Briefe von Erdal und Prozesstermine

Erdal Gökoğlu

Merhaba, ich habe die 421. GI-Ausgabe erhalten. Danke. In den letzten Tagen waren ich etwas überfrachtet und konnte nichts schreiben, denn die Verhandlungstage gehen weiter. Aber ich werde bei der nächsten Gelegenheit, die sich bietet, etwas schreiben.
Mir geht es gut. Seit Anfang des Monats mache ich den einstündigen Hofgang gemeinsam mit den übrigen Gefangenen aus meinem Stockwerk. Dies ist die einzige Veränderungen der Isolationsbedingungen, denen ich ich seit eineinhalb Jahren ausgesetzt bin. Alles andere geht weiter wie gehabt. (…) Sollen sie tun, was sie für nötig erachten. Wäre es anders, würde ich misstrauisch werden. „Wer im Kampf verwundet wird, spürt keinen Schmerz. Und kämpfen bedeutet Freiheit.“ sagte Nazım. (Nazım Hikmet; türk. kommunistischer Dichter; Anm. d. Übers.)
Unser Zorn ist größer als unser Schmerz. Deswegen können sie tun, was sie wollen, es juckt uns nicht.
Lieber …, ich wünsche Euch viel Erfolg bei Eurer Arbeit und umarme Euch in Sehnsucht. Bis bald, verbleibt in Hoffnung.

Merhaba lieber Wolfgang, ich habe deinen Brief vom 11. März 2019 erhalten. Danke. Ja, den von dir angesprochenen Themen zustimmend denke ich, dass es sich um wichtige Themen handelt, die behandelt und diskutiert werden müssen. In diesem Rahmen möchte ich in Zukunft detaillierter sprechen und diskutieren. Jedoch möchte ich bereits jetzt einige Themenpunkte hervorheben:
Ich bin der Überzeugung, dass allen voran die Angelegenheit der „Solidarität“ behandelt werden müsste. Die Paragraphen 129 oder die praktizierte Isolation in den Gefängnissen sind die mit am häufigsten „durcheinandergebrachten“ und somit diskussionsbedürftigen Punkte. Denn in der aktuellen Situation ist nicht klar, wer „solidarisch“ und wer „betroffen“ ist. Während die Aneignung der „NoG20“-Verfahren als gerechtfertigt betrachtet wird, wird der §129b als „riskant und gefährlich“ betrachtet. Das erscheint verdreht.
Ein anderer Punkt ist die Abrechnung mit dem „solidarischen-protestlerischen Linkssein“. Denn es geht darum, StudentInnen der ML-Schule zu sein und nicht der Frankfurter Schule…
Der März ist ein Monat, wo sich etliche Widerstände und Massaker in der Türkei ereignet haben. Dazu gehören Mahir Çayan und seine Genossen, die in Kızıldere ermordet wurden.
Kızıldere ist der Geburtsort der RevolutionärInnen der Türkei. Denn dort wurde den Diskussionen um „die bestehende Ordnung und der Revolution“ der letzte Punkt gesetzt. Diese sind die Ideen, die den seit einem halben Jahrhundert andauernden Kampf lenken.
Mahir und seine Genossen zeigen uns weiterhin den Weg und erklären heute noch, dass „die Welt ein weiteres Mal von der Türkei aus erschüttert werden wird“…

Herzliche Grüße

Prozesstermine von Erdal Gökoğlu

– Di, 30.04.19
– Mi, 8.05.19
– Mi, 29.05.19
– Mi, 05.06.19
– Do, 06.06.19
– Mi, 12.06.19
– Do, 13.06.19
– Mo, 17.06.19
– Mi, 19.06.19
– Do, 27.06.19
– Fr, 28.06.19

Das Verfahren findet jeweils um 09.00 Uhr in der Sievekingsplatz 3, 20355 Hamburg (U-Bahn Messehallen) unten rechts im Staatschutzskeller, Raum 288, statt.
Hinweis: Die Prozesstage können variieren. Die, die aus anderen Städten anreisen, sollten uns vorher anrufen, um Informationen darüber zu erhalten:

Tel: 0049 174 4549193
Mail: freiheitskomitee@gmx.de