Zur Fahndung nach Burkhard Garweg, Daniela Klette und Ernst-Volker Staub

Blick auf das schwer beschädigte Verwaltungsgebäude des Gefängnisbaus in Weiterstadt bei Darmstadt, aufgenommen am 28.3.1993. Am Vortag hatte ein Kommando der RAF einen Sprengstoffanschlag auf die Baustelle von Hessens modernster Justizvollzugsanstalt verübt hatte. Der Komplex wurde wieder aufgebaut und am 13.8.1997 in Betrieb genommen. Durch den Anschlag stiegen die Baukosten um etwa 90 Millionen Mark auf rund 363 Millionen Mark.

Wer sind die Drei?
Volker war in den achtziger Jahren in der RAF organisiert und dafür von 1984 bis 1988 eingesperrt. Burkhard hat damals in den besetzten Häusern der Hafenstraße in Hamburg gelebt. Daniela und Volker waren auch oft da und haben sich dort oft an politischen Diskussionen beteiligt.
Sie haben sich dann etwa um 1990 der Überwachung entzogen und waren somit für die Cops nicht mehr greifbar und sollen sich dann der RAF angeschlossen haben.

Fahndungskampagne
Alle Informationen zur Fahndung nach Burkhard, Daniela und Volker kommen aus dem Apparat, d.h. der Polizei, Geheimdiensten und der Staatsanwaltschaft Niedersachsens und diese werden dann durch  die Medien öffentlich.
Somit können wir alle diese „Fakten“ nicht nach ihrer Authentizität überprüfen. So sollen die Drei mehrere Geldtransporter und die Tageseinnahmen von Supermärkten überwiegend im norddeutschen Raum seit 2011 enteignet haben, um so ihr Leben in der Illegalität zu finanzieren.
Spätestens seit Anfang 2016 gibt es eine intensive öffentliche Fahndung nach ihnen. Vorgeworfen wird ihnen neben „Raub“ auch „versuchter Mord“. Flankiert wird das Ganze durch willige Polizei-Medien: Lange Artikel tauchten z.B. in der „Zeit“ vom 2.6.2016 und im „Spiegel“ Nr. 22 auf. Auch fast alle norddeutschen Gazetten, aber auch viele überregionale Zeitungen berichteten. Ebenso gab es auch Berichte im TV, wie z.B. in „Aktenzeichen XY“ im Januar.
Da sie für ihre Geldbeschaffungsaktionen diverse Wagen benötigen, wurden deswegen über 1000 AutohändlerInnen allein in Norddeutschland befragt. Ende der siebziger Jahre bekamen ehemalige Militante der RAF Asyl in der damaligen DDR, um so sicher vor der Vernichtungshaft durch die BRD zu leben. Bekanntlich überlebten ja neun politische Gefangene den Knast in der BRD nicht in den siebziger und achtziger Jahren. Weil die Menschenjäger  dem Trio Kontakte zu ehemaligen Stellen der DDR unterstellten und wegen der räumlichen Nähe zu Norddeutschland durchsuchten sie ein Gehöft in Mecklenburg-Vorpommern (Quelle: „Zeit“).
Von der Staatsanwaltschaft Verden wurden aktuelle Fotos von den beiden besagten Männern publiziert, die Burkhard und Volker darstellen sollen. Von Daniela soll es kein aktuelles Bild geben, deshalb wurde von  ihr ein simuliertes Foto lanciert, das zeigen soll, wie sie heute aussehen könnte. Da Burkhard, Daniela und Volker auch in den Niederlanden vermutet werden, gab es einen Fahndungsaufruf im dortigen Fernsehen (Quelle: „Zeit“).
Da trotz dieser öffentlichen Fahndungskampagne die Drei immer noch nicht inhaftiert sind, wird inzwischen von den Herrschenden überlegt, ob nicht überregionale Stellen die Fahndung übernehmen könnten: BKA und Bundesanwaltschaft.

