Besetzung und der Barbarei des Besatzers ist die erste legitime Antwort, die vor allem gezeigt werden muss Solidarität, volle Solidarität mit denen, die sich durch ihr Blut dem Soldaten der Besatzung stellen.
Die Haftbedingungen in zionistischen Gefängnissen verschlechtern sich von Tag zu Tag, und wie ihr wisst, GenossInnen, erweist sich die internationale Solidarität als unverzichtbare Waffe, um sich ihnen zu stellen. Natürlich können die palästinensischen Volksmassen und ihre revolutionären Avantgarden immer auf eure Mobilisierung und eure aktive Solidarität zählen.
Mögen tausend Solidaritätsinitiativen zugunsten Palästinas und seines vielversprechenden Widerstands gedeihen!
Mögen tausend Solidaritätsinitiativen zugunsten palästinensischer Blumen und Löwenbabys gedeihen! (Anm.d.Ü.: als „Blumen“ werden in Palästina die Mädchen bezeichnet, als „Löwnenbabys“ die Jungs)

Solidarität, alle Solidarität mit Widerstandskämpfern in zionistischen Gefängnissen und in Einzelhaft in Marokko, der Türkei, Griechenland, den Philippinen und anderswo auf der Welt!

Solidarität, volle Solidarität mit jungen Proletariern aus Arbeitervierteln!

Solidarität, volle Solidarität mit den kämpfenden Proletariern!

Solidarität, volle Solidarität mit den jemenitischen Volksmassen!

Ehre den Märtyrern und den kämpfenden Volksmassen!

Nieder mit dem Imperialismus und seinen zionistischen Kettenhunden und anderen arabischen Reaktionären!
Der Kapitalismus ist nichts anderes als Barbarei, Ehre für alle, die sich ihm in der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen widersetzen!

Zusammen GenossInnen und nur zusammen werden wir gewinnen!

Euch allen, Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunden, meine revolutionären Grüße
Euer Genosse Georges Abdallah