Botschaft aus dem Gefängnis von Neapel-Poggioreale

14 August 2018, von der Facebook-Seite der Verwandten und Freunden der Gefangenen in Poggioreale, Pozzuoli und Secondigliano

Die Gefangenen der Sektion Mailand aus Poggioreale

Der Einkaufs-Streik im Gefängnis Poggioreale hat begonnen. Die Insassen der Sektion Mailand haben sich organisiert, um mit dieser Protestform eine Reihe von Forderungen an die Verwaltung des Gefängnisses und an das Strafvollstreckungsgericht zu stellen.
An die Leitung des Gefängnisses von Poggioreale! An die Gefängniswärter der Sektion Mailand! Wir Insassen der Sektion Mailand kündigen durch friedlichen Protest den Einkaufs-Streik aus folgenden Gründen an:

1) Wir haben mehrfach das Problem der mangelnden Hygiene thematisiert! Es geht soweit, dass es zu unerwünschten Gästen wie Ratten kommt. Mehrfach haben wir Insassen Ratten in unseren Zellen bemerkt, als wären wir in einer Kanalisation und das ist nicht akzeptabel. Es ist unvorstellbar mit diesen Krankheitsüberträgern zusammenleben zu müssen. Wie ist es möglich, dass solche unwürdigen Lebensumstände herrschen, obwohl es die Pflicht der Leitung sein sollte, die Gesundheit eines jeden Häftlings zu garantieren und zu schützen.
Deswegen sagen wir Gefangene als ein einziger Körper und Geist „ES REICHT“.
2) Schluss mit der ewigen Wartezeit für Besucher*innen. Aufgrund der Schließung nötiger Besuchszellen ist es weniger Insassen möglich Besuch zu empfangen. Angehörige müssen, besonders in den heißen Monaten unter der prallen Sonne warten! Im Notfall ist kein Krankenwagen vor Ort und somit keine medizinische Versorgung gewährleistet. Es steht nur eine einzige Toilette zu Verfügung, welche immer schmutzig ist. Mit der Wiedereröffnung von Besuchszellen könnte das Problem wieder gelöst werden.

Deswegen sagen wir „ES REICHT“.
Zusammengefasst FORDERN wir von der Sektion Mailand:

1) die Säuberung und Desinfektion des Außenbereichs und der kompletten Sektion;
2) kürzere Wartezeiten für Besucher*innen und Öffnung der dafür vorhergesehenen Räumlichkeiten;
3) dass die Preisliste überprüft wird;
4) dass Kissen und Matratzen ausgetauscht werden;
5) dass die Gesundheits-Firma sich bemüht den Service zu verbessern. Von den ärztlichen Untersuchungen bis hin zu den Medikamenten. Es kann nicht sein, dass die Krankenschwestern uns sagen, dass für ein benötigtes Medikament 2-3 Wochen Wartezeit bestehen;
6) dass die Verpflegung verbessert und abwechslungsreicher gestaltet wird;
7) die schnellstmögliche Entfernung des dritten Bettes aus allen Zellen;
8) dass die Direktion frühzeitige Entlassungen ermöglicht und persönliche Gespräche mit den Insassen führt;
9) dass uns all das gegeben wird, was uns rechtlich zusteht!

In der Nacht vom 11. auf den 12. August wurde einem Freund von einer Ratte in die Hand gebissen. Als er einen Müllbeutel schloss, hing ihm plötzlich eine Ratte am Finger. Er ließ sich in die Krankenstation bringen, in der er nicht ausreichend behandelt wurde. Er erhielt eine Spritze und wurde zurück in seine Zelle gebracht!

Hochachtungsvolle Grüße der Gefangenen aus der Sektion Mailand.