Offener Brief aus dem Vollzug

Manfred Peter, Ekelborn, den 15. Juni 2017

Liebe GenossInnen und FreundInnen!
Ob wir hier in Ekelborn in den Hungerstreik treten oder es lassen – wir würden mit diesem politischen Mittel nichts erreichen. Uns würde die Zwangsernährung unter einer Fixierung drohen.
Das andere JVA-Gefangene im In- und Ausland dieses Mittel effizient und erfolgreich eingesetzt haben und ihre Ziele erreichten, ist richtig und nicht strittig.
Für uns ist es ein Trugschluss, dass die Bediensteten der Klinik auch nur einen Ansatz Mitgefühl mit einem Einzigen von uns hätten. Ganz im Gegenteil, sie würden sich zu Hause über uns amüsieren und ihre Steaks genießen.
Nachdem ich mich nun wieder 2,5 Monate im geschlossenen Vollzug mit Lockerungen befinde, stelle ich fest, dass die Schergen, die hier in Ekelborn arbeiten, sofort versucht haben, mich wieder finanziell und materiell ausbluten zu lassen, wie es auch schon früher im Laufe der letzten 18 Jahre getan wurde.
Meine privaten Kaffee- und Tee-Connections wurden ausgehebelt, indem mir verboten wurde, dort per Rechnung zu bestellen.
Meine ein- und ausgehende Post wurde weggefilzt, bzw. spät oder gar nicht zugestellt. Erwartete Geldmittel bleiben aus. Selbst Antwortschreiben von BUVO … von der Roten Hilfe (RH) kommen nicht an – von der RH kam keinerlei Antwort.
Telefonate an die LWL-Beschwerde-Kommission in Münster wurden auf tote (rauschende) Leitungen per Computer umgeschaltet und es war nur über einen anderen Mitarbeiter der Beschwerde-Kommission möglich, eine Verbindung zu der entsprechenden Mitarbeiterin zu erhalten. Die entsprechende Beschwerde wird nun, zum Ärger der Büttel, bearbeitet und könnte erfolgversprechend für die Insassen im Allgemeinen sein.
Bei einer anstehenden Ausführung wollte ich ins Internetcafé, um meine Emails zu checken – dies wurde mir von der Stationsleitung auf Grund eines separaten Antrags deswegen, nicht gestattet. Angemerkt sei, dass man auch die Ausführung ausfallen ließ.
Da ich mich durch meine Schreibtätigkeit im Besitz einer manuellen Schreibmaschine befinde, beantragte ich die Aushändigung der Schreibmaschine, die sich im Keller der Station befindet. Diese Forderung wurde mir ebenfalls gecancelt – ich bekomme die Maschine nicht, mit dem Hinweis, es gäbe zum Schreiben einen Stationscomputer, an dem ich arbeiten könne. Liebe Freunde, ich möchte aber nicht, dass meine Texte sich auf der Festplatte des Computers befinden, weil es die Büttel der Station und somit der Klinikleitung einen Scheißdreck angeht, an wen ich was schreibe. Daher für das GI weiterhin mit der Hand schreiben.
Den bestehenden Kontakt zu Rainer Loehnert betrachtet man mit Argwohn, da Loehni hier in Ekelborn beim Personal ebenfalls sein Andenken hinterlassen hat. Insgesamt erachtet die gesamte Belegschaft der Klinik eine politisch ausgerichtete Tätigkeit, wie sie bei mir stattfindet, als konträr-negativ. Daher meine ich, dass ich mich in allen Nuancen des Widerstandes gegenüber der Institution weiterhin verstärkt betätigen und profilieren muss.

Denn liebe GenossInnen und MitstreiterInnen – Der Kampf geht weiter, macht kaputt, was uns kaputt machen will!

Gruß an alle Aktivisten – wehrt Euch massiv!

Nieder mit Intoleranz, Faschismus und Klassenjustiz!