Die Isolationshaft und die Geschichte der Repression in Spanien | Teil 5

Eine erste Annäherung an die Bewegung der sozialen Gefangenen während der Transición

Die Revolte der Knackis

César Lorenzo Rubio

Einleitung von der Soligruppe für Gefangene:
In unserer Textreihe zu Spanien haben wir diesen Text ausgegraben, der zu seiner Zeit der erste war, der die Realität der Kämpfe der sozialen Gefangenen einblendete. Der Herausgeber hat kürzlich ein ganzes Buch mit dem Namen „Knäste in Flammen“ auf Spanisch darüber veröffentlicht. Auch wenn wir gewisse Ansichten nicht teilen, z.B., wie dieser für sich Ereignisse einordnet, sehen wir in diesem Text den Versuch die Vergessenen, die Ausgestoßenen aus der Vergessenheit zu holen. Dass nach Francos Tod in Spanien die Fassade des Faschismus nur mit einer dünnen Schicht von Demokratie bemalt wurde, dass in den Gefängnissen noch die Diktatur lebte und jene die auch Gefangene des Faschismus waren, die sozialen Gefangenen, mit härteren Mitteln bekämpft wurden als sie für ihre Freiheit kämpften, wie jene demokratische Opposition, die nun die Riemen der Herrschaft und des Kapitals übernehmen würde. Wenn diese Epoche nicht verstanden und gelernt wird, kann die Entstehung von der moderneren Form von Isolationshaft (FIES) auch nicht verstanden werden. FIES enstand um eben die unten geschilderten Ereignisse nie wieder stattfinden zu lassen. Die größte Gefahr für die Gefängnisse sind weiterhin die“normalen“ Knackis, denn es sind jene die nichts zu verlieren haben, außer ihre Ketten. Genauso wie draußen auf der Straße auch.

„Wir gestehen demutsvoll, dass sie für uns nicht existierten, sondern dass sie auch irgendwie komisch erschienen und dass wir nicht mal dachten, dass sie so wagemutig wären, sich sowas auszudenken, damit sie begnadigt werden würden (…) Das heißt, sie standen im Abseits. In diesem Moment sind sie drinnen. Mit einem Knirschen. Und sie sind durch die politischen Gefangenen ins Spiel gekommen, sowie mit deren Angehörigen, die sich mit den Familien der „Sozialen“ verbrüderten, welche bis vor kurzem auch so genannt wurden, verbunden durch ihre identischen Angstgefühlen des Wartens.“ Paco Candel1
Der Knast ist ein unzertrennliches Element, welches mit dem franquistischen repressiven System assoziiert werden muss. Die Studie dessen und die der Formen des Widerstandes, welche innerhalb dieser Mauern von Frauen und Männern getragen wurden und sich Jahrzehnte lang entwickelten, war etwas, welches in den letzten Jahren in unseren Zusammenhängen am verbreitetsten war. Sie füllten langsam eine Wissenslücke über die Diktatur und halfen, eine historische Verschuldung aufzuholen, welche die Gesellschaft mit den Personen hatte, die Repression erlitten hatten. Ohne Zweifel aber, nahm dieses Interesse deutlich ab, was die letzten Jahre des Franquismus angeht, denn es wurde sehr wenig darüber berichtet wie die Knäste waren und welche Dynamiken innerhalb und rund um dieser stattfanden. Diese kärglichen Studien manifestieren sich sogar mehr auf die Periode mit der wir uns hier beschäftigen, der Transición zur Demokratie.

Aus diesen Jahren kennen wir den Druck, welche die antifranquistische Opposition ausübte, relativ gut. Die Forderung nach der Amnestie wurde „die Speerspitze des demokratischen Durchbruchs“, Hauptteil des Prozesses, durch den sich der Staat gezwungen sah, auf eine breite Forderung einzugehen, die durch die sukzessiven Gnadenerlasse bis zu der Zustimmung des Gesetzes des 15 Oktober 19772 stattfand. Über dieses Datum hinaus, und außerhalb des Knastbereichs und der Freiheit der letzten politischen Gefangenen, welche in der Transición massig verbreitet war, bleibt der Knast als solches am Rande dieser Auseinandersetzung. Dieser Ansatz hat eine Gruppe von Menschen außerhalb der Geschichte gelassen, die von drinnen sahen, wie die Türen sich öffneten, um ihre bis dahin Knastkollegen raus zulassen und sich sofort wieder schlossen. Ihre Existenz und ihr rebellisches Verhalten gegen diese Situation, welche sie vor diesem 15. Oktober durchmachten, war bis jetzt – außer den wenigen Ausnahmen in bedingten Fällen – nicht von geschichtlichem Interesse. Nur die Bereiche, die sich kritischer mit dem jetzigen Knastsystem beschäftigen, sei es Jurafakultät, soziale Tätigkeiten, oder das Zusammenlaufen beider Richtungen, haben sich mit dem Studium und der Verbreitung dieser Protestbewegung auseinandergesetzt. Diese kärglichen Arbeiten, haben den Ursprung des gegenwärtigen Knastsystem in der Bewegung gesucht, die die sozialen Gefangenen während der Transición in den Vordergrund brachten. Untrennbar davon geprägt meinten die Gefangenen, dass die Präsenz dieser Opposition gegen die Institution Knast, die Bedingungen ihrer Mitglieder als Opfer des Systems darstellte und dem sie gegenüberstanden auch anerkannt werden sollten. Es wird langsam Zeit, dass wir Geschichtsschreiber*innen an der Studie dieser Taten teilnehmen. Die Richtung unserer Forschung sollte ein so detailliertes Profil wie möglich von dieser Bewegung erschaffen und ernst nehmen. Die Quellen zu benutzen, die bis jetzt ungefragt waren und diese in den Diskurs über die Transicion einbinden. Es stimmt, dass deren Bedeutung bisher relativ dünn in der Gesamtheit dieser Ereignisse begriffen werden, oder nicht auf der Höhe anderer Bewegungen, wie es die der Arbeiter*innen, der Student*innen oder der Nachbarschaftsbewegung waren. Dennoch können diese Ereignisse nicht begriffen werden, wenn nicht alle Teile, auch die kleineren, wahrgenommen werden. Es soll auch keine Gleichstellung beabsichtigt werden – jenseits des richtigen Wissens – die nicht nur absurd wäre, sondern würde auch nirgends hinführen. Es weiterhin zu ignorieren, gerade in einer Zeit, in der wir die aktive Rolle sozialer Bewegungen als Protagonisten historischer Veränderungen beanspruchen, würde bedeuten, vor einer Realität die Augen zu schließen, die seit dreißig Jahren zweifach marginalisiert wurde. Dies kann der erste Schritt ins Licht werden.

