Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Dr. Banu Büyükavcı

Im Namen des Schutzes der Sitten und Gebräuche werden beinahe jeden Tag auf den Straßen Frauen massakriert. Frauen sind in Kriegen – wie bspw. zur Zeit im Mittleren Osten – Massenvergewaltigungen ausgesetzt und werden dabei als Kriegsbeute (mit-)genommen und verkauft. In einigen Teilen der Welt werden die Frauen durch Steinigung getötet und beschnitten, damit sie keine Sexualität erleben. Es erfolgen Säureangriffe gegen ihre Gesichter und ihre Körper. Sie sind auf der Straße, bei der Arbeit (genauer genommen in vielen Bereichen des Lebens) Belästigungen, Übergriffen und Vergewaltigungen ausgesetzt.
Frauen erleiden häusliche Gewalt, was manchmal mit dem Tod endet. Sie werden im Kindesalter zwangsverheiratet, es folgen Geburten in jungen Jahren und dadurch bedingte Todesfälle. Frauen werden insbesondere mit der Zuweisung der Rolle der “heiligen Mutterschaft” und “anständigen Ehefrau” zwischen den vier Wänden des Hauses eingesperrt. Damit wird ihnen ihr Recht auf Bildung und Arbeit verwehrt. Im Arbeitsleben sind sie einer Ungleichbehandlung ausgesetzt. Selbst wenn Gleichberechtigung vorliegt, erhalten sie nicht den gleichen Lohn. Wegen ihrer familiären und häuslichen Pflichten müssen sie die unsicheren und flexiblen part-time/Teilzeitjobs ausüben. Dieser Umstand treibt sie in die Armut. Viele werden gezwungenermaßen als Sexsklavinnen beschäftigt.
Sie müssen vor Kriegen und Katastrophen fliehen und in einem fremden Land leben, in dem sie als Migrantinnen Vorurteilen ausgesetzt sind. Gelegentlich sind sie faschistischen Angriffen ausgesetzt. Sie werden daran gehindert, selbst über ihre Körper zu bestimmen. Das Abtreibungsverbot sowie viele Formen derartiger Gewalt sind die bitteren Fakten, die wir jeden Tag erleben und deren Zeugen wir sind. All diese Geschehnisse sind nicht die Bestimmung – das Schicksal der Frauen. Weder ist der gewalttätige Mann ein Psychopath oder krank, noch ist die Frau, die der Gewalt ausgesetzt ist, dumm und einfältig. Dieses Problem resultiert auch nicht aus den biologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau.
Der Architekt dieses Zustandes, in dem der Frau das freie Leben verwehrt wird, ist das imperialistische System und sein patriarchalisches Verständnis, das die Welt zügellos ausbeutet, die Kriege verursacht und die Völker der Welt unterdrückt und ausbeutet. Um die Ausbeutung und Plünderung auszuweiten, schüren die Imperialisten die Klassen-, Religions-, Nations-, Konfessions- und Geschlechterdiskriminierung, nähren dabei den Fanatismus und versuchen damit die schönsten Werte der Menschheit zu zerstören. Die Frauen sind es, die in dieser Situation den größten Schaden erleiden. Diese Art von Angriffen gegenüber Frauen sind keineswegs zufällig. Denn die Frauen haben das Bewusstsein, dass ein freies und gleiches Leben Widerstand bedeutet; und sie haben in jeder Phase der Menschheitsgeschichte gegen Sklaverei und Ungleichheit/Ungleichbehandlung gekämpft. Das patriarchale System versucht durch die Unterdrückung und Ausbeutung der Frauen, die der fortschrittlichste Teil der Gesellschaft sind und von der Revolution den meisten Nutzen hätten, in allen Bereichen der Gesellschaft zu verknechten. Die Geschichte ist voll mit Siegen/Triumphen von Frauen.
Gegenwärtig kämpfen kurdische Frauen in Rojava-Kobani sowie in Shingal gegen die barbarischen, feudalistisch-faschistischen IS-Banden. Diesen Kampf führen sie für die gesamte Menschheit und geben dabei den Völkern der Welt Hoffnung und Widerstandskraft.
Das Freiheitsfeuer, das die widerstandsfähigen Frauen, die nicht zum Schweigen gebracht und gebändigt und eingesperrt werden konnten, angezündet haben, wird seit Jahrhunderten immer größer. Auch heute, also am 25. November, am Tag der Internationalen Solidarität und des Widerstandes gegen Gewalt gegen Frauen, erhellt dieses Freiheitsfeuer an vielen Orten der Welt, auf den Straßen, bei den Arbeitsstellen sowie im Gefängnis unseren Weg.
Die Würfel sind gefallen, es gibt kein zurück !
Wir, die Frauen, die die Freiheit und Gleichheit so sehr lieben, wir kommunistische, sozialistische, anarchistische, revolutionär-demokratische, feministische, homo- und transsexuelle Frauen, wir, die Frauen, die die Welt erschaffen haben, die produzieren und gebären –
Wir werden es nicht mehr erlauben, dass man über unsere Körper und Arbeitskraft herrscht. “Diejenigen, die sich nicht rühren, bemerken die Fesseln an ihren Füßen nicht”. Damit werden sie uns nicht in unsere Häuser einsperren können. Es geht nicht nur darum, gegen einen Mann und gegen die Gewalt eines Mannes zu kämpfen. Es geht vielmehr darum, dieses System – dessen Sklave auch der Mann selbst ist – an seinen Wurzeln zu erschüttern. Es ist unsere Aufgabe, dieses patriarchalische System, das uns ein gleichberechtigtes, freies Leben verwehrt, auf den Müllhaufen der Geschichte zu befördern. Für dieses Ziel werden wir die Hindernisse überwinden und alle Barrikaden niederreißen.
Wir versprechen, dass wir für ein würdevolles Leben, für den Frieden und die Liebe, für diejenigen, die ihr Leben im Kampf für die Verbesserung der Welt verloren haben und für deren Andenken, für eine freie, klassenlose, gleiche und nicht ausbeuterische Welt kämpfen und Widerstand leisten werden. Zur Erreichung dieses Ziels werden wir keinerlei Hindernisse akzeptieren.

Es lebe der Freiheits- und Gleichheitskampf der Frauen
Es lebe die revolutionäre Solidarität und der Kampf der Frauen
Nieder mit dem Imperialismus und dessen patriarchalischem Verständnis
JİN, JİYAN, AZADİ
(FRAU, LEBEN, FREIHEIT)

Revolutionäre, Rote Grüße