Carmen Forderer
Mitte Januar, an einem Freitagmorgen 6:45 Uhr, kam über die Rufanlage, die es in jedem Haftraum gibt, die Durchsage, dass alle Arbeitsbetriebe an diesem Tag geschlossen bleiben würden und alle Gefangenen auf ihren Zellen bleiben müssten.
Mehr Infos würde es dann im Laufe des Tages geben. Um 7:00 Uhr kam die nächste Durchsage, wieder über die Rufanlage, dass im Laufe des Tages von den Hausbeamtinnen FFP2-Masken ausgegeben würden und man die Zelle nur mit diesen Masken verlassen dürfte.
Tröpfchenweise bekamen wir dann die Info, dass bis auf Weiteres die Arbeitsbetriebe geschlossen bleiben würden, alle Gefangenen auf ihren Zellen bleiben müssten und die Hofzeit eine halbe Stunde verkürzt wurde, da jedes Hafthaus seinen eigenen Hof machen müsste und immer nur 6 Personen gleichzeitig im Hof sein dürften.
Daher mussten die Hafthäuser mehrere Hofgänge am Tag anbieten und durchführen.
Und dass es einen Massentest geben würde, wo alle Bediensteten und Gefangenen getestet werden sollten und bis zum Ergebnis dieser Lockdown bestehen bleiben würde.
Wer sich nicht testen lassen würde, käme dann in eine 14-tägige Quarantäne.
Der Anlass zu diesen Maßnahmen war, dass ein paar Tage vorher 6 bis 12 Gefangene, die Zahl schwankt je nach Aussage, positiv auf Corona getestet wurden und diese Frauen in verschiedenen Arbeitsbetrieben tätig waren und somit die Gefahr zu groß war, das Virus in verschiedene Hafthäuser zu tragen und die ganze Sache außer Kontrolle geraten könnte.
In dieser Zeit mussten die verschiedenen Arbeitsbeamten manche Tätigkeit übernehmen, die mal von Gefangenen verrichtet wurden.
Wie z.B. von den Hafthäusern den Müll einsammeln, in der Wäscherei unsere Anstaltsklamotten waschen. Mittagessen wurde von einer Firma von draußen geliefert.
6,5 Tage dauerte der Lockdown, dann kam das Ergebnis der Massentests.
Alle, ob Bedienstete oder Gefangene, waren coronafrei.
Am Sonntag gab es wieder einen Gottesdienst und ab Montag war dann alles wieder wie immer.
Die Frauen gehen wieder zur Arbeit, Hofgang wieder mit verschiedenen Hafthäusern etc. …
Ein Muss ist, beim Verlassen der Zelle eine Maske zu tragen.
Und da die Gefangenen in dieser Zeit keinen Verdienst hatten, wurde vom IM und JVA am Ende entschieden, dass für den Monat Februar keine Miete für den Mietfernseher und Kabelanschluss und Strom abgezogen würde.
Das sind immerhin fast 10 Euro.
Die Frauen haben im Großen und Ganzen diesen Lockdown gelassen über sich ergehen lassen und auch recht schnell vergessen.
Abstand halten und Maske tragen wird recht locker gehandhabt.
Auf dem Weg zu den Arbeitsbetrieben begrüßt man sich mit Küsschen, nach dem Feierabend zum Abschied Küsschen, beim Wiedersehen im Hof Küsschen, als hätte es diesen Lockdown nie gegeben.
Ob es wieder einen Lockdown in Gotteszell geben wird, die Zeit wird es zeigen.
Carmen Forderer
Herlikoferstr. 19
73527 Schwäbisch-Gmünd