I. Die ideologischen Fundamente

Die Ursprünge dieser Bewegung sollten, wie die anderen, die sich in den Jahren der Transición entwickelten, in der vorherigen Epoche gesucht werden. Es war damals, als die kulturellen und ideologischen Bodensätze gelegt wurden, die den „kriminellen“ Gefangenen als Grundlage dienten, offen ihre Freiheit zu verlangen.

Während der letzten Jahre der Diktatur, lebten innerhalb der Knäste die Angeklagten und Verurteilten für politische Taten „gegen die Sicherheit des Staates“ zusammen mit gewöhnlichen Verbrechern. Diese beiden Kollektive teilten notgedrungen Zellen, Essen und Hof, denn das franquistische Regime wehrte sich engstirnig die Existenz politischer Gefangene anzuerkennen und ihnen einen Sonderstatus zu geben. Außer dass sie dieselben Knastbedingungen erfüllten, waren die Differenzen dieser beiden Gruppen von Gefangenen mehr als ein Zufall. Die politischen Gefangenen – und damit will ich nicht ihre persönliche Tragödie aufgrund der Inhaftierung minimieren, sondern die großen Merkmale der Situation in der sie sich befanden zu kontextualisieren – hatten ein großes Bewusstsein über ihre Situation als Opfer der Repression in der Diktatur, welches auf theoretischer Bildung und einem Hintergrund von klandestiner Militanz basierte. Gewöhnlich gründeten sie „Kommunen“ welche innerhalb der Knäste einen starken Zusammenhalt ausmachten, die von außerhalb von ihren Organisationen Geld und Moral erhielten und darin vertrauen konnten, dass irgendein affiner Anwalt sich um ihre Verteidigung kümmern würde. Die sozialen Gefangenen dagegen, in ihrer Mehrheit, hatten nichts davon3.
Es kann kein einheitliches Bild der Beziehung zwischen diesen beiden Kollektiven anhand der wenigen Augenzeugen, die wir haben, erstellen werden – vor allem was die sozialen Gefangenen angeht – denn es wäre sehr abhängig von den Faktoren, wie die Anzahl jeder dieser Gruppen, die politische Ausrichtung der politischen Gefangenen – mit großen Verhaltensunterschieden zwischen den Kommunist*Innen und den Libertären, wie nachher verdeutlicht wird – die materiellen Bedingungen, in denen sie inhaftiert waren oder das Maß an Alphabetisierung und politischem Bewusstsein und die persönlichen Umstände, mit denen jede Person im Knast inhaftiert wurde. Auch ohne einer fehlenden detaillierten Studie können wir verstehen, dass trotz des mehrheitlichen Misstrauens eines Kollektives zum anderen, das für alle erzwungene Zusammenleben in harten Bedingungen, in einigen Fällen – wenigen aber dafür bemerkenswert – den Aufnahmekontakt und den Austausch an Erfahrungen favorisierte. Es gab soziale Gefangene, die von den politischen die rudimentäre Kultur, die ihnen fehlte, erlernten: lesen, schreiben, einen Beruf auszuüben, etc., wie auch zum ersten Mal Schriftsteller und Werke zu lesen, die ihnen bis dahin unbekannt waren4. Die Lektüre, die Beobachtungen und Teilnahme an den Diskussionen und Debatten die zwischen den Politischen stattfanden, der Kontakt mit ausländischen Gefangenen, all dies bildete einen intellektuellen Hintergrund5, welcher einer Gruppe von sozialen Gefangenen dazu dienen würde, ihre Situation als Konsequenz der Existenz eines politischen und sozialen Systems zu interpretieren – die franquistische Diktatur und die einsetzende Konsumgesellschaft, die sich in Spanien etablierte – als eine von repressiver und ungerechten Natur, die weite Gesellschaftsschichten zum Elend verdammte und nachher in Knästen mittels unverhältnismäßiger Gesetze einsperrte. Dieser Prozess, langsam und komplex, welcher zum Resultat der Selbsternennung als soziale Gefangene führte, ging parallel mit einer Verinnerlichung, die auf dem Diskurs einer antifranquistischen Opposition basierte: der Glaube, dass nach dem Tod von Franco ein Veränderungsprozess stattfinden würde – revolutionär für einige, demokratisch für andere, aber ein Durchbruch allemal – welcher letztendlich das vernichten der franquistischen Gesetzte und die Aufhebung der sozialen Ungleichheiten bedeuten würde.

