Unheimliche Nachbarn? Zum „Stern“-Bericht über den MRV in Eickelborn 28.05.18

Manfred – Iceman- Peter

Fr. Dr. Saimeh, die Klinikleiterin hat zum 30.04.18 aufgehört in der Forensik Eickelborn (Lippstadt,NRW) zu arbeiten. Der Sternbericht ist eine Abschieds-Klatsche an die Insassen adressiert. Sie hat in ihrer Darlegung stichhaltig und psychologisch wasserdicht argumentiert. Sie richtet den Inhalt an den diffusen deutschen Sicherheitswahn und den Empfinden der Deutschen, Natürlich kann es nicht sein dass einzelne Insassen im Dorf Kinder schänden und dann umbringen. Es hatte Anfang der 90er Jahre diesen Vorfall gegeben. Anna-Maria war 7 Jahre alt und hat durch den „Sittich“ (Sexualstraftäter) Dirk S. Ihr Leben verloren, noch bevor es richtig begonnen hatte. Damals war der restriktive Druck im Umgang mit den Insassen, durch die Institution übermächtig. Die Frage ist: Was soll man mit dieser Tätergruppe machen? Wir Antiknast und Psychiater-Aktivisten müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Umgang mit diesen Männern problematisch und zwecklos ist. Viele von ihnen würden im Freigang, oder nach einer Entlassung 2 Wochen später wieder mit der Bonbon-Tüte am nächsten Kindergarten stehen. Wegschließen? Ich persönlich sage JA! Aber sie müssen auch wieder entlassen werden, nachdem alle relevanten Kriterien erfüllt sind und das Behandlungsziel erreicht ist Es sollte darüber nachgedacht werden, dieser Tätergruppe generell elektronische Fußfesseln zu verpassen.
Bei Mördern ist das aus meiner Sicht etwas anders gelagert. Ich bin selbst Gewalttäter und betrachte dies differenziert. Wir sind keine Killermaschinen und würden ja nicht Jeden umbringen, der uns schief anguckt. Dazu gehört mehr – die Gesellschaft versagt und nicht der Gewalttäter. Der gesellschaftliche Druck draußen im Alltag ist so dominant, dass man irgendwann einen solchen Aggressionsstau entwickelt, der zu solchen Delikten führt. Dies hat u.a. sozialgeschichtliche Hintergründe. Die Leute haben Angst vor uns?? Ich darf den Eickelbornern versichern, dass von uns hier niemand Anwohner töten würde. Und, Gewaltverbrechern muss natürlich eine Möglichkeit auf Lockerungen gegeben werden. Denn hier hat die Psychiatrie ihre Hauptaufgabe – die Resozialisierung. Das Aggressionspotenzial der Täter verträglich werden zu lassen, also im Kern heilpädagogische Umerziehung auf ein gesundes Maß von Aggressionen, die zur Delinquenz führen könnten. Viele Insassen sind jung und altern im Vollzug, man lernt dazu, man wird gesetzter und überlegt ruhiger. Man ist aus der „Sturm- und Drang“ Phase im Leben raus. Man muss sich nicht selber etwas unter Beweis stellen, außer das man Alternativverhaltensweisen erlernt, beherzigt und anwendet, wenn es darauf ankommt. Ohne auszurasten und jemanden das Leben zu nehmen.
Allerdings gibt es auch für Gewaltdelikte ein Motiv, welches so gewichtig sein kann, dass man nicht mehr „runterfahren“ kann. Dann passiert es eben doch und dann muss man dafür gerade stehen können, die Konsequenzen tragen. Eine 100%ige Sicherheit gibt es eh nie – leider ist es nun mal so, dass Eickelborn der Standort der Forensik ist. Die Leute im Dorf müssen halt damit leben, dass auch Killer hier eingeknastet sind. Die Delikte der Insassen zeigen einen Durchschnitt der gesellschaftlichen Abgründe.
Der Staat nutzt die Sicherungsverwahrung (SV) als schärfstes Schwert im Vollzug. Jeder, der den §63er einmal hat, erhält eine SV, wenn derjenige später noch mal straffällig relevant auffällig wird. Jeder Insasse überlegt sich sehr gut seine Schritte die er unternimmt wenn es um eine mögliche Delinquenz und ein Ausweichmanöver geht. Darum, Fr. Dr. Saimeh bauscht die gesamte Thematik auf und stellt alles gefährlicher dar, als es in Wirklichkeit ist. Sie übertreibt komplett.

Die Gesellschaft sind UNSERE unheimliche Nachbarn!