Aus einem Brief von Jürgen Rößner von der Gefangenengewerkschaft(GG)

BriefJürgen Rößner
JVA Darmstadt
Marienburgstraße 74
64297 Darmstadt

 

Hallo Leute der Solidarität,

ich bin zwar kein politischer Gefangener, aber des „Widerstands“ : in der Tat
schlägt mein Herz links.
Ich habe in den 80er Jahren Gefangene aus der RAF wie Helmut Pohl und Rolf-Clemens Wagner, die wie ich in der JVA Schwalmstadt inhaftiert waren, kennen gelernt.
Am 1. März wurde unser Streik in der JVA Butzbach und Verweigerung des „Anstalts-Kotz“ fortgesetzt, ich bin aber schon 1 Tag vorher als“Rädelsführer“ verlegt worden.
(Zu der Vorgeschichte und den Forderungen siehe auch GI 398, Seite 10, Anm. d. Red.)
Wir setzen weiter unseren kombinierten Hunger- und Bummelstreik fort, dieses Mal „ohne Limit“, bis unsere Forderungen erfüllt werden…
Eine Petition von 128 Häftlingen wurde eingereicht, die zweite innerhalb von 3 Monaten.

Die Gefängnisleitung nutzte das gesamte Repertoire knastspezifischer Herrschaftsinstrumente und Disziplinarmaßnahmen und griff hart durch. Meine Post kommt hier nicht rechtzeitig an oder es „verschwinden“. Briefe wegen „verbotenem Inhalts“ bzw. werden beschlagnahmt. Davon betroffen sind die Rote Hilfe Frankfurt und die GG-Soligruppe Jena.
Ich bin seit dem 1. März im Streik und verweigere die Anstaltskotz bis zu meiner „Endstrafe“ am 12. 7. 2016.

Zusätzlich drang die Polizei in die Wohnung meiner Ehefrau ein, um eine Hausdurchsuchung durch zu führen. Der Vorwand ist „ angebliche Verwicklung von mir in Drogengeschäfte“. Damit wird die Repression auf das familiäre Umfeld ausgeweitet.
Ich werde nach meiner Entlassung 3 Bücher über Knäste und Justiz verfassen. Es geht mir dabei primär nicht um Kohle durch den Verkauf meiner Bücher, sondern darum, den Knast transparenter zu machen.

Jürgen Rößner