Während dieser Jahren waren die Protagonisten der Forderungen immer noch politische Gefangene, aber es fanden die erste Akte des Proteste statt, welche auf Initiative sozialer Gefangener ausging: Tarragona im November 1972, Burgos, Sevilla und Teruel im September 1973 und Ocaña und la Modelo in Barcelona, im Oktober 1975. Diese Meutereien/Aufstände, falls sie als solche in allen Fällen bezeichnet werden können, denn von einigen kennen wir nur die offizielle Version, waren die Antwort auf die eigenen Haftbedingungen, aber alle deuteten auf eine Neigung die immer aktiver in Richtung Protest ging, überdrüssig der mühseligen Lebensbedingungen, zusätzlich der Manipulation seitens der Knastverwaltung und der alltäglichen Repression. Trotz alldem gab es zwei Faktoren, die sich dann von den Meutereien und den Akten der Proteste ab Juli 1976 unterscheiden und die nicht zulassen, über eine Bewegung zu reden, die minimal organisiert war. Diese ersten Wutausbrüche können nicht in eine koordinierte Strategie der Proteste eingefügt werden, weder zwischen den Knästen – auch wenn diese sich zeitlich deckten – noch unter den Gefangenen, die an dieser Aktion teilnahmen (denn sie fingen durch zufällige Gründe an – vor allem die chaotische Meuterei in der Modelo) und es werden keine konsensfähigen Forderungen gestellt, die die Freiheit aller forderte, wie es im nach hinein passierte.

Nach dem Tod von Franco fing die erste Regierung der Monarchie ihr Mandat mit dem Versuch an, die ohrenbetäubenden Forderungen zum Schweigen zu bringen, die die Eröffnung eines wirklichen demokratischen Prozesses verlangte. Wie mit der Verkündigung einer Begnadigung, die der König drei Tage nach seiner Krönung unterschreiben würde. Die Maßnahme bedeutete, die Urteile in ihrer Dauer zu verkürzen und die Freiheit von über 5000 sozialen Gefangenen sowie einigen hundert Gefangenen, die wegen „Verbrechen politischer Überzeugung“ einsaßen, sofort freizulassen.

Die begrenzte Tragweite der Begnadigung, ihre eigene rechtliche Beschaffenheit und die Tatsache, dass die Gründe, welche die politischen Gefangene in den Knast gebracht hatten, nicht entkriminalisiert wurden, verringerte noch mehr die moderaten Begünstigungen und im Gegensatz zu dem, was erreicht werden sollte. Die Opposition betrachtete die Forderung nach einer politische Amnestie weiterhin als einen unverhandelbaren Schritt, um eine demokratische Regierung erreichen zu können. Was die sozialen Gefangene angeht, war es für sie ein weiterer Gnadenakt, der wie zuvor während des Franquismus erteilt wurde, mit dem aus den verschiedensten Gründen mit einer heuchlerischen Güte geprahlt wurde, während zur selben Zeit die Mängel des Straf- und Knastsystems, die auf eine Reform warteten, abgeschwächt wurden. Genauso wie damals, führte die Aufrechterhaltung der bestehenden Gesetzesgebung und die Freilassung ohne jegliche Hilfe für die Resozialisierung dazu, dass nach der Entlassung viele wenig später wieder verhaftet wurden. Ebenso wie im Falle der Politischen, frustrierte die Begnadigung die erhofften Erwartungen, die mit dem Wechsel des Regimes erschaffen wurden. Das Problem blieb nicht nur bestehen, sondern es verschlimmerte sich.

II. Frustration und Wut: Carabanchel, erste Warnung

Anfang Juli 1976 wurde Arias Navarro6 von Suárez7 ersetzt. Unverzüglich machte die Opposition Druck auf die neue Regierung, damit diese eine totale politische Amnestie verkündet. Diese Forderungen werden aus nächster Nähe innerhalb der Knäste verfolgt und nicht nur durch die politischen Gefangenen. Blanco Chivite, Gefangener der FRAP8 in Córdoba schrieb in seinem Tagebuch am 18. Juli: „Das Thema der „Amnestie“ sorgte auch, und viel, die Knackis; sie erwarten, dass sie was abbekommen, mindestens eine Begnadigung in Aussicht auf die nächste Kabinettsitzung. Einer von ihnen, mit dem ich heute morgen redete, argumentierte, dass auch sie „Gefangene von Franco“ seien“.

Die Regierung antwortete mit einer Amnestie von Verbrechen mit politischer Absicht, außer für jene, die die Integrität anderer in Gefahr gebracht haben oder verletzt hätten, dies ohne genauer zu bestimmen, was das bedeutet und mit einem weiten Rahmen für die rechtliche Auslegung dessen. Trotz der Beschränkungen der „schleppenden Amnestie“, sowie die Opposition diese bezeichnete, erhielt dies die Hoffnung der politischen Gefangenen am Leben, zerstörte jedoch die der sozialen Gefangenen: „Am Ende die Amnestie … der Demagogie. Sehr wahrscheinlich, dass einer der dreizehn von uns aus Córdoba rauskommt (…). Die Desillusion war für die Knackis groß. Sie haben seit Wochen spekuliert und haben mit der Möglichkeit einer Begnadigung und deren möglichen Tragweite gerechnet. Für sie war es ein harter Schlag“.

