Wir vergessen nicht – Nichts ist beendet!

Collettivo Contro la Repressione per un Soccorso Rosso Internazionale, September 2017

In Deutschland, am Morgen des 18. Oktober 1977, wurden die Militanten Andreas Baader und Gudrun Ensslin aus der RAF im Knast Stuttgart Stammheim in ihren Zellen tot aufgefunden. Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller, zwei weitere Gefangene aus dieser Gruppe waren schwerverletzt. Jan starb einige Stunden später und Irmgard überlebte. Sofort sprach die deutsche Regierung wie auch die italienischen Medien von Selbstmord. Die revolutionäre italienische Bewegung schloss Selbstmord aber sofort aus, sie ging im Gegenteil von Mord durch den deutschen Staat aus.
Nach dem 18.10.77 gab es von unterschiedlichen Zusammenhängen Italiens in mehreren Städten wochenlang spontane und gezielte Solidaritätsproteste mit den toten GenossInnen. Schon am 18. Oktober wurde in Rom anlässlich einer Demonstration die deutsche Botschaft angegriffen. Wenige Tage später wurde in Mailand das deutsche Konsulat gestürmt und die Polizei wiederholt attackiert. In Turin, Neapel, Mailand und Rom gab es militante Interventionen gegen deutsche Niederlassungen von Mercedes, Audi, Volkswagen und Opel. In La Spezia wurde die Panzerfabrik, in dem der “Leopard” gebaut wurde, angegriffen.
Dass es in Italien eine so breite und starke Solidarität gab mit Zusammenhängen aus einem anderen Land, hatte viel mit dem hohen Niveau der Kämpfe bei uns zu tun. Tatsächlich hatte sich die revolutionäre Bewegung in den Jahren 1970 sehr entwickelt und hatte besonders in den Jahren 1977/78 eine umfassende politische und organisatorische Stärke erreicht. Zusätzlich war die Bedeutung des Internationalismus, Antiimperialismus und die Freiheitskämpfe in Palästina, Baskenland und Nord-Irland sehr stark in unseren Köpfen und Herzen verankert.BRD und Italien waren auch die europäischen Länder, wo sich eine starke anti-kapitalistische Bewegung formierte, die sich in vielen Punkten ähnelte.
Tatsächlich konnten sich revolutionäre Organisationen in beiden Ländern immer mehr durchsetzen. Parallel hatten sich die Kämpfe der revolutionären Gefangenen zu einer effektiven Schlagkraft entwickelt.
Nach 40 Jahren ist offensichtlich, dass sich die Situation in Deutschland und Italien, ebenso auch international, sehr stark verändert hat.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen sind die Aktivitäten der revolutionären Bewegung zurück gegangen und schwächer geworden (Die Gründe dieser Stagnation sind vielfältig, aber sie können in diesem Rahmen nicht erörtert werden). Das imperialistische System erzeugt heute immer mehr Ausbeutung, Elend, Unterdrückung und Kriege sowohl in den “imperialistischen Zentren” als auch in den “Peripherieländern”.
Heute ist die Notwendigkeit des Kampfes gegen Kapitalismus und Imperialismus für eine Gesellschaft ohne Klassen wichtiger und aktueller denn je. Dazu ist die Entwicklung und Verstärkung der revolutionären Bewegung ein wesentlicher Schritt.
So kann das politische Vermächtnis der Militanten aus der RAF, die den 18.Oktober 1977 in Stammheim nicht überlebt haben, vergessen wir auch die anderen Gefangenen, die ebenfalls den Knast nicht überlebt haben, wie zum Beispiel Ulrike Meinhof (gestorben im Knast von Stammheim am 9.Mai 1976) und Ingrid Schubert (gestorben im Knast von Stadelheim am 12. November 1977), für die heutige Entwicklung des revolutionären Kampfes wertvoll sein. Tatsächlich zeigten diese GenossInnen praktisch, dass der friedliche und legale Kampf Komplize des Systems ist, dass das Wesen der kapitalistischen Demokratie Ausbeutung und Unterdrückung ist und das der antiimperialistische Kampf unverzichtbar ist.
Ein weiterer sehr wichtiger mobilisierender Faktor für uns war, der Widerstand und Kampf der Gefangenen der RAF gegen ihren schweren Haftbedingungen, denen sie ausgesetzt waren.
Am Ende unseres Beitrags wollen wir mitteilen, dass einige, wenn auch wenige Zusammenhänge der Bewegung, sich mit Interesse mit den Schriften der RAF auseinandersetzen und ihre Schriften auch in italienisch veröffentlichen. Eine von unseren Aufgaben ist es, dieses Interesse zu verstärken und damit die Erkenntnis zu betonen, dass „nichts beendet ist!“

EHRE ALLEN GENOSSINNEN, DIE FÜR
DIE REVOLUTION GEFALLEN SIND!
KAPITALISMUS ZERSCHLAGEN!

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