Erlebnisbericht von der Zwangsmedikation am Juli 2013

Rainer Loehnert
Haus F1, Station1
Südlicher Rundweg 20A
47551 Bedburg-Hau


Rainer Loehnert, 4. 9. 2016

Es war ein heißer Tag. Ich befand mich im KIB. Das ist hier der Bunker. Es ist in diesem Raum ein Klo, eine Matratze und sonst nichts.
Die Luke ging auf und der Arzt erschien mit Anhang. Er sagte: „Herr Loehnert, wir müssen jetzt mal reinkommen.“
Ich sagte: „Warum?“
„Sie bekommen jetzt 2 Spritzen.“
Ich sagte: „Dass will ich nicht.“
Hinter dem Arzt erschien das miese Gesicht eines Bullen mit Kampfanzug und Polizei mit Dienstkleidung. Ich machte ein Stück Stoff vom Engelshemd vor die Klappe und der Bulle sagte:“ Machen Sie keine Schwierigkeiten.“
Ich schrie: „Scheiss Bullen! Scheiss Polizei!“
Es dauerte  keine 5 Sekunden und die Klappe ging wieder auf. Pfefferspray als flüssiger Strahl.Ich machte das Engelshemd wieder davor. Dann kam aus der zweiten Tür (der Bunker in der Psychiatrie hat immer 2 Türen zum Stürmen) Pfefferspray. Die andere Tür ging auf und zwei Bullen stürmten mit 180 cm langen Stäben. Der Erste stieß in meine Richtung. Ich drehte mich weg und bekam einen Strahl Pfefferspray ins Gesicht und in den Halsbereich.
Die anderen Polizeibeamten griffen mich und drückten mir das Gesicht und den Körper auf den Boden. Ein weiterer Bulle filmte das mit grellem Licht. Wahrscheinlich wurde ein Lehrfilm für Jungbullen gedreht.
Die Eisen rasteten an Händen, Beinen und Füßen ein. Ich wurde auf den Rücken umgedreht und auf die Matratze gedrückt. Dann kamen die Eisen ab. Ich schrie und dachte, ich mach nichts, die bringen dich sonst um.
Tage später blutete die Rille, wo die Eisen sich ins Fleisch gebohrt hatten. Ich wurde jetzt fixiert, d.h. mit Textilfesseln von Kopf bis zu den Füßen auf die Matratze geschnallt, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ein Bulle filmte das.
Ich bekam insgesamt 7 Spritzen. Erst fünf und später noch mal zwei.
Dann fragte der Arzt: „ Wollen sie Depot?“
Ich sagte entkräftet: „ Ja.“
Die Augen brannten vom Pfefferspray und die Hände und Füße  schmerzten vom Eisen.
Die Uniformierten verschwanden und die Kontrollgruppe (Pfleger) kontrollierten die Fesseln. Dann blieb einer sitzen und es wurde ruhiger. Drei Nächte und Tage lag ich dann  in der Fixierung.
So verlief bei mir die Zwangsmedikation im Juli 2013.
Ich habe das aufgeschrieben, um zu zeigen, wie brutal und skrupellos in der Psychiatrie mit Menschen  umgegangen wird, die Widerstand leisten. Weil die Eisen so eng geschlossen waren, habe ich immer noch Narben wie damals.
Vor 30 Jahren habe ich ähnliche Polizeibrutalität  auf einer Antifa-Demonstration erlebt.

Stay rebell! Stay stong!
Stay FAI/RF (Revolutionäre Front)

Rainer Loehnert