Rainer Loehnert zu seiner Anhörung am 30. August 2017

Rainer Loehnert zu seiner Anhörung am 30. August 2017

Rainer Loehnert

Wie zu erwarten, wurde meine Freilassung nach 32 Jahren abgelehnt. Konkret habe ich im Beisein meiner Anwältin den Antrag auf Aufhebung der Unterbringung und Aussetzung des §63 ( Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus) auf Bewährung mit Führungsaufsicht gestellt. Danach fragte ich den Richter der Strafvollzugskammer zum Schluss: „Kann ich jetzt gehen?“
Der Richter antworte, er wäre jetzt allein und nach dem „deutschen Recht“ könnten nur drei Richter das entscheiden. Daraufhin brachten mich zwei Beamte in eine Wartezelle, die sich im Keller befand. Eine Bank mit Decke – allerdings ohne WC – befand sich dort. Ich wartete also in diesem Raum auf meine Freiheit. Als zwei Schließer mich dann zum Transport in die Forensik Bedburg Hau brachten, wusste ich, ich komme auch nach 31 Anhörungen, die einmal im Jahr stattfanden, nicht raus!
Diese Schweine in Roben rauben mir und anderen AnarchistInnen und anderen linken Gefangenen die Freiheit und segnen das Ganze stichthaltig mit Gesetzen ab. Sie sind keine Menschen sondern Automaten, die die Hoffnung und Liebe aus den Eingesperrten pressen.
Jedes Jahr wird es für mich schwieriger, an den Ort des Staates zu gehen. Jedes Jahr stirbt ein Teil von mir! Ich bin dennoch auf das Schlechteste vorbereitet gewesen, und das denkbar Schlechteste ist auch eingetreten: die Niederlage vor Gericht!
GenossInnen der Nacht, wenn ich an euch AnarchistInnen und AntiimperialistInnen denke, wird mir der kommende Winter nicht den Tod bringen. Ich denke auch an die HausbesetzerInnen der Rigaer und der Liebig-Straße und in Hamburg an euch vom Schwarzmarkt; dann wird mir warm ums Herz!
Sie (die Herrschenden) hoffen, dass ich den Toten ins Grab folgen werde, nämlich den 8 von 120 Gefangenen, die hier in den letzten zweieinhalb Jahren gestorben sind – zuletzt Bernd und Martin, beide Patienten aus Wuppertal.
Es waren aber auch Alex Hucke und Prof. Dr. Ahmed Kohestanie. (Ahmed, ich hoffe deine schwarze Seele ruht friedlich in Afghanistan! Er war 28 Jahre in der Forensik)
Till aus Darmstadt, Hammouti Denter, Alexander Koch und Schmidt…
Wir wissen hier aus Haus 1 nicht, wen es als nächsten trifft.
Der Maßregelvollzug folgt genau seinem Ziel, mit dem Programm, das der §63 brachte. In Deutschland erinnert mich das stark an das Wort Euthanasie, das von den Darwinisten stammt…
Die deutschen Faschisten sind auf die Idee gekommen, sich als Herrenrasse zu betrachten und zogen deshalb auch die Vernichtung der sogenannten Erbkranken und Juden durch. Das ist die Grundlage dieser tollen Zwingburgen in der BRD in diesem Jahrhundert. Ich kann deswegen meine Zeilen mit einem Zitat von Heinrich Heine beenden:

„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
werd‘ ich um den Schlaf gebracht!“
Vive l‘anarchie