In Gedenken an Achmet A.

der am 09.05.2017 durch eine unverhältnismäßige, brutale, bis dato unverantwortete, willkürlich ausgelöste Zwangsmaßnahme in Bremen-Ost verstorben ist.

Psychiatrie kritische Gruppe

Am 9.5.17 gab es hinter den Mauern und Zäunen der Forensik in Bremen-Ost einen gewaltbereiten „Frühsport“/Zwangsmaßnahmeneinsatz für das Personal. Eberhard wurde ausgerufen (Codewort für Zangsmaßnahme). Alle verfügbaren „Kräfte“ der Klinik eilten herbei. Auftrag: aggresiven „Patienten“ isolieren/ Sicherheit und Ordnung wieder herstellen. Drei WärterInnen rein in den Raucherraum, wo Herr A. sich beruhigen wollte. Der Rest der Belegschaft in der Tür und auf dem Flur. Die Patienten in den Aufenthaltsraum und auf die Zimmer geschickt.
Die Patienten haben die Hilferufe des Herrn A. aus dem Raucherraum gehört. Erst hat es gerumst. (Herr A. wurde zu Boden gebracht) und dann: „Ich kriege keine Luft mehr! Ich krieg keine Luft!“ Von Herrn A. abgelassen wurde nicht. Das Personal ist trainert, angeblich professionell und in Deeskalation geschult. Von wegen.
Herr A. wollte sein Frühstück, daß ihm verweigert wurde. Drei Meter vor dem Essenswagen. „So nicht Herr A.!“ Ein Wort ergab das andere. „Lassen sie mich doch in Ruhe“. Dreht sich um. Geht in den Raucherraum. „So nicht Herr A!“ Als er sich abwendet um Rauchen zu gehen, wird der Alarm ausgelöst. Die Üblichen an vorderster Front. Können alle mal sehen, wie „Mann“ es richtig macht.
Es wurde nichts richtig gemacht. Die Auslösung des Eberhards war nicht verhältnismäßig. Noch der Zugriff. Auch nicht, wie dann mit der Situation umgegangen wurde. Erst versuchte eine PflegerIn ca. 20 Minuten Herrn A. zu reanimieren. Erst dann wurde Leonora (Codewort für medizinischen Notfall) ausgelöst. Nochmal ca. 20 Minuten dauert es, bis die Sanitäter zum Einsatz kamen, den Defibrilator nicht dabei. Weitere 20 Minuten bis der Notarzt eintraf.
Herr A. wurde komplett abgedeckt und ohne an eine Beatmungsmaschine angeschlossen zu sein, am 9.5.17 aus der Forensik gebracht. Ohne Eile. Es bleibt rätselhaft, dass die offizielle Meldung besagt, Herr A. habe noch 3 Tage im Koma gelegen und sei dann am 12.5 verstorben.
Von Seiten der Klinik und in der Öffentlichkeit wird geschwiegen. Auch wir sollen warten und die offiziellen Obduktionsergebnisse abwarten. Davon erwarten wir nur, dass wieder/weiter vertuscht und gelogen wird. Erstes offizielles Munkeln, ein zu großes Herz/ Herzprobleme seien der Grund, dass der 31-Jährige gestorben ist.
Bis jetzt (knappe 4 Wochen nach dem Überfall auf Herrn A.) wurden die Mitgefangenen noch nicht als Zeugen vernommen. Dabei haben diese sich selbst an die Kripo gewandt und möchten aussagen. Warum sollte die Kripo und Staatanwaltschaft ermitteln, wenn am Ende ein zu großes Herz von Herrn A., die Ursache für seinen plötzlichen Tod war? Aus dem Opfer Herr A. wurde noch schnell ein Täter konstruiert. Herr A.- alkoholisiert und gewalttätig, um das Vorgehen des Personals zu legitimierten. Die Macht hinter diesem Komplott von Institution, Justiz und wer noch alles mit spielt, ist ungeheuerlich. Die Leiche von Herrn A. wurde ganz schnell von der Kripo freigegeben und einem Bestattungsunternehmen zugeteilt. Dem Vater wurde der Abschied von seinem Sohn verwehrt. Er wurde nicht in Kenntniss gesetzt. Herr A. sollte eigentlich in die Türkei überführt werden. Der Leichnam wurde aber ohne das Wissen des Vaters so schnell wie möglich in Deutschland beerdigt. Weitere Obduktion erfogreich verhindert.
Schon seit letztem Jahr informierten wir PatientInnenfürsprecherInnen, Besuchskommission, Senat, Presse und Parteien über forensische Missstände in Bremen-Ost und die Verstrickung von Justiz, Exekutive und Psychiatrie in Bremen. 5 Seiten anonymisierte Beschwerden. Viele kleine subtile und große offene Angriffe. Kreative Techniken gegen die Inhaftierten. Wegsperren in den Beobachtungsraum/Isolationsraum (für was für Gründe auch immer) gehört dazu. Archaische Machtdemonstrationen, Loyalitätsbeweisen und Verhöhnung der Schutzbefohlenen bei der Verabschiedung des verdienstvollen Ex-Klinik Leiters auch. Auch Herr A. wendete sich seit einiger Zeit mit seiner Kritik an Behörden und Presse um Ungerechtigkeit zu dokumentieren und Öffentlichkeit herzustellen, für das, was niemand hören will. Kritik wurde und wird Seitens der Klinik, als Lügen vom Tisch gewischt. Wir haben von nichts gewußt? Wir wollen von all dem nichts wissen!
Die Ausweg- und Aussichtslosigkeit von Herrn A., und den Mitgefangenen, macht wütend und ohnmächtig. Ein repressives Regime, was auf Schikane, Unterwerfung und Demütigung ausgelegt ist und dann den Frust der Gefangenen pathologisiert, ahndet und behandelt. Forensik, Drehtür und Langzeitverwahr-Psychiatrie, mit der sich viel Geld verdienen lässt. Die Ausübenden und HandlangerInnen der Macht dürfen Realität und Wahrheiten über Menschen erfinden und können machen, was sie wollen. Legitimiert. Rechtsstaatlichkeit nur ein Konstrukt.

Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.


Kontakt: beschwerde-bremen-ost@gmx.de

Psychiatrie- und Forensik-kritisches
Veranstaltungswochenende

Fr. 30.6.17 und Sa.1.7.17
in der blauen Karawane
(Am Speicher XI, 28217 Bremen)
barrierefrei
VeranstalterInnen:
Psychiatrie-kritische-Gruppe Bremen,
Kontakt: stattpsychiatrie@riseup.net