Verhaftungen in Chile

Soligruppe für Gefangene

Verhaftung von Marcela

Am 9. Juni 2017 wurde Marcela Mardones, ehemaliges Mitglied der FPMR1, eine Stadtguerilla die während der Diktatur und der Demokratie tätig war, festgenommen. Seit der Anklage Jaime Guzmán2 umgebracht zu haben, ist sie untergetaucht. Sie befand sich in Mexico, wo sie unter falschem Namen lebte. Nach der Verhaftung von Raúl Escobar Poblete reiste sie über mehrere Länder, um nach Chile zu kommen. Als sie Puerto Montt überquerte, wurde sie von der BIPE verhaftet, welche sie sofort nach Santiago de Chile mitnahmen. Sie wird nun als Autorin des Anschlags gegen Jaime Guzman verurteilt, aber auch verdächtigt ihn überwacht zu haben, ausserdem soll sie das Fahrzeug während der Operation gefahren haben.
Marcela befindet sich in einer schwierigen Knastsituation, aufgrund der ewigen Ausrede der „Sicherheit“, die die chilenische Gendarmerie angibt. Sie sitzt in keinem Frauenknast, sondern im Hochsicherheitstrakt eines Hochsicherheitsgefängnisses. Sie befindet sich in einem Flur isoliert wo sie direkt von Schließerinnen bewacht wird.

Verhaftung von Raúl Escobar Poblete, “Emilio”

Raúl Escobar Poblete wurde unter falscher Identität Anfang Juni 2017 in Mexico verhaftet und wurde dort für die Entführungen von Millionären beschuldigt. Nach einigen Tagen im Knast und während eines Identifikationschecks wurde sein wahrer Name festgestellt, und dass mehrere Haftbefehle gegen ihn vorlagen. „Emilio“ wird von der chilenischen Jusitz angeklagt, sich an mehreren Aktionen der FPMR-Autónomo beteiligt zu haben. Vor allem bei der Ermordung von Jaime Guzmán, der Entführung von Edwars und die Teilnahme an der Befreiungsaktion aus einem Hochsicherheitsgefängnis im Jahre 19963. Zum jetzigen Zeitpunkt sitzt er in mexikanischen Knästen, es wird aber von der chilenischen Justiz verlangt, dass er verlegt wird, da es zwischen beiden Ländern diplomatische Verhandlungen gibt. Bis jetzt ist seine Situation unklar.

Einige Wörter dazu

Fernab von der militärischen, hierarchischen und patriotischen Logik der FPMR und deren marxistisch-leninistischen Einstellung, erkennen wir Marcela und Emilio als einen Teil der Realität des sozialen Krieges. Genauso wie Mauricio Hernández4 in Brasilien. Als ein Teil der Revolutionäre im Knast, trotz der politischen Differenzen, können wir weder ihre rebellische, noch ihre ausdauernde Geschichte des Kampfes leugnen. Aus einer anarchistischen Position, interessiert es uns nicht, die Figur des FPMR als Organisation oder als Mythos hervorzuheben. Aber wir unterstützen jene, die fernab einer bequemen Einstellung in der Demokratie sich entschieden haben weiterzukämpfen.

Nieder mit allen Knästen!


[1] Der Frente Patriótico Manuel Rodríguez (Patriotische Front Manuel Rogdríguez) war eine marxistisch-leninistische bewaffnete Gruppe aus Chile. Sie fingen ihren Kampf in den früheren 80ern gegen die Diktatur von Augusto Pinochet an.
[2] Handlanger von Pinochet während der Diktatur in Chile von 1973 bis 1990
[3] Befreiung von 4 Mitglieder der FPMR am 30 Dezember 1996 aus dem Hochsicherheitsgefängnis mit einem Hubschrauber
[4] Weiteres Mitglied der FPMR, das 1996 befreit wurde und seit 2002 in Brasilien im Knast sitzt