Bedingungslose Solidarität mit den Unterdrückten

F.O.R. Palestine

Der Kampf für Freiheit, Selbstbestimmung und Gerechtigkeit des palästinensischen Volkes ist ohne Diskussion einer der wichtigsten Elemente im internationalen Kampf gegen Imperialismus, Kapitalismus, Rassismus und Zionismus.
Er hat verschiedene Formen, er reicht vom sogenannten gewaltfreien Widerstand bis hin zum legitimen und völkerrechtlich anerkannten bewaffneten Kampf. Jedoch wird nicht jede Form gleichberechtigt betrachtet. Das palästinensische Volk kämpft gegen eine der größten militärischen Mächte des Imperialismus, das zionistische Konstrukt genannt “Israel“ und das größte Siedlerkolonialprojekt “USA“, abgerundet mit finanzieller und bedingungsloser politischer (Staatsräson) und gesellschaftlicher Unterstützung Europas. Ironischerweise wird dabei sogar der Steinwurf eines palästinensischen Kindes gegen ein Panzer des zionistischen Besatzers als ein Terrorakt schlechthin gewertet.
Der – in sich – legitime Kampf in all seinen Formen sollte unter dem Deckmantel humanitärer und ethisch bzw. westlich vertretbarer moralischer Werte gelenkt und kanalisiert werden. Dre-he deine andere Wange hin, um die nächste Ohrfeige dankbar und in Demut zu erhalten und du erfährst jede nur erdenkliche Unterstützung und medialen Wirbel. Lege deine Waffen nieder angesichts der brutalen Übermacht und erkenne die Existenz deines Peinigers bedingungslos an und du kannst dir unserem Wohlgefallen und dem der westlicher Götter sicher sein. Mithilfe internationaler NGOs wird das Bild des vermeintlich einzig legitimen Widerstands – dem gewaltfreien – gezeichnet, hervorgehoben, salonfähig gemacht und der bewaffnete als Kriegsverbrechen dargestellt und verurteilt. So setzte Amnesty International1 2008 und 2014 den palästinensischen bewaffneten Widerstand und damit den Kampf um Existenz gegen den blutrünstigen, militärisch und hegemonial überlegenen zionistischen Aggressor gleich und diffamierte damit das Recht auf Widerstand gegen den eigenen Genozid.
Ein Beispiel ist die virale Kampagne um die 17- jährige Ahed Tamimi, einer minderjährigen palästinensischen Gefangenen, die schon im zarten Kindesalter mit der Brutalität der zionistisichen Besatzung konfrontiert war und immer noch ist. Dies ist nur ein weiterer Indiz für die NGOisierung des palästinensischen Kampfes. Der sogenannte “Popular Struggle“, der sich an Gandhis gewaltlosem Widerstand orientiert, wird von den dort aktiven NGOs in hohem Maße aufgewertet bei gleichzeitiger Abwertung des bewaffneten Kampfes. Es werden finanzielle Mittel und weitere Privilegien für die Ikonen des “Popular Struggle“ zur Verfügung gestellt, „womit dann suggeriert wird, dass ‚WIR‘, die Solidarisierenden mit eurem Kampf ‚NUR‘ diese Art des Widerstand akzeptieren und unterstützen werden“. Ein weiteres Ziel dieser Fokussierung ist die Marginalisierung der fast über 7 Mio. palästinensischen Geflüchteten in der Diaspora, von denen die meisten seit über 70 Jahren in Flüchtlingslagern leben. Sie dürfen keine Berufe ausüben und haben kein Besitzrecht, da sie laut UNRWA2 (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) auf ihre Rückkehr in ihre Heimat Palästina warten. Wir dürfen nicht vergessen, dass der erste Funke des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes eben aus diesen Lagern kam und dort seinen Anfang fand.
Viele Menschen in Palästina, die sich den Bedingungen der NGOs nicht unterwerfen, erfahren keine globalen Unterstützungskampagnen und bleiben weitestgehend weitab jeder Aufmerksamkeit. Steinewerfer*innen werden in Palästina hart bestraft3. Es stehen bis zu 20 Jahre Haft darauf, während Siedler*innen unter dem Schutz der zionistischen Armee freie Hand erlangen und straffrei davon kommen, wenn Palästinenser*innen bei lebendigem Leib verbrennen. Allein im August 2017 verhafteten vollbewaffnete zionistische Soldaten über 130 Minderjährige zwischen 5 und 18 Jahren. 