Die Reaktion der sozialen Gefangenen fand am nächsten Tag in Carabanchel statt, dem zentrale Knast des Regimes, mit mehr als tausend Gefangenen und dem Ort, wo alle Gefangene durchgingen im Falle einer Verlegung, als sie sahen, dass sie nicht davon begünstigt waren. Am 31. Juli setzte sich eine Gruppe von Gefangenen aus dem Trakt Nummer 5 auf den Hof und weigerte sich, in die Werkstätten zu gehen und forderten ein Gespräch mit dem Justizminister. Vor dieser Herausforderung beordert der Direktor eine Einheit bewaffneter Cops, die den Hof mit der üblichen Brutalität räumten. Gleich danach steigen die Gefangenen vom Trakt 7 auf die Dächer und zeigten Transparente auf denen „Totale Amnestie“, „Begnadigung für die Knackis“, „Wir wollen eine Chance“, „Reform des Strafgesetzbuches“ zu lesen war und forderten einen Gesprächspartner seitens des Ministeriums. Nachdem sie die ganze Nach auf eine Antwort auf ihre unverzüglichen Forderungen warteten ohne das was kommt, gaben sie und stiegen mit dem Versprechen ab, das es keine Repressalien geben würde. Die Repression drückte sich aber Tage danach aus, als zwischen 60 und mehreren 100 Gefangenen nach Ocaña verlegt werden und eine ähnliche Anzahl in Strafzellen im selben Knast in Madrid eingesperrt werden. Die Nachrichten der Meuterei – trotz der Zensur – reichten bis in andere Knäste und es finden ähnliche Aktionen in A Coruña, Córdoba und Donosti statt, ohne das schlimme Zwischenfälle stattfinden. In anderen Knästen wurden Hungerstreiks in Solidarität initiiert, wo die totale Amnestie gefordert wurde. In der Öffentlichkeit wurde die Nachricht der Meutereien, trotz einer anfänglichen Aufmerksamkeit und wenigen Sympathien der Medien, von der Umsetzung des Dekrets der Amnestie in den Medien im Schatten gestellt. Von den politischen und gewerkschaftlichen Organisationen wird die CNT als einzige ein Meldung mittels ihres Comité nacional pro-presos (Nationalkomitees für Gefangene) machen, wo sie die Freiheit aller Inhaftierten, ob politische oder soziale, fordern. Dennoch wird die wichtigste Aktion, die Besetzung der Kirche von Nuestra Señora de la Montaña in Moratalaz sein, wo über hundert Familienangehörige über einen Monat sein würden. Diese Angehörigen werden mithilfe von Anwält*innen, eine Unterstützungsgruppe für die Forderungen der Gefangenen gründen und werden eine wichtige Verbindung zwischen drinnen und draußen sein. Ende des Sommers gründete sich – auch wenn sie nicht legalisiert wurden – die Asociación de Familiares y Amigos de Presos y Ex Presos (AFAPE, Assoziation von Angehörigen und Freunden von Gefangenen und Ex-Gefangenen) mit folgenden Zielen: „die menschliche, kulturelle und soziale Förderung von Ex-Gefangenen, die Verteidigung eines menschlichen Umgangs in den Knästen, der Versuch Ex-Gefangene zu Resozialisieren und die Realität der sozialen Gefangenen innerhalb der Knäste unter den Menschen zu verbreiten, die sich beim rausgehen verschärft, vor allem im sozialen, arbeitstechnischen und ökonomischen, etc. Bereich“

III. Die Konkretisierung der Idee: die Geburt von COPEL

Während der folgenden Monate, befand sich die politische Aufmerksamkeit und Spannung in einem Prozess, der zu der Einführung des Gesetztes für politische Reformen führen sollte. Die ersten politischen Gefangenen ohne „Blutverbrechen“ kamen langsam raus. Die Umsetzung der politischen Amnestie, auch wenn moderat ging voran, außer in Euskadi, wo ein großer Teil der Gefangenen saß, weil sie einer der verschiedenen Zweige der ETA angehörten. Während dessen, kamen die aktiveren und engagierten sozialen Gefangenen aufgrund der Repression nach der Meuterei in Carabanchel und der nichtigen Aufmerksamkeit der Behörden zu dem Bewusstsein, dass eine gemeinsame Forderung ihrer Ersuchen erforderlich sei und eine Planung über die Form wie diese stattfinden sollen. Ab dem Moment dieser Feststellung – Vollendung eines Prozesses, der, wie schon erwähnt wurde Jahre davor anfing – wurde verkündet: „Eine Gruppe von Gefangenen von Carabanchel, die bewusst über ihre prekäre Situation und der Problematik der Knäste im Staat sind, sowie der unverzüglichen und unbestreitbaren Notwendigkeit für die Verteidigung ihrer Rechte und Forderungen kämpfen und auf derselben Basis eine tiefe Reform der Knastinstitutionen und Strafgesetze vorantreiben, hat ende letzten Jahres die COORDINADORA DE PRESOS EN LUCHA (COPEL, Koordination von Gefangenen in Kampf) in Madrid gegründet.”

