Ein Brief aus der Sicherungsverwahrung

Eine anonyme Gefangene, 15. Dezember 2016

Hallo Leute.

Erstmal bin ich keine politische Gefangene. Kurz zu meiner Vorgeschichte, wurde nach 14 Jahren, davon 9 Jahre in Strafhaft, 5 Jahre in der Sicherungsverwahrung, entlassen. Zuletzt saß ich fast 8 Jahre in Einzelhaft. Nach 1 Monat draussen wurde ich wieder inhaftiert wegen Brandstiftung, Verstoß gegen Führungsauflagen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, Sachbeschädigung. Bekam dafür 6 Jahre 6 Monate mit anschließender Sicherungsverwahrung. Seit meiner Inhaftierung Ende 2013 sitze ich wieder in Einzelhaft, zuletzt wurde ich nochmals zu 3 Monaten verurteilt wegen Widerstand gegen Vollzugsbeamte. 23 Std. Einschluss, Essen bekomme ich durch die Essensklappe und gehe ich mal in den Einzelhof, bekomme ich, bevor der Haftraum aufgemacht wird , durch die Essensklappe Handschellen angelegt. Begleitet werde ich dann von 2 männlichen sowie 2 weiblichen Beamten. Die gleiche Prozedur wenn ich vom Hof wieder in den Haftraum gehe.
Ich kann es nicht leiden von Uniformträgern angefasst zu werden, so wurde ich vor die Wahl gestellt, keine Durchsuchung nach Besuchen. Bedeutet Trennscheibenbesuch oder „normaler“ Besuch nur mit Durchsuchung. Auch beim Besuch werden mir Handschellen angelegt, die gleiche Prozedur wie beim Hofgang. Was die Durchsuchung angeht muss ich z.B. nur die Schuhe ausziehen, die Hosentaschen umstülpen, dann mit dem Gesicht zur Wand, Hände über dem Kopf, dann werde ich erst abgesond und dann, ich sag immer dazu „begrapscht“ werden dazu und das war´s. Manche Frauen müssen sich komplett entkleiden und so, was für mich nie in Frage käme, das hat was mit Menschenwürde zu tun, aber die Frauen lassen es mit sich machen, da es dann heißt Trennscheibenbesuch auch mit den eigenen Kindern. Zu solchen Methoden sage ich immer eine staatlich-legale-Erpressung dazu.
Einmal hatte ich nach einem Besuch etwas schlechte Laune und daher kein Bedürfnis mich anfassen zu lassen bei der Durchsuchung. 4 Tage später, wollte an dem Tag in den Hof gehen, hieß es bevor ich in den Hof gehe, müsste ich mit 4-5 Beamtinnen in einen kleinen Raum und mich komplett ausziehen weil ich die Durchsuchung beim Besuch verweigert hätte. Natürlich habe ich mich geweigert die Zelle zu verlassen. Kurz darauf stürmte das Rollkommando in meine Zelle, wurde überwältigt, Hände hinter dem Rücken gefesselt, Fußfesseln angelegt und so bugsierte man mich in den BGH (besonders gesicherter Haftraum) und wurde „zwangsentkleidet“ und danach hatte ich für einige Zeit Trennscheibenbesuch. Ansonsten lässt man mich soweit in Ruhe, denn es ist bekannt dass ich mich auch körperlich wehre wenn es sein muss.
Mit der Einzelhaft komme ich gut klar, dies mach ich einfach schon viel zu lange mit. Meine Tage sind mit lesen, Zellensport und der Pflege meiner Briefkontakte usw. ausgefüllt. Ich lasse mir auch hier im Knast mir von niemandem vorschreiben was ich zu tun und zu lassen habe, bleibe mir selber treu mit allen Konsequenzen die es mit sich bringt.
In kaum einem Knast gibt es eine großartige Solidarität unter den Gefangenen. Auch da wird von Oben nach Unten getreten usw. , oder man möchte nicht irgendwelche Privilegien wie z.B. Ausführung oder Ausgang verspielen und daher kann z.B. in einer Anstalt 40 Beamte 300 Gefangene steuern um Ordnung und Sicherheit soweit zu gewährleisten.