Warum dieser Aufwand?
„Geldbeschaffungsaktionen machen auch viele Andere“, bemerkt die „Zeit“. Dass das aber nicht so hohe mediale und polizeiliche Wellen schlägt, hat damit zu tun, dass das Trio mit der ehemaligen RAF in Verbindung gebracht wird. Die „Zeit“ drückt das so aus: „Die RAF hat die bundesrepublikanische Nachkriegszeit geprägt…“
Bekanntlich hat sich diese politisch-militärische Organisation 1998 – also vor über 17 Jahren – aufgelöst. Ein Grund der Beharrlichkeit seitens der Herrschenden sind viele ungeklärte Aktionen der RAF, die mit den Dreien in Verbindung gebracht werden:

  • Attacke gegen Alfred Herrhausen, dem Chef der  Deutschen Bank, der damals stärksten europäischen Bank und engen Berater des damaligen Bundeskanzlers Kohl.
  • 1990 die Schüsse auf die US-Botschaft in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn anlässlich des ersten Golfkriegs.
  • 1991 den Angriff auf den Vorsitzenden der Berliner Treuhand Detlev Karsten Rohwedder, der für die Abwicklung der Betriebe der DDR zuständig und somit für massenhafte Entlassung von den dortigen Werktätigen verantwortlich war.
  • 1993 die Sprengung des noch nicht fertiggestellten Knastes in Weiterstadt mit einem Schaden von ca. 40 Millionen, der die Fertigstellung des Knastes dadurch um 4 Jahre verzögerte.

Die herrschende Klasse will vor allem die vermeintlich Verantwortlichen für diese Aktionen festnehmen. Schon wird über den „Spiegel“ den Dreien Kronzeugenrabatt angeboten.
Oft wird das Trio als „RAF-Rentner/Senioren“ verspottet. Zum Einen wird dadurch ihre Politik als überholt dargestellt und zum Anderen werden Menschen um die 60 als unfähig bezeichnet, die weder  für eine Tätigkeit im Untergrund noch für ein selbstbestimmtes Agieren mehr fähig sind. Die TAZ, die diesen Begriff maßgeblich prägte, zeigt hier mal wieder ihr menschenfeindliches Weltbild.

Reaktionen von uns
Resonanz auf die öffentliche Fahndung nach den 3 GenossInnen waren öffentliche Solidaritäts-Erklärungen auch auf den bundesweiten Veranstaltungen zu Ulrike Meinhofs 40. Todestag.
Die Herrschenden wollen Burkhard Garweg, Daniela Klette und Ernst-Volker Staub festnehmen und damit signalisieren: „Wir kriegen Euch alle, Widerstand gegen diesen Staat ist sinnlos“.
Die Solidaritäts-Erklärungen zu den 3 Illegalen wie z.B. von den BewohnerInnen aus der Hafenstraße zeigen aber, dass die 3 nicht vergessen wurden und die Ziele der RAF nach Befreiung von Unterdrückung noch akut sind.

Noch was in eigener Sache dazu
Seit langem vertreten wir als „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen“ und damit auch als HerausgeberInnnen des „Gefangenen Info“ die Auffassung „Revolutionäre Geschichte aneignen und verteidigen!“. Entstanden sind wir 1989 anlässlich des Hungerstreiks der Gefangenen aus der RAF und des anti-imperialistischen Widerstandes.
Deshalb berichten wir über militante Politik von damals, nicht nur zu den Dreien, sondern z. B. über die Verfolgung von Christian Gauger und Sonja Suder wegen der RZ (Revolutionäre Zellen) oder von Bernhard Heidbreker wegen des K.O.M.I.T.E.E.

Unsere parteiliche Berichterstattung wird im neuen Bericht des Hamburger Verfassungsschutzes 2015 angegriffen. Wir lassen uns dadurch aber nicht abschrecken und machen so weiter!!!