Vollständiger Leserbrief zu: „Löcher. In Celle anderswo“ junge Welt vom 25.7.2018
Wolfgang Lettow, Mitglied der Redaktion des Gefangenen Infos
Sigurd Debus Leben und Kampf für eine kommunistische Gesellschaft wird in dem Artikel ungenau bzw. verfälscht wiedergegeben.
Es stimmte nicht, „das er mit der RAF nichts zu tun gehabt“ habe, wie der Autor Schäfer behauptet.
Sigurd wurde 1942 geboren. Bereits in den früheren sechziger Jahre war er Umfeld der verboten KPD aktiv und organisierte sich von 1967 – 1970 in der KPD/ML, um sich ab 1971 im neugegründeten Hamburger Aktionszentrum (HAZ) zu organisieren.
Anfang der siebziger Jahre kämpfte er in einer bewaffneten Stadtguerillagruppe. 1974 wurde er verhaftet und zu 12 Jahren Knast verurteilt u.a. wegen militanten Aktionen gegen das Hamburger Verfassungsamt und das Haus der Industrie. Obwohl er kein Mitglied der RAF war, beteiligte sich Sigurd ab dem 11.2.81 in Hamburg-Fuhlsbüttel an einem Hungerstreik der Gefangenen aus der RAF, um mit den Gefangenen aus der RAF zusammenzukommen.
Ab März 1981 wurde Sigurd gegen seinen Willen zwangsernährt. Anfang April fiel er bei der Zwangsernährungsfolter ins Koma und starb an diesem bestialischen Eingriff angeblich am 16.April 1981. Eine Obduktion erbrachte eine innere Kopfblutung als Todesursache, die wohl im Zusammenhang mit der Fixierung für die Zwangsernährung steht. Obwohl Sigurd schon einige Tage klinisch tot war, wurde sein Tod erst am 16. April durch den Staat bekanntgegeben, am Tag an dem der Hungerstreik beendet wurde. Die Herrschenden wollten mit dieser Manipulation des Todeszeitpunkts suggerieren, dass die Gefangenen wegen Sigurds Tod den Hungerstreik beendet hatten und nicht, weil es Zusagen staatlicherseits gab, die Isolation zu beenden. Der Staat hielt seine Zugeständnisse nicht ein.
Sigurds Tod konnte nie aufgeklärt werden, da Teile seiner Krankenakte verschwanden. Die verantwortlichen MedizinerInnen und Beamte blieben unbehelligt im Amt.
Ein „Kommando Sigurd Debus“ der RAF griff am 31.8.81 das Hauptquartier der US Air Force in Ramstein an. Damit würdigte die RAF Sigurds Kampf gegen die Isolationsfolter und für eine kommunistische Gesellschaft.