IM NAMEN DER THERAPIE??? Bericht von einer aktuellen Isolation in Eickelborn

AK- Psychiatriegewalt stoppen

Herr X. ist seit 6 Jahren forensisch interniert. Nach diversen Forensik-Verlegungen mittlerweile seit 1,5 Jahren in Isolationshaft im Maßregelvollzug Eickelborn. Sarkastischerweise erfolgt diese Art der Absonderung in einer als „Krisen-Interventions-Raum“ betitelten Isolationszelle. Seit Oktober wurden nach einem Zwischenfall auf dem Hof die Haftbedingungen des Herrn X verschärft. In den folgenden 6 Wochen durfte er weder mit Familie noch mit Freunden telefonieren. Er durfte Nichts in seiner Zelle haben. Nicht einmal einen Stift und Zettel, um dieses Unrecht zu dokumentieren. (Dabei gäbe es Gummistifte etc.) Die zuständige Beschwerdestelle reagierte weder auf den Inhaftierten, noch auf Nachricht von Außen, noch wurde nach Vorschriften gehandelt, dass Langzeitabgesonderte spätestens nach 3 Monaten Isolation, durch die Beschwerdedelegation besucht werden müssen. Eine Eilprüfung der Absonderung beim zuständigen Gericht wurde wie in vielen Fällen abgeschmettert. Die verschärfte Absonderung wird weiter aufrecht erhalten. Herr X. darf nun nach 6-wöchiger Telefonsperre wieder täglich 1 Stunde telefonieren und hat Stift und Papier. Dies als große Verbesserung seiner Situation zu feiern, wäre absurd. Eine 1,5 Jahre andauernde Isolationshaft, in dem ein Mensch 23 Stunden in eine Zelle eingesperrt ist, wirkt im größten Maße zerstörend. Wird aber als therapeutische Intervention betitelt. Eine Stunde darf Herr X täglich auf den Hof, nachdem die anderen Inhaftierten der Station auf Abstand gebracht werden, um Herrn X. dämonisierend und zur Schau gestellt, in Fixierung nach draußen zu bringen. Besuche wurden schon vor seiner verschärften Absonderung verwehrt. Alltägliche Kämpfe muss Herr X. z.B. darum führen, Pflegemittel und eine Zahnbürste zu erhalten. Über Monate hat er nun keine Zahnbürste in der Zelle. Alle 3 Tage darf Herr X. duschen, dann ist ihm gestattet Klamotten aus einem Schrank zu hohlen und Pflegemittel, sowie Zahnbürste zu benutzen. Post wurde teilweise nicht zeitnah durchgestellt, Briefe wurden geöffnet. Die Liste der Grausamkeiten ist lang. Auch erhält Herr X. nur 3 mal am Tag das Anstaltsessen. Seine in seinem Asservatenschrank vorrätigen Nüsse darf er im Sinne der Sicherungsmaßnahmen nicht essen. Pfleger*innen und Ärzt*innen, die „nur ihren Job machen“. Die wegschauen, mitmachen und sich selbst dabei unterschiedlich stark glauben können, dass es hier um Gesundung geht.

Isolation ist keine Therapie

Michael Perez: auf Bewährung entlassen
Als Nachtrag gibt es eine gute Information zu verkünden. Wenn es auch absurd ist, dass es freudig ist, dass Michael Perez, eigentlich zu 9 Monaten Haftstrafe verurteilt, vor 2 Wochen nach 10 Jahren(!) Maßregelvollzug auf Bewährung entlassen wurde. Wir freuen uns, dass er frei ist. Hoffen und wünschen ihm und seiner Familie, Kraft für Verarbeitung des erlebten Horrors. Auf die Freiheit!

mehr Infos: https://michaelperez.de/