Auf diese Art und Weise erklärte die eigene Organisation, rund um den Januar von 1977 ihren Ursprung. Diese kleine Gruppe aus dem 3. Trakt, die anfing sich zu organisieren als die Sanktionen gegen sie nach der Meuterei aufgehoben wurden und welche in den ersten Treffen nicht mehr als ein Dutzend ausmachte, initiiert von Anfang an eine wichtige Verbreitung ihrer Ideen unter den Kollegen in Carabanchel9. In klandestinen Treffen, ersten Mitteilungen und Manifesten werden die Charakteristiken der Art der Organisation, die kürzlich gegründet wurde gesammelt und festgelegt, sowie die Gründe, Absichten und Ziele, auf die sie sich stützen. In diesen stellt sich die COPEL als eine demokratische Organisation vor, die offen für alle Gefangene im Staat ist, keiner politischen Organisation verbunden ist, die noch auf Carabanchel beschränkt ist, aber Kontakte mit den restlichen Knästen pflegt und dazu anstrebt, eine Assoziation von Gefangenen zu werden, die legal anerkannt für die Reform von Knästen und Strafen kämpft. Ihre Forderungen gingen weiter als eine wirkliche totale Amnestie, sie bildeten eine kritische Radiografie des Justizsystems und verstanden die Klage der äußerst schlechten Lebensbedingungen innerhalb der Knäste (Nährung, Gesundheit, Erziehung…), die Ausbeutung die die Gefangenen erleiden, die härte des Knastregimes und die dringende Notwendigkeit, franquistische, ungerechte und unverhältnismäßige Gesetzte zu ersetzen (Abschaffung des Strafgesetzbuches, des Gesetztes für kriminelle Urteile, Gefahrengesetz und Soziale Rehabilitation, speziale Rechtsprechung). Das Funktionieren der Koordination würde, solange es die Bedingungen erlauben, auf Vollversammlungen, im Delegieren von Räten oder Traktkomitees für das Schreiben von gewissen Mitteilungen geregelt. Auch wenn gewisse Eigennamen regulär auftauchten – einige Medien verliehen auf eigene Faust den Titel des „Präsidenten“ der COPEL- wir können nur über aktivere Mitglieder oder Anführer reden und schwierig ist es eine Abstufung dieser zu erschaffen, bzw. Über Amtsinhaber zu reden.

Das auftreten dieser Gefangenengruppe, auch wenn nur innerhalb von Carabanchel, überraschte die Leitung des Knastes unvorbereitet. Es findet ein Kampf statt indem einer der beiden Akteure sich gegenüber dem anderen durchsetzt. Das Resultat ist nicht klar: auch wenn es stimmt, dass die Leitung versuchte, die Koordination mittels Gewalt zu spalten, unter diesem Druck knickte diese nicht ein und dank einer starken Kampagne von Überzeugungseifer erreicht sie eine weite Verbreitung im ganzen Knast. Das Erfolgsgefühl war dennoch kurzlebig, denn eine Woche später wurden 50 Gefangene – Untersuchungsgefangene in ihrer Mehrzahl – über Nacht und ohne Ankündigung in die Knäste von Ocaña und Zamora verlegt. Als die Nachricht bekannt wurde, schnitten sich eine Gruppe von Gefangene in die Arme und den Bauch, schluckten Metallobjekte. Hiermit bildete sich die erste Handlung von kollektiven Selbstverstümmelungen denen viele die folgen würden. Am nächsten Tag steigt eine noch größere Gruppe auf das Dach des Knastkrankenhauses und zeigt die Entführung der COPEL Mitglieder an, sowie die Vernachlässigung der Selbstverstümmelten, sowie das Zeigen von Transparenten mit ihren Forderungen. Diese Handlung wird eine beachtliche Tragweite in den Medien haben, das Kürzel der COPEL fängt an, die Zeitungen zu überfluten und die offenkundige Nachricht einer organisierten Bewegung sozialer Gefangener wird verlautbart. Es ist vor allem wichtig, weil es die Stellung der Behörden im Konflikt stärkt, die schon im Jahr davor experimentiert wurde und konstant bleiben wird, bis diese Protestbewegung ein Ende nimmt: Isolation der aktiveren Mitglieder in Einzelhaft10 und eine Kampagne des Prestigeverlustes in der Presse. Auf ihrer Seite wird die COPEL weiterhin Mitteilungen nach Außen bringen, in denen sie zur Solidarität aufruft und das Ende der Repression fordert, in Carabanchel, wie in allen Knästen in die ihre Mitglieder verlegt wurden. Sie genossen große Sympathien, die Isolation der aktiveren Mitglieder bewirkte aber, dass sie sich nicht in den nächsten Monate erholen konnte.

IV. Die Unterstützung auf der Straße

An diesem Punkt angekommen, lohnt es sich das Blickfeld zu erweitern, welches bis jetzt auf dem Riesenknast in Madrid fokussiert war, um die Auswirkung kennenzulernen, die die Verbreitung der COPEL außerhalb der Knastmauern und der Büros der Knastbehörden hatte.

Insgesamt war die Unterstützung der Forderung der COPEL sehr klein, vor allem, wenn es mit der breiten Unterstützung verglichen wird, die andere soziale und politische Bewegungen während der Transicion genossen. Aber es darf nicht vergessen werden, es war nicht eine Bewegung wie die anderen, vor allem aufgrund der Gefangenschaft ihrer wichtigsten Protagonisten. Mit allem, wenn in irgendeinem Moment die Forderungen der COPEL mehr Sympathien erweckten und die Nummer der Gruppen die sie unterstützten am breitesten war, fand dies während der Monate Mitte 1977 statt.

