Der ehemalige Redakteur Jens Stuhlmann ist gestorben

Jens wurde nur 69 Jahre alt. Er starb nach langer Krebserkrankung am 24. Mai 2024 in Hamburg.
Kennengelernt haben wir ihn, als er sich an dem kollektiven Hungerstreik 1989 von den Gefangenen aus RAF und Widerstand beteiligte, die die Aufhebung ihrer Isolation und Zusammenlegung und schlussendlich ihre Freiheit forderten.

Er schrieb am 2.2.89: „ich befinde mich ab sofort im hungerstreik und schließe mich damit dem streik der gefangenen genossinnen und genossen der raf an.
momentan befinde ich mich – im direkten anschluß einer langjährigen strafhaft-in u-haft und bin ich nicht politischer, sondern sozialer gefangener. während meiner haft habe ich auch u.a 1981 und 1984/85 an den streiks für zusammenlegung teilgenommen, und für mich bedeutete dies nicht nur solidarität mit den kämpfenden genossinnen und genossen, sondern auch die materielle forderung nach dem zusammenkommen auch für mich selbst. es hatte auch nicht nur damit zu tun, daß ich jetzt über zehn jahr hinweg zensur, bespitzelung und isolation selbst erfuhr, daß die verschiedenen versuche des staates und auch anderer, die identität zu brechen, auch mir gegenüber liefen. es war einfach auch die praktische fortsetzung meiner entwicklung, meines lern- und lebensprozesses als politisch denkender und handelnder mensch. […] in den zeiten, die ich im normalvollzug verbrachte […] versuchte ich, auch mit anderen sozialen gefangenen direkt politisch zu arbeiten, mußte aber immer wieder erkennen, daß dies so nicht möglich war. weil nichts wirklich zusammen ging, aber gerade auch, weil die bedingungen für alle kämpfenden gefangenen immer ein abgestuftes instrumentarium von sonderhaftbedingungen sind. der vom staat wie auch anderen propagierte normalvollzug war nie etwas anderes als: die geplante zerstörung der identität […]„ (Hungerstreik Info 1 vom 16.2.89)

In einer weiteren Erklärung schrieb am 5.4.89:
„als ich1978 eingeknastet wurde, war ich politisch noch mitglied der jusos. einige zeit nach meiner einknastung – und mein knast lief von beginn an nicht unter „normalen“ bedingungen, dazu genügen in diesem staat die „falschen“ bücher und gedanken – kam ich dann im sog. „nvz“ 1979 mit einem genossen aus der raf zusammen […]
„normalvollzug“ bedeutet für sie: anpassung, unterwerfung […]
daß der versuch, auch mit anderen gefangenen dort selbstbestimmte formen des zusammenlebens zu entwickeln und zu praktizieren, von ihnen schnell mit erneuter isolation beantwortet wurde, weil „terroristenkommunen“ dulden wir hier nicht.„ (Hungerstreik Info 9, 13.04.1989)

Er war auch später als Insassenvertreter in der JVA Fuhlsbüttel und für die Knastzeitschrift „Blickpunkt“ tätig. Zusätzlich war Jens in den neunziger Jahren auch Teil in unser Redaktion.