2 Briefe von Carmen Forderer


Vom 18.Juni 2020:

Der „vermeintlich“ letzte Ausweg
 
Hier in der JVA Schwäbisch-Gmünd haben jetzt in doch recht kurzer Zeit 3 Frauen Suizid begangen.
Eine Frau in der U-Haft. In einem anderen Hafthaus für Strafhaft beging eine Frau Suizid und jetzt von Samstag auf Pfingstsonntag fand eine Bedienstete beim Morgenaufschluss eine 24 -jährige tot in ihrer Zelle, Suizid.
Die Bestürzung und Fassungslosigkeit unter den Mitgefangenen besonders in dem Haftraum war groß und die Frage, ob man es irgendwie verhindern hätte können, lag in der Luft.
Mittlerweile geht das Leben und der Alltag auch hier im Knast seinen gewohnten Gang. Über den Suizid wird kaum bis gar nicht mehr geredet, aber trotzdem sitzt die Angst noch so manchen Gefangenen im Nacken. An einem Sonntagmorgen rief eine Gefangene aus dem Fenster einer im unteren Stockwerk zu: „Hey, ist deine Tür noch zu“, die Andere darauf: „Ja, die ist noch zu, liegt aber daran, dass eine fremde Beamtin im Haus ist und sie sich nicht so gut auskennt.“ Die Andere darauf: „ Oh, dann ist es ja gut, besser als wäre was Anderes.“
Dieses kurze Fenstergespräch fand im Hafthaus statt, wo sich die 24- jährige umgebracht hatte, wo die anderen Mitgefangenen an diesem Tage keinen Aufschluss hatten, bis die Tote abtransportiert wurde und die Kripo ihre Arbeit erledigt hatte.
 

 
Besuche sind wieder möglich, aber es gibt nur einmal im Monat 1 Stunde Besuchszeit und nur mit einer Person. Es wurden extra auf den Besuchstischen Plexiglasscheiben angebracht als Vorsichtsmaßnahme.
In der vorletzten Gefangenen Info Ausgabe wurde „ Corona im Knast“ thematisiert und ich möchte noch was hinzufügen, was ich für wichtig halte.
Die Einschränkung „Besuchsverbot“ traf und trifft besonders die Frauen, die Kinder draußen haben. Seit Mitte/Ende März gibt es keinen Kinderbesuch mehr. Der Kontakt besteht nur am Telefon und seit einen Monat durch skypen 3 mal im Monat für 20 Minuten.
Viele Frauen tun sich echt schwer damit, diese Distanz zu ihren Kindern, jetzt schon auf längere Zeit, zu ertragen.
 
Carmen Forderer
Herlikoferstr.19
73527 Schwäbisch-Gmünd

Anmerkung der Redaktion zu Carmen Forderer
Carmen ist 53 Jahre alt und eine soziale Gefangene. Sie war schon 14 Jahre im Knast.
Nach einem Monat draußen wurde sie erneut verhaftet und im Dezember 2014  zu 6 ½ Jahren und anschließender Unterbringung in der Sicherungsverwahrung verurteilt.