Eins der ersten Kollektive, welches sich mit den sozialen Gefangene solidarisierte, war das der Schriftsteller und Intellektuellen. Anfang März 77, in einem Treffen, welches in der Fakultät der Wissenschaft der Information der Complutense (Madrid) organisiert wurde, an dem um die 500 Personen teilnahmen, wurde ein Brief vorgelesen, welcher von hundert Persönlichkeiten aus dem kulturellen Bereich unterschrieben wurde, indem die volle Unterstützung der Forderungen und Anklagen der sozialen Gefangenen manifestiert wurde. Eine Woche später gründete die Mehrheit der Unterschreibenden die Asociación para el Estudio de los Problemas de los Presos (AEPPE, Assoziation für die Studie der Probleme der Gefangene), mit Agustín García Calvo und Rafael Sánchez Ferlosio im Rat und Fernando Savater als ihr Präsident11. Ihre Ziele stimmten praktisch mit denen der AFAPE überein, aber mit einem Zusatz an Reflexion über das Knastproblem, die Knastreform, die neuen Formen sozialer Einrahmung und die Suche nach möglichen Alternativen. Trotz des frühen Moments indem sie sich organisierten und trotz ihres ambitionierten Charakters, wird diese in der Praxis nicht mehr als ein einige Mitteilungen und kollektive Briefe hervorbringen, die als ihre bemerkenswerten Taten gelten.

Mit weniger intellektuellen Herangehensweisen, aber mit mehr Aktivitäten über die 1,5 folgenden Jahre, ab dem Frühling 1977 organisierten sich Unterstützungsgruppen für die Gefangenen der COPEL vor allem in Madrid, Barcelona, Euskadi und Valencia, sowie deren metropolitanen Umland. In diesen Gruppen, die sich meistens als Unterstützungskomitees für COPEL bezeichneten, bildete sich die Basis der Unterstützung auf der Straße für die sozialen Gefangenen. Es handelte sich um kleine Gruppen, die heterogen waren, aber mittels ihrer Veröffentlichungen und den Aussagen ehemaliger Mitglieder im Großraum Barcelona und Valencia, können wir sagen, dass sie in den Kiezen verankert waren. Mindestens zeitweise wurden sie von anderen Assoziationen unterstützt, die viel größer waren und ihnen halfen (einige Religiöse- oder Nachbarschaftsgemeinden, aber nicht unbedingt) und in Kämpfen verwickelt waren. Sie waren Menschen, die entweder aufgrund ihrer persönlichen Laufbahn (Angehörige, Ex-Gefangene), beruflich (Sozialarbeiter, Anwälte, Helfer…) oder aufgrund ihrer Bildung und Überzeugung die Realität der Knäste kannten und aus Basiseinstellungen für die Abschaffung dieser konkreten Problematik arbeiten wollten, wie in der Überwindung des Knastes als repressive Institution (zumindest als theoretische Einstellung). Die Ideologie, welche die Schriften dieser Affinitätsgruppen präsentierte, war konnte auch nicht anders sein, deutlich antiautoritär, gegen die Konsumgesellschaft, jede Form der Unterdrückung und Herrschaft des Individuums (sei es der Knast, die Schule, der Irrenhaus oder die Fabrik12). In der Gegend von Besòs in Barcelona gab es seit 1976 „eine Gruppe von Gefährt*innen, die die Armut ihres Lebens im Knast und/oder in der Gesellschaft wahrnimmt und das beide untolerierbar seien“, unterschrieben mit dieser Aussage das Blatt/Mauermalerei Quienes13…, welches zu einer Referenz im Antiknast Kampf wurde, sogar bevor sich die COPEL gründete. In Madrid wurde das Solidaritad con los Presos (Solidarität mit den Gefangenen) veröffentlicht, zudem das Blatt der AFAPE: COPEL en lucha (COPEL im Kampf), in Biskaia vereinigten sich die Komitees von acht verschiedenen Zonen, um eine Zeitschrift zu veröffentlichen… dies sind einige Beispiele dieses
Vereinswesens mit einem autonomen und übergreidenden Charakter rund um die Ideen der Forderung für die Freiheit der sozialen Gefangenen, welches von kurzer Dauer war. Es hatte aber einen ideologischen Hintergrund mit einer tiefen Kritik am Kapitalismus und der Gesellschaft.
Auf derselben Linie bekam die COPEL von anderen Bewegungen und Gruppen Unterstützung, die von den franquistischen Gesetzten verfolgt wurden. Sie strebten an, dass auch ihre Stimme im Zusammenhang mit den Forderungen Gehör finden würden, welche die Straßen mit der Änderung des Regimes überfluteten. Die radikaleren homosexuellen und feministischen Kollektive, stellvertretend für die hervorstehenden Opfer der Gesetzte von Gefährlichkeit und sozialer Rehabilitierung, zeigten von Anfang an ihre Solidarität mit den sozialen Gefangenen, und gemeinsam wurden einige Koordinationen von Ausgeschlossenen gegründet, um gemeinsam gegen die Gesetzte zu kämpfen, welche sie in den Knästen bleiben lies und sie verurteilte.

Trotz all dieser Gruppen erhielten die Kämpfe der COPEL die Unterstützung einiger politischer Parteien aus der radikalen Linken, aber vor allem von der CNT, welche sich immer gegen die Trennung von politischen und sozialen Gefangenen stellte und aus der Verteidigung der sozialen Gefangenen eine Eigensignatur machte. Diese Organisation wird zu ihren Aufgaben ihrer Pro-Gefangenen Komitees, die Verteidigung der COPEL Mitglieder und unterschiedlicher libertärer Gruppen zählen, welches harte Kritiken innerhalb der CNT verursachen wird, wo die Ziele der Gewerkschaft zu Gunsten der Ausgeschlossenen verschoben würden und ein weiterer Grund für eine neue Zermürbung sein, sowie eine weitere Begründung für die Kriminalisierung der CNT.

