15. Juni 2019, Kundgebung in Bremen: Freiheit für alle politischen Gefangenen

Wir dokumentieren zwei Redebeiträge. Der erste Beitrag stammt vom Arbeitskreis Süd Nord Bremen und der zweite mit „Rede aus Eritrea“ betiltelte Text von einem antikolonialen Aktivisten. (Red.)

„Als Folge der zerstörerischen und ausbeuterischen imperialistischen Weltordnung und des Neokolonialismus nach außen, sowie erhöhter Repression, sozialer Deklassierung und Überwachung nach innen und außen, gibt es in einem Großteil der Staaten, sowohl der Metropolen als auch der 3 Kontinente politische Gefangene.
Das Leben in den Metropolen ist gekennzeichnet durch entfesselten Kapitalismus gnadenloser Konkurrenz und Profitwirtschaft, die Ware Mensch und Natur, soziale Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und Militarisierung des Lebens. Da sind es unsere Genossinnen und die Flüchtlinge und Migrantinnen hier, andererseits die Kämpferinnen für Befreiung und Gerechtigkeit in und aus den 3 Kontinenten, die in politischer Gefangenschaft der härtesten physischen und psychischen Regression und Folter ausgesetzt sind und dem Versuch des Staates, ihre politische Identität und ihr Leben zu brechen.
Als Geiseln des jeweiligen Staates und des Imperialismus drohen den politischen Gefangenen sowohl Folter in Form von direkter physischer Gewalt, als auch systematisiert Folter durch Isolationshaft. Aber … allen verschärften und einschränkenden Bedingungen in den Gefängnissen, setzen politische Gefangene weiterhin ihre politische Identität und ihre politischen Kämpfen entgegen.
Sie und die Flüchtlinge und viele Migrantinnen erfahren gemeinsam : politische Verfolgung, politische Gefangenschaft, Flucht, die Festung Europa, Rassismus und Illegalisierung, Abschiebungshaft und Knast, Abschiebung, die oft wieder zu Gefangenschaft, Folter oder gar Tod führt, alles Bestandteile eines zerstörerischen Kreislaufs, eines … ineinandergreifenden … Systems: Aber das Ziel, alle sozialen und antiimperialistischen Kämpfe, die der neokolonialen Globalisierung der Märkte und den Besatzungen eine reale Perspektive auf Befreiung entgegensetzen, zurückzudrängen oder im Keim zu ersticken, wird zunehmend gebrochen in sich durch Widerstand und wird nicht aufgehen : es liegt auch mit an uns, an unseren Kämpfen hier, an der Solidarität mit den Kämpfen der Gefangenen und an der internationalen Solidarität.“


„Kommt nicht her und belehrt uns über Menschenwürde und Menschenrechte. Wir sind nicht im Irak und in Afghanistan einmarschiert, haben nicht Libyen bombardiert und unterstützen nicht die Söldner Saudi Arabiens für Terroraktionen mit Geld und Waffen wie ihr und eure Vasallen. Wir foltern nicht wie ihr in Abu Graib, in Guantanamo und überwachen nicht wie ihr die Bevölkerung unter dem Deckmantel eures sogenannten Kampfes gegen den Terror. Wir senden nicht jeden Dienstag Drohnen in unsere Nachbarländer oder Länder weltweit und töten Unschuldige und produzieren überall Leichenberge, wenn Länder nicht willfährig sind für unsere Interessen.
Wir töten nicht als Kollateralschaden Frauen und Kinder. Bitte erteilt uns keine Lektionen über unser Leben hier, über unser Recht und unsere Würde. Schaut die Menschenrechte bei euch zu Hause an. Wenn es heute in unseren Nordafrikanischen Ländern zu wenig regnet, hat das mit eurer Ausbeutung und Verschwendung unserer Ressourcen, die ihr verbraucht, zu ungerechten Preisen in euren Ländern zu tun. Sie gehören aber unserer gemeinsamen Mutter Erde.
Eure Klimaerwärmung, Folge eurer aggressiven kapitalistischen Wirtschaftsweise und Lebensweise, bedeutet für uns Dürrekatastrophen. Ihr nehmt uns die Luft zum Atmen. Unsere Menschenrechte gelten unseren Müttern und Kindern und dem Wohl unserer Völker.
Jeder Mensch ist in unserem Land für die spezielle Kultur, Ethik, Moral und Menschenwürde verantwortlich. Wir brauchen euren westlichen Moralexport nicht! Wir wollen uns in aller Ruhe und nötigen Zeit unsere jungen und von Kolonialismus befreiten Länder aufbauen, und wenn wir dabei auch Fehler machen, manchmal, geht es uns um einen selbstbestimmten Prozess ohne eure Einmischung und Belehrung von außen. Lasst uns einfach in Frieden leben.“