Text von Lisa zum 18. Oktober 1977

Lisa, September 2017

Ich bin im Jahre 1977 noch nicht geboren gewesen, sondern kam erst 4 Jahre später zur Welt. Die Geschichte der RAF hat mich aber in meinem politischen Weg beeinflusst, da ich mich Ende der 90er Jahre politisiert habe, als sich die RAF gerade aufgelöst hatte und es noch einige Gefangene und eine Kampagne für sie gab.
Die Situation damals in den 70ern, die („weiße“) Folter, die Isohaft, die Hungerstreiks, die Zwangsernährungen und letztendlich die *** der Gefangenen zeigen ganz genau wie der Staat, in dem Fall der deutsche Staat, funktioniert, ganz besonders dann, wenn er unter Druck gesetzt wird und sein wahres Gesicht zeigt. Auch die Staats- und Medienhetze waren und sind immer noch heute auch bei diesem Teil der Geschichte unfassbar. Die ganze Verantwortlichkeit der Machthabenden und zudem noch ihre eigene persönliche NS-Vergangenheit wird total ignoriert und manipuliert, während die RAF als total verrückte und grausame Killer dargestellt werden und außerdem oft direkt mit dem IS gleichgesetzt sind. Damals, genauso wie heutzutage auch, ist genau zu sehen wie der Staat (die Staatsanwaltschaft), die Gerichte, der Knast, die Medizin, die Medien und große Teile der Gesellschaft zusammenarbeiten und die Revolutionären, Rebell*innen oder Gegner*innen so stark bekämpfen wie möglich, letztendlich in der Zuspitzung des Konflikts vor keinen *** und der Vernichtung der Kämpfer*innen zurückschrecken. Auch die komplette Herrschaftsgeschichts-Manipulation ist immer die gleiche geblieben, da der Staat niemals zugeben würde, dass auch in den demokratischen (Nachkriegs)zeiten Menschen und Gefangene von ihm direkt *** werden.
Trotzdem sehe ich, dass der Kampf gegen den Staat und seine Herrschaft und Unterdrückung immer weiter gegangen ist – ganz unabhängig von der Geschichte der RAF – und auch immer weiter gehen wird, auch wenn die Kräfteverhältnisse und Organisationsformen sich teilweise sehr verändert haben.
Es ist wichtig viel Kraft und Mut aus dem Widerstand der kämpfenden Genoss*innen zu ziehen, trotzdem aber auch von den Hindernissen und Fehlern zu lernen um noch stärker zu werden.

Gegen den Staat und jede Form von
Herrschaft und Autorität.
Der Kampf geht weiter!