Wir müssen alle Verhältnisse umwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein
geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist, so schrieb Karl Marx vor rund
177 Jahren. Der gegenwärtige ökonomische Niedergang der Working Class“ ist vielfach
beschrieben und belegt. Noch immer sind die allermeisten von uns geknechtet. Emiedrigt!
Und werden verächtlich gemacht! Um so wichtiger erscheint es mir, diese Verhältnisse nicht
ohne Widerspruch hinzunehmen.
Ich selbst sitze nun schon einige Jahre in Gefängnissen Süddeutschlands, und auch dort
verschlechtert sich die Lebenssituation zusehends. Wenn der Spitzenlohn in Gefängnissen
bei rund 2 Euro und 50 Cent in der Stunde liegt, lassen sich keine Reichtümer anhäufen.
Und Corona hat die Situation noch weiter verschlechtert, so wie bei Millionen Menschen vor
den Gefängnismauern, ob in Deutschland oder jenseits der Grenzen.
Stattdessen werden diese Millionen Menschen zurückgeworfen auf eine schier atemlose
Existenz, in der es im wesentlichen nur darum geht das eigene physische Überleben zu
sichern. In den hiesigen Gefängnissen wiederum ist zwar das nackte Überleben in aller
Regel gesichert, denn es gibt zu Essen und ein Bett, aber die Menschen sitzen abgeschottet
von der Welt in ihren Zellen, über Jahre, oder Jahrzehnte. Erst im Dezember vergangenen
Jahres wurde aus der südbadischen JVA Bruchsal ein Insasse nach sage und schreibe
59 Jahren und 11 Monaten Haft entlassen!
Der 1. Mai ist ein solidarischer Kampftag, der die Menschen an Kämpfe des 19. und des 20.
Jahrhunderts erinnert. Der uns aber zugleich Ansporn sein soll, uns von den Ketten zu
emanzipieren! Das können wir nur selbst!
Mutig und entschlossen zusammenstehen, keinen Schritt zu weichen, sondern vorwärts zu
gehen! Dafür steht der 1. Mai.
In diesem Sinne: Herzschlagende Grüße aus Freiburg!
Thomas Meyer-Falk