2016 waren es sogar 430 Minderjährige4. Viele von ihnen harren seit Jahren im Rahmen der sogenannten Administrativhaft, die alle 6 Monate ohne Grund verlängert werden kann!! Die meisten Verhaftungen geschehen mitten in der Nacht in den Wohnungen der betroffenen Kinder. Letztes Jahr im April 2017 wurde das Mädchen Malak Salman (17 Jahre) zu 10 Jahren Haft verurteilt, da sie seitens des zionistischen Apartheid-Gerichts für schuldig befunden wurde, einen vollbewaffneten zionistischen Besatzer-Soldaten mit einem Küchenmesser angegriffen zu haben. Die junge Sozialarbeiterin und Mutter Israa Jaabis (32), deren Körper zu 95% verbrannt ist, der 8 Finger fehlen, die brennend verhaftet wurde und der man jegliche medizinische Behandlung entsagte, wurde in diesem Zustand 2017 zu 11 Jahren Haft verurteilt, obwohl Untersuchungen ergaben, dass sie nur das Opfer eines Unfalls war, als ihr Airbag im Auto plötzlich explodierte. Die Exlosion wurde medial als Angriff interpretiert. Viele Berichte über Folterung von Minderjährigen in zionistischen Gefängnissen bestätigen mit Nachdruck die unmenschliche und zutiefst verabscheuungswürdige Absicht der Besatzung, die heranwachsende Generation von Palästinenser*innen zu zerstören. Die sadistische Freude, die 20 Soldaten unverhohlen zeigen, während sie ein 10 jähriges Kind verhaften, ihm die Augen verbinden und im Jeep terrorisieren, ihm den Schlaf entziehen, ihn in dunklen Räumen verhören, ihm den Besuch seiner Angehörigen verweigern, isolieren, im Ungewissen lassen und ihm tagtäglich demütigen und erniedrigen und damit seine Zukunftsperspektiven zerstören, mit der Absicht jeden Widerstand in ihm zu brechen und ihm jede Hoffnung zu rauben, zeigt die tiefverwurzelte Angst vor dem Willen dieser Menschen und den tiefverwurzelten Zweifel an ihrer eigenen Narrative, die sie sich zurechtgelegt haben, um Palästina zu kolonialisieren.
Ilan Pappe’s Buch5: „Die ethnische Säuberung Palästinas“, das direkt in den zionistischen Archiven recherchiert wurde, verdeutlicht die Hintergründe einer zionistischen Narrative der Vertuschung von Genoziden und Vertreibung und enthüllt die wahren Absichten eines siedlerkolonialistischen Projekts europäischer Zionist*innen. Warum ich mich in diesem Artikel auf einen weißen antizionistischen Juden beziehe? Ganz einfach! Wir haben hier im Westen gelernt, dass die Narrative unterdrückter Menschen nichts wert ist, genau wie der unterdrückte Mensch selbst, dessen Akkreditierung immer nur von der Aussage eines Angehörigen der Unterdrücker*innen-Kaste abhängt, der sich seiner privilegierten Position bewusst wurde und sich entschied, sich diese zu Nutze zu machen und großzügiger Weise in den Dienst der Unterdrückten zu stellen.
Die Rolle westlicher NGOs innerhalb und außerhalb Palästinas darf trotz der politischen Tendenz nicht unbeachtet bleiben. Anfangs beschränkte sie sich auf humanitäre Hilfe der Gepeinigten und Vertriebenen. Mit der Zeit erkannten einige NGOs, dass sie mehr erreichen konnten, wenn sie der Politik einige Zugeständnisse machten. Nach dem Motto: der Zweck heiligt die Mittel. So konnten sie in tiefere Gefilde eindringen und den Menschen mehr Hilfe zukommen lassen. Mit der Zeit wurden die NGOs selbst politisiert und einige von Ihnen schlossen sich den Protesten an, jedoch versuchten sie nicht nur, sich dem Kampf anzuschließen, sondern diesen mit ihren Vorstellungen und Werten neu zu belegen und zu diktieren. Da sie die Mittel und Wege hatten und haben, die Aufmerksamkeit und das Durchhaltevermögen zu beeinflussen, fingen sie an, in White Savior Manier die Menschen selektiv zu unterstützen. Deshalb haben sie maßgeblich zur Diffamierung aller anderen Formen des Befreiungskampfes in Palästina beigetragen.

Es lebe der palästinensische Befreiungskampf in all seinen Formen

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[1] https://www.amnesty.de/2009/2/4/gaza-konflikt-kriegsverbrechen-auf-beiden-seiten
[2] https://www.unrwa.org/who-we-are
[3] http://www.gegenfrage.com/neues-gesetz-israel-20-jahre-knast-fuer-steine-werfen/
[4] http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-04/israel-entlassung-maedchen-palaestina-westjordanland-anschlag-haft
[5] http://www.palaestina-portal.eu/Stimmen_deutsch/strohmeyer_arn_%20Ilan_Pappe%20-Die%20ethnische%20Saeuberung%20Palaestinas.htm