Astrid, Rainers Schwester
„Rainer wurde erlöst, von der Quälerei durch die Medizin/Sicherungsverwahrung“
„Es ist schlimmer als im Knast, meiner Meinung nach, durch die Zwangsverordnung der höchst-/überdosierten Medikamente und der negativen Bedingungen des Knastes. Es gibt für Sicherungsverwahrung z.B. keine besonders eingerichteten Hafträume, was im Knast aber Pflicht ist. Rainer hatte immer nur die einzige Wahl zwischen Medikamenteneinnahme oder Verweigerung mit totaler Isolation von den Gefangenen.“
„..die aktuelle vorschnelle Verhängung (s)einer Diagnose Schizophrenie in der forensischen psychiatrischen Diagnostik, da diese oft (und besonders bei ihm) nur statt des komplexen Entwicklungstraumas auferlegt wird und meist forensisch für sogenannte Diebe verwendet wird… Daher kommt meiner Meinung nach auch als Folge die Einführung der Sicherungsverwahrung in der Justiz. Es gibt angeblich keine andere Behandlungsmethode als die Beruhigungsmittel, was falsch ist, denn es gibt die sehr wirksame traumafokussierte KVT (kognitive Verhaltens Therapie).“
Mutter von Rainer
„Nicht in Ordnung war die Behandlung der Angehörigen beim Einlass. Immer gab es Probleme, weil die Familie zu dritt oder zu viert kam obwohl so angemeldet und genehmigt! Aber man kann doch die Familie nicht noch teilen wenn der Patient keine Stunde aushält (zuletzt 20 Minuten)!
„Die Trauerfeier kann erst stattfinden wenn die Kriminalpolizei den Leichnam frei gibt und alle weiteren Termine veranlasst werden.
(Sie fand am 18. Juli statt)
Eine Besucherin von Rainer
(Der Tod von Rainer) macht mich betroffen und traurig. Danke fürs Bescheid geben.
Sonja Suder, ehemalige Gefangene
Vielen Dank für eure Nachricht von Rainers Tod. Er war auch jemand dem man nur weil er nicht konform war, seine Freiheit genommen hat. Und noch dazu so lange. Leider habe ich keine Zeichnungen mehr von ihm.
Ich danke euch schon jetzt für die weiteren Infos. Solidarische und liebe Grüße Sonja
Thomas Meyer-Falk zu Rainer
Rainer und ich sind uns nie persönlich begegnet, wir haben allerdings über viele, viele Jahre Briefe gewechselt. Er saß in der forensischen Psychiatrie, ich im Gefängnis. Mal kamen akkurat getippte Briefe, sehr klar formuliert, kämpferisch, fokussiert, manchmal kamen handschriftlich verfasste Briefe, kaum zu entziffern, zerfasernd, seine prekäre Lebenssituation versinnbildlichend. Rainer verbrachte Jahrzehnte in der Psychiatrie, fast 40 Jahre sollten es werden. Er war solidarisch, widerständig. In einen Gutachten hieß es über ihn, sein starker Gerechtigkeitssinn sei ‚prognostisch ungünstig‘ So ist das in totalen Institutionen, wer sich nicht biegen oder brechen lässt, dem wird selbst aus einem Gerechtigkeitsgefühl noch ein Strick gedreht.
Jetzt ist Rainers Stimme verstummt, aber seine Briefe im gefangenen info werden die Erinnerung an ihn lebendig halten. Zudem ist es an uns, immer und immer wieder an Rainer zu erinnern. An die über zehntausend Menschen, die in den forensischen Psychiatrien festgehalten werden, oft über viele Jahre, Jahrzehnte, bis zu ihrem Tod.
