Herzliche Grüße aus dem südbadischen Freiburg

Thomas Meyer-Falk

Hier in Freiburg sitzen über 700 Insassen hinter Gittern, darunter bin auch ich. Angekommen im sogenannten Totenhaus, so nennen hier manche das Gebäude der Sicherungsverwahrten. Denn hier stirbt man eher, als dass man entlassen wird.
Wieder ist ein Jahr vergangen. Besonders die Repression gegen linksunten, die Razzien und nun auch die Razzien bundesweit im Zusammenhang mit den G20-Kämpfen, werden in Erinnerung bleiben. Und jede und jeder Einzelne welche nun von der staatlichen Repression betroffen sind, brauchen auch unsere Solidarität!
In den Knästen wird von den Gefangenen sehr genau wahrgenommen, wie die Sicherheitsschrauben auch vor den Mauern angedreht werden.
Allerdings hier im Knast begegnen wir ebenfalls der staatlichen Repression, jeden Tag. Insassen landen in Isohaft, im Bunker. Aber schon das Eingesperrt sein an sich ist auch Repression.
In den Knästen sterben Gefangene oder Sicherungsverwahrte. Manche hängen sich auf, manche sterben eines sogenannten „natürlichen Todes“ … das heißt, der Tod ist alltäglicher Begleiter der Menschen im Knast.
Und die Mehrheitsgesellschaft trägt das nicht nur mit, sie fordert Orte wie diesen Knast hier, vor dem Ihr an diesem kalten Wintertag steht, ein.
Umso wertvoller sind Proteste wie jene heute von Euch. Anstatt irgendwo im Warmen zu sitzen und abzufeiern seid ihr hier her gekommen. Ihr setzt der Mehrheitsgesellschaft, der Justiz, dem Staat ein lautes „NEIN! SO NICHT!“ entgegen. Zusammen mit uns Gefangenen!
Herzliche und solidarische Grüße an Euch alle. Ebenso an die Betroffenen in den linksunten-Verfahren und denen die mit der G20-repression konfrontiert sind!
Trotz des unwirklichen Ortes, hier mit den hohen Mauern, den hellen Strahlern die nur scheinbar Transparenz schaffen, ist hier drinnen ein Leben wie sonst nirgendwo.

Euch einen lauten, feierstarken Silvesterabend. Vor allem aber ein kämpferisches, aktives und lebendiges Jahr 2018!