V. Die Verbreitung des Konfliktes

Während des Frühlings im Jahr 1977, war die Parole der COPEL, das Aufzeigen ihrer Situation in allen Medien zu verbreitern. Trotz der Isolation die ihre Hauptfiguren erlitten, kommen aus den Knästen Manifeste raus. Der Konflikt erweitert sich auf die Gerichtssäle der Justiz und sie verstümmelten sich vor den Magistraten. Während dessen, durch die Anwendung der politischen Amnestie und einem Dekret für die Begnadigung , welches im März beschlossen wurde, wird auch den politischen Gefangenen für „Blutdelikte“ erlaubt, aus den Knästen zu kommen. Auch eine große Zahl von Gefangenen mit „allgemeinen Verbrechen“ kommen raus, weil ein Viertel ihres Urteils herabgesetzt und die Knastsanktionen reduziert wurden. Aber diese Maßnahmen, genauso wie in vorherigen Fällen behoben nicht die strukturellen Probleme und schafften es nicht, dass die Proteste zu Ende gehen: „Die königliche Gnade, ist für uns, soziale Gefangene, ein offensichtliches Manöver, um uns zu spalten und der zahlreichen Entwicklung und Aktivitäten unserer Mitglieder , die sich tagtäglich der COPEL anschließen eine Bremse zu setzen.“ Mehrere hundert Gefangene aus den Knästen von Ocaña, Carabanchel, la Modelo (wo auch einigen Politische teilnehmen), Granada und Martutene befanden sich im Hungerstreik ,während die ersten legislativen Wahlen Kampagne machen. Die Tragweite der Proteste während der Wahlen war mickrig, gegenüber der Tatsache, dass die UCD14 ihre Plakate von Gefangenen aufhängen lies , mehr Verbreitung genießen durfte als die Mitteilungen ,die an die öffentlichen Meinung gerichtet waren.
In dieser aussichtslosen Situation, in der weder die COPEL es schaffte ,dass ihren Forderung Gehör geschenkt wurde, noch die Knastbehörden es erreichten, die Inhaftierten zum Schweigen zu bringen, fand die berühmte Schlacht von Carabanchel statt. Am 18. Juli, das Datum ist nicht Zufall, fand der bis damals wohl größte Akt des Protestes statt. Bis ins Detail vorbereitet, ging es darum ,solange wie möglich auszuharren, damit in weiteren Gefängnissen ähnliche Taten stattfanden, um so ein wirklich großes Druckmittel zu erschaffen ,um den Staat dazu zu zwingen ,die Forderungen zu akzeptieren. Während vier Tagen meuterten zwischen 300 und 600 Gefangene (nach Angaben des Justizministers) auf den Dächern von Knästen in Madrid. Hunderte weitere Inhaftierte initiierten rebellische Taten entlang der Knastlandschaft: Puerto de Santa María, Málaga, Zamora, Valencia, Valladolid, Almería, Oviedo, Palma de Mallorca, Sevilla, Burgos, Badajoz, Las Palmas de Gran Canaria, Granada, Barcelona, Yeserías, Alcalá de Henares… Überall war es ein Zeichen der Solidarität mit Carabanchel und der Forderung der Freiheit als Hauptpunkt, gefolgt von den bekannten Knast- und Strafreformen. Die Meutereien werden in den meisten Knästen mittels einer „energischen“ Intervention der Riotcops beendet – in Carabanchel besonders giftig – wo sie auch am längsten innerhalb des Knastes bleiben würden.

Diese Handlung mit so einem weiten Ausmaß, war der Anfang der intensivsten Periode ,welche jemals innerhalb der Knäste erlebt wurde: ab dem Moment wird die ständige Verlegung der kämpferischen Gefangenen als Strafmaßnahme zur Verbreitung der COPEL in den meisten Knästen führen. In Knäste ,wo es bis dato möglich war , Akte der Solidarität stattfinden zu lassen, aber wo es keine Gruppe von Gefangene gab, die sich als Mitglieder der Organisation sahen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass während der nächsten Monate Hungerstreiks, Selbstverstümmelungen, Streiks in den Werkhallen und mehr Meutereien entlang des Staates stattfinden würden (Teruel, Zamora, Cáceres, Barcelona, Donosti, Cartagena, Málaga…).

Im Herbst verursachte die Genehmigung des Amnestiegesetzes auf der einen Seite eine Veränderung in der Terminologie der Forderungen, als die Forderung nach totaler Amnestie – welche bis dahin gefordert wurde – durch einen generalisierten Freispruch ersetzt wurde (beide ähnlich was das Resultat angeht: Raus aus den Knast, aber sehr unterschiedlich in ihrer legalen Konnotation). Der Grund für die verstärkte Veränderung war die Bekanntmachung der Ausarbeitung eines Vorschlages für die Begnadigungsgesetzte seitens des baskischen Abgeordneten Juan Maria Bandrés, sowohl als auch der steigende Druck der sozialen Gefangenen, als diese sahen, wie eine weitere Tür zur Freiheit sich schloss. Daher fanden nicht nur Selbstverstümmelungen, Hungerstreik, Meutereien und Brandanschläge fast jede Woche während den letzten Monaten des Jahres in fast jedem Knast des Staates statt: Huelva, Basauri, Córdoba, Lleida, Murcia, Sevilla, Ocaña, Málaga, Barcelona…, sondern diese zeichnen sich durch ein größeres Ausmaß an Gewalt aus, Resultat einer Verzweiflung, welche mögliche Alternativen reduziert. Die Meutereien ähneln immer mehr einer Art von ludditischen Angriffen gegen die körperliche Verkrampfung, die für sie der Knast ausmacht: „Dort wo die COPEL ist, wenn sie bis Weihnachten keinen Freispruch erlassen, wird alles brennen, es werden weiterhin Männer nach Freiheit schreiend von den Dächern springen. Die Parole ist: entweder Freispruch, oder alle Knäste vor Januar zu vernichten.“

