Soll man sagen: Glückwunsch?

tmf

Thomas Meyer-Falk, 4. Januar 2019

Drei Jahrzehnte Gefangenen Info, bzw. dessen Vorläufer als Angehörigen Info. Drei Jahrzehnte der Stimme für Gefangene, aber auch deren Angehörigen und FreundInnen. Stimme für Kämpfe hierzulande, wie auch jenseits der nationalen Grenzen, internationalistisch im besten Sinne!
Immer parteiisch auf Seiten der Verfolgten, Eingeknasteten und Entrechteten, ihren Kampf gegen die Ketten, die sie und die uns alle niederdrücken sollen.
Gefangene haben jene Aufgabe ernst genommen, die Marx als das einzige Mittel zur Lösung bezeichnete: die Praxis! Ihr Handeln wurde zur Praxis und dafür werden sie verfolgt, gefoltert, eingeknastet und ermordet.
Dreißig Jahre GI bedeuten aber auch für die MacherInnen dreißig Jahre Verfolgung und Repression: Strafverfahren, Ermittlungsverfahren, Beobachtung durch den VS. Deshalb ist auch an all jene zu erinnern, die immer solidarisch das GI unterstützt, gedruckt, gelayoutet und auch finanziert haben. Darunter die Rote Hilfe e.V., die ganz aktuell, folgt man den diversen Medienberichten von einem Vereinsverbot durch das BMI bedroht ist und die auch deshalb unser aller Solidarität bedarf, diesen staatlichen Angriff abzuwehren.
Warum habe ich eingangs gefragt, ob man sagen solle „Glückwunsch“? Nun, das GI gibt es, weil es staatliche Repression und Einknastung gibt. Würden wir in einer freien Welt leben, es bedürfte keiner Gefängnisse, und auch keiner geschlossenen Psychiatrien.
Insofern mischt sich in die tiefe Achtung vor all jenen, die das GI (und das Angehörigen Info) ermöglichen, auch eine Spur von Bitterkeit darüber, dass es das GI überhaupt bedarf.
Lasst uns alle gemeinsam daran arbeiten: „Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verächtliches Wesen ist“ (Marx). Für eine Welt streiten und auch kämpfen, in der der Mensch Mensch sein darf, frei, eingewoben in ein Netz sozialer Beziehungen, getragen von Solidarität und Menschlichkeit.