(Forensische) Psychiatrie in Bremen-Ost tötet… und macht weiter mit Psychiatrie-Gewalt…

Psychiatrie-kritische Gruppe Bremen

Im Mai diesen Jahres wurde Ahmet tot aus der forensischen Psychiatrie Bremen-Ost „entlassen“. Er ist gestorben, so erste „offizielle“ Stellungsnahmen, an einem zu großen Herz, einem Herzinfarkt!? Ein 31-jähriger Mann. „Zufällig“ lag Ahmet am Boden, wurde von mehreren „Pflege-Gorillas“ bestiegen, fixiert, am Atmen gehindert und war auf einmal tot.
Scheinbar wird versucht Ahmets Tod, bevor Ermittlungen wirklich aufgenommen wurden, zu den Akten zu legen. Einer von vielen Toten innerhalb des forensischen Systems. „Natürliche“ Tode und Suizide. (Kein Mensch stirbt freiwillig innerhalb eines totalitären Systems!)
Die Bürokratie nimmt ihren langwierigen Lauf, in diesem „Fall“, wie in anderen. Nun, sechs Monate nach Ahmets Tod, wurde seitens der Staatsanwaltschaft [nach unserem Erkenntnisstand] noch immer keine Anklage erhoben. Es wurden noch nicht einmal seitens von Polizei und Staatsanwaltschaft „freiwillig“ „Patient*innen“ als Zeug*innen vernommen, die aussagen können, wie willkürlich Macht missbraucht und unter anderem „abgesondert“ wird. Die erzählen könnten, wie Beschwerden nicht ernst genommen werden und verschwinden und wie Inhaftierte, die sich beschweren, erpresst und sanktioniert werden. Wie sich alltäglich ein Schauspiel von Demütigung, Schikane und Gewalt ereignet im Maßregelvollzug. Die Aussagen, der „professionellen“ Mitarbeiter*innen reichen doch aus? Beteiligte Täter*innen arbeiten weiter in der Klinik. Und selbst wenn diese abgesägt würden, liegt die Verantwortung von Ahmets Tod (einem angeblichen „Schutzbefohlenen in einem psychiatrischen Krankenhaus“) nicht nur bei den „Ausübenden“, sondern auch bei der Leitung dieser Institution, bei Justiz und Senat die Aufsicht und Verantwortung über und für die forensische Psychiatrie tragen. Ein Komplott, der Menschen wegsperrt, statt ihnen, wie behauptet, zu „helfen“ und sie zu „re-sozialisieren“.
Wir als Aktivist*innen, trauen uns kaum was zu sagen, weil wir laufende Ermittlungen des „Rechtsstaates“, denen wir eigentlich eh nicht vertrauen, nicht „gefährden“ wollen. Viele Aspekte sind unglaublich. Wann war Ahmet tot, wann wurden Angehörige informiert? Was war der Grund, warum Ahmet abgesondert wurde? Wie waren seine letzten Wochen im Vollzug? Wie brutal ist die Routine und „Behandlung“ von „schuldunfähigen“ und als „krank“ attestierten Straftäter*innen?
Die Gewalt in Bremen Ost geht weiter. Nicht einmal ein gewaltsam herbeigeführter Tod, führte zu einem Umdenken innerhalb von Bremen-Ost. Knapp vier Wochen nach Ahmets Tod wurde wieder gefoltert, sogar auf derselben Station. Ein „Betroffener“ befand sich über drei Monate in Isolationshaft/ im „Beobachtungs“- „Krisen-Interventionsraum“ oder „Kerker-Haft“. Davon die ersten 20 Tage (mit einer kurzen Unterbrechung) Hand- und Fussfixiert. Es gab auch für ihn Situationen voller Schikane, Machtmissbrauch, Demütigungen, verschiedenen Rechtsbrüchen und Verletzungen der Fürsorgepflicht. So wurden Sitzwachen, die bei einer Fixierung gesetzlich vorgeschrieben sind, nicht immer eingehalten. Ein „Pflegegorilla“ trat gegen die Klappe, in der Beobachtungsraum-Tür und warf nach dem Inhaftierten mit Lebensmitteln. Auch wurde auf Rufe des fixierten Inhaftierten, welcher auf die Toilette musste, nicht reagiert. Er „verbrachte“ eine Nacht in „nasser“ Kleidung und erst am nächsten Morgen bekam er die Möglichkeit, saubere Kleidungsstücke zu erhalten.
Was sich geändert hat? Statt sich die Klinikmitarbeiter*innen selbst die Finger schmutzig machen, wird öfters das Mobile- bzw. Sonder-Einsatzkommando der Polizei gerufen, wenn Inhaftierte in Bremen-Ost abgesondert werden. Legitimiert wird die angewandte (rechtsstaatlich geschützte) Gewalt gegen „Schutzbefohlene“ innerhalb des forensischen Vollzugs, mit vermeintlicher „Gewaltbereitschaft“, „Krankheit“ und „Gefährlichkeit“ der „Patient*innen“. Das Definitions- und Gewaltmonopol liegt beim Staat. In der forensischen Psychiatrie wird im Namen der „Gesundheit“ und der „Resozialisierung“ weggesperrt und Zwang und Gewalt angewendet. Rund 10.000 Menschen schmoren derzeit Deutschlandweit in Maßregelvollzugs-Höllen. Nicht nur die Anzahl der Inhaftierten steigt kontinuierlich, auch die Verweildauer im Vollzug. Psychiatrische Gutachter*innen sind über das Gericht bemächtigt Krankheitsverläufe und Gefährlichkeitsprognosen „hervor zu wahrsagen“.

Gegen Zwangspsychiatriesierung, Knast und Sicherheitsstaat-Logik.

(Kontakt: stattpsychiatrie@riseup.net)