Sicherungsverwahrung – road to nowhere?

Carmen Forderer

Seit Ende September 2020 bin ich, als einzige Frau in Ba.-Wü., nun in der Sicherungsverwahrung, hier in der SVA Schwäbisch-Gmünd und mittlerweile auch in die große und helle Zelle umgezogen, die damals als Aufenthaltsraum genutzt wurde. Habe meine eigene Küche und eine Dusche die ich jederzeit nutzen kann.
Das Land Baden-Württemberg (Ba.-Wü.) ist bei der Zelleneinrichtung eher „zurückhaltend“ für Bequemlichkeit wie eine Couchgarnitur etc. müsste ich selber bezahlen. Wenn es mir nach Gesellschaft ist, könnte ich 3x in der Woche für 2,5 Stunden mit den Frauen der SothA [Sozialtherapeutischen Anstalt] hier auf der Abteilung Aufschluss machen.
4x Ausführungen pro Jahr und mehr Besuchszeit gäbe es da noch, aber in der Coronazeit gerade kein Thema. Wann die Einschränkungen gelockert werden, unklar.
Auch wenn die Warenangebote beim Anstaltseinkauf 2x im Monat fremdbestimmt sind und bleiben, habe ich mir eine klitze kleine Entscheidungsfreiheit zurückgeholt, in dem ich jetzt Selbstversorgerin bin. Ich entscheide wann und, im Rahmen der Möglichkeiten, was ich zum Mittag und zum Abendbrot essen möchte.
Die JVA hat nicht wirklich die Möglichkeit und den Platz für eine SV-Unterbringung. Sollte mal in Ba.-Wü. noch eine Frau in die Sicherungsverwahrung kommen, gäbe es keinen Platz, da meine Zelle die einzigste SV-Zelle hier in der Anstalt ist. Es gibt und es wird wohl auch kein eigenen SV-Hof geben und wenn doch, bräuchte ich jedes mal jemanden vom Personal, um die Türen zum Hof aufzuschliessen. Auch wenn ich telefonieren möchte, benötige ich jemand vom Personal, da es kein Telefon in der Zelle gibt, nur das Telefon auf dem Flur der Abteilung hier, an das ich nicht ran komme, da zwei Türen meine mit dem Flur trennen.
Fakt ist, dass meine Freiheitsperspektive, wenn ich keine Therapie mache, eher düster aussieht. Aber auch mit einer Therapie gibt es keine Garantie auf eine schnelle Entlassungsperspektive.
Die Tage in SV unterscheiden sich jetzt nicht wirklich von all der Zeit in Strafhaft. Sie sind für mich selber auch weiterhin so durchstrukturiert und ausgefüllt wie ich es, im Rahmen des Möglichen, möchte, Sport, viel Lesen, Kreuzworträtsel, Briefkontakte pflegen und auch mal nur faul sein. Finde, dass es einfach wichtig ist, mit sich selber was anfangen und mit sich selber allein sein zu können.
Der gravierendste Unterschied zwischen Strafhaft und SV ist, dass ich mich in der SV an kein Entlassungsdatum festhalten kann, vor mir nur eine Straße nach nirgendwo. An manchen Tagen schon eine „kleine“ Herausforderung für mich, in dem Nichts psychisch zu bestehen und in dieser täglichen reizarmen Monotonie für mich selber immer wieder was Neues zu finden.
Und nun möchte ich diesen Artikel mit einem Satz, den ein Reporter nach meinem Urteil damals in einer Tageszeitung in seinem Bericht geschrieben hat, beenden
„das waren wohl ihre letzten Tage in Freiheit“.
Sollte der Journalist Recht behalten?

Carmen Forderer
Herlikofer Str.18
Schwäbisch Gmünd