Nach massiven Einschüchterungsversuchen der Alevitischen Gemeinde in Gladbek, auf deren Gelände das Festival zunächst stattfinden sollte, konnte Grup Yorum das Verbot dank zahlreicher Solidarität brechen. Das Konzert fand als Kundgebung an einem anderen Platz unter dem Motto »Ein Herz, eine Stimme gegen Rassismus« mit Kulturprogramm am 18. Juni statt. Wir erinnern auch noch mal an die Gefangenen Özgür Aslan, Sonnur Demiray Yusuf Tas und Muzaffer Dogan, die wegen der Organisierung von solchen Konzerten bis zu 6 Jahren Knast verurteilt worden sind. Wir dokumentieren die Mitteilung des Festival-Komitees:
WIR HABEN WIDERSTAND GELEISTET UND GEWONNEN
An alle Grup Yorum-Freiwilligen, die das „Ein Herz- Eine Stimme gegen Rassismus“-Festival ermöglicht haben und an unser Volk, welches unser Festival immer verteidigt hat.
DANKE !
Als wir beschlossen das 5. große Europa-Konzert zu veranstalten, wussten wir, dass wir uns auf einen schwierigen Weg begeben. Wir wussten, dass wir erneut mit Druck und Repressionen konfrontiert werden würden und noch mehr arbeiten müssen, da dies unser 1. Festival sein wird.
ABER WIR WUSSTEN AUCH DIES:
Wir haben eine Verantwortung gegenüber unserem Volk in Europa, welches tagtäglich mit Rassismus konfrontiert wird. Es ist unsere Pflicht, unsere Konzerte gegen Rassismus, welche mittlerweile traditionell sind, zu veranstalten.
Vom ersten Moment an, an dem wir unser Festival der Öffentlichkeit vorstellten, haben der Druck und die Repressionen begonnen. Um unser Festival zu verhindern, haben der Verfassungsschutz, die Polizei und mit deren Anweisungen das Rathaus und das Ordnungsamt willkürlich und ohne jegliche rechtliche Grundlage in Form von Bedrohungen und Erpressungen Druck ausgeübt.
Sie haben ihre eigenen Gesetze mit Füßen getreten.
Das Einreiseverbot gegen Grup Yorum wurde zum Platzvergabeverbot.
Die Behörden in Gladbeck, wo unser Festival stattfinden sollte, veröffentlichten eine Erklärung, in welcher sie mit Federführung des Verfassungsschutzes und des Innenministeriums aussagten, „dass kein städtischer Platz zur Verfügung gestellt wird“.
Wir sind gegen den von „Tag Eins“ an ausgeübten Druck nicht einen Schritt zurückgewichen. Fragen wie „Sollen wir es veranstalten? Sollen wir es nicht veranstalten?“ waren nie Bestandteil unserer Gespräche. Der Grund hierfür ist, dass wir einer Tradition angehören, die tut, was sie verspricht und verteidigt, was sie tut.
Entgegen den Bedrohungen und Erpressungen des Verfassungsschutzes und der Aussage der örtlichen Behörden, man werde „kein städtisches Gelände zur Verfügung stellen“, haben wir verkündet, dass wir unser Festival veranstalten werden, ganz egal was auch passieren mag.
Während auf der einen Seite ein Widerstandszelt vor dem Gladbecker Rathaus aufgebaut wurde, wurden auf der anderen Seite die Festival-Vorbereitungen in ganz Europa ohne Unterbrechung fortgesetzt.
Wir waren davon überzeugt, unser Festival zu veranstalten:
- denn wir waren im Recht,
- denn, wir konnten vor der Einschränkung unserer Rechte und Freiheiten nicht schweigen,
- denn Familien, Jugendliche, Kinder, Grup Yorum Freiwillige jeden Alters teilten unsere Entschlossenheit.
Auch unsere deutschen Freunde sind nicht einen Tag von unserer Seite gewichen, wurden angegriffen, aber haben keinen Rückzieher gemacht, haben uns nicht einen Tag alleine gelassen. Wieder einmal wiederholt sich jedoch die Geschichte darin, dass demokratische, linke Organisationen aus der Türkei in Deutschland in Angesicht dieser Verbote und Erpressungen keine Haltung einnahmen, sondern eine Haltung der Gleichgültigkeit in Bezug auf unser Widerstandszelt präsentierten.
Das Ergebnis: Wir haben gewonnen!
Die Gesetze der Geschichte sind überall auf der Welt gültig.
Die „Wer Widerstand leistet, gewinnt“- Wahrheit wurde diesmal auf europäischen Boden geschrieben.
Zu jedem Zeitpunkt des Widerstands haben die Grup Yorum Freiwilligen großen
Arbeitswillen, Mut und Aufopferungswillen bewiesen.
Obwohl kein Ort für das Festival zur Verfügung stand, hat unser Volk unserer Entschlossenheit vertraut.
Als der große Tag anstand, strömten sie trotz anhaltendem Regen aus ganz Europa und ganz Deutschland mit Bussen, Zügen und Autos herbei und füllten den Festivalplatz.
Unter dem Regen haben Tausende Menschen Widerstands- und Erfolgshalay getanzt.
Unsere Jugendlichen, unsere Kinder und Familien haben auf dem Gladbecker Festplatz unter dem Regen einen regelrechten Widerstand organisiert.
Wir haben der Geschichte am 18. Juni schöne Bilder hinterlassen.
Wir bedanken uns hiermit noch einmal bei unserem Volk, welches vom ersten Tag an bei uns war, mit Herz und Seele dafür arbeitete, dass wir unser Festival durchführen können, die mit ihrer Arbeit, ihrer Energie und ihrer Aufopferung diese Schönheiten ermöglichten.
Grup Yorum ist das Volk, das Volk kann nicht zum Schweigen gebracht werden!
Die Lieder verstummen nicht, die Tänze gehen weiter!
Der Sieg gehört denen, die Widerstand leisten!
20. Juni 2016