VI. Die Regierung bezieht Stellung

Während all dies in den Knästen passiert, wird auf den Straßen weiterhin eine tiefe Veränderung in der Strafgesetzbuch-, und Knastverordnungen verlangt. Unterdessen sollen die Bewilligung von Gnadenakte den Druck besänftigen. Das ganze wird erweitert durch die Anzeigen, die innerhalb der eigenen Verwaltung seitens einer Gruppe von Schließern die eine progressive Haltung haben gestellt wurden. Eine absolute Minderheit innerhalb der Verwaltung, die die Bedingungen kritisieren, in denen sich die Knäste befanden, und die bessere Arbeitsbedingungen verlangen und das Ende der repressiven Politik fordern, welche seitens vieler Knastleitungen und seitens der Hauptverwaltung die ganze Zeit durchgesetzt wurde. Die Verbreitung der Kritiken und die sprengende Stimmung in den Knästen, erlaubten dem Minister nicht mehr das Problem für längere Zeit zu ignorieren und zwang diesen, einzugreifen. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass der erste Versuch, die Situation zu kontrollieren ein bisschen nach der „Schlacht von Carabanchel“ stattfand, als eine partielle Reform verabschiedet wurde, um das Knastreglement den internationalen Empfehlungen anzupassen. Die Auswirkung war so gering und jeder Erwartung dermaßen entfernt, dass sogar kritische Stimmen, die aber keineswegs radikal waren, wie die des Professors Carlos García Valdes, dies als „mehr mit dem Knüppel als mit der Feder“ niedergeschrieben betitelte. Für die COPEL war diese „Pseudoreform“ nichts weiteres als ein „Werbeslogan“. Aufgrund der unzureichenden Maßnahme, mit nur zwei Tagen Zeitverschiebung, bildete sich Anfang Dezember eine „Sonderkommission für die Ermittlung über die Situation der Gefängnisniederlassungen“ im Senat. Der Generaldirektor José Moreno wurde durch den jungen Jesús Haddad ersetzt ,der aus den Reihen der Sozialdemokratischen Partei von Fernández Ordóñez stammte.
Diese beiden Manöver versuchten die Stimmung der Gefangene zu besänftigen und als Anfangspunkt für die endgültige Reform zu dienen, aber die gegenteilige Meinung des neuen Direktors :– „Die Regierung hat keinen generellen Freispruch vor“ – sowie einiger Mitglieder der Kommission – „die Kommission, die über die Situation der Gefängniseinrichtungen im Senat berät, stimmte gestern der Justizkommission zu ,einen dringlichen Vorschlag über die Begnadigung der sozialen Gefangenen zu erarbeiten“ – über das, was immer noch der brennendste Punkt war, half diese Absicht nicht. Wenn es auch stimmt, dass es das erste mal war, dass aufgrund von Weihnachten die ersten Freigänge erlaubt wurden, was als eine Eröffnung und Modernisierung der Institutionen verteidigt wurde, fing 1978 genauso an wie das vorherige Jahr beendet wurde, weit verbreitete Protestaktionen in den meisten spanischen Knästen, die mit der üblichen Polizeirepression, Sanktionen und Bestrafungen begleitet wurde ( in Carabanchel z.B., schliefen die Antiriotcops in der Knastbibliothek und Knastschule, um in keinen Moment aus dem Gelände raus gehen zu müssen).

In mitten dieser brenzligen Situation, wo die sozialen Gefangenen für alles bereit waren, befahl Haddad die Verlegung der Kämpferischsten – um die 500 – in den Knast von El Dueso (Santander) mittels einer Verordnung des 3. Februars, welche an alle Knäste gerichtet war. Darin wird an die Gewaltmacht des Leiters erinnert, um in die Kommunikationen einzuschreiten, den Einlass von Presse zu verhindern, Zensur an der Briefkommunikation durchzuführen, Freigänge zu streichen und das sofortige Einführen von Sanktionen und anderen restriktiven Maßnahmen durchzusetzen. Gleichzeitig wurden Ausschüsse gegründet um den Text würde die Knastreform zu verfassen, in denen „Mitglieder von Ex-Knackis und andere für dieses Thema besorgte Gruppen“, innerhalb eines großen Kreises von Profis welche unter anderem Richter und Knastschließer ausmachten. Nach einem Monat und „vor der unvermeidbaren Langwierigkeit der Arbeiten und die Erschwernisse in der Koordination dieser, wählt der Justizminister eine Hauptgruppe für die Arbeit oder grundlegenden Referat“, welches von drei hohen Posten des Ministeriums zusammengestellt wurde. Enrique Ruiz Vadillo, Francisco Bueno Arús, Jesús Alarcón Bravo und Carlos García Valdés (welcher letztendlich sie sehr bald „sehr persönlich“ führte). Das Verkleinern des Pluralismus und die Schnelligkeit zu begünstigen ließ alle unbequemen Stimmen raus.

Während die bürokratische Maschinerie anfing zu funktionieren, war die Gewalt in den Knästen sehr präsent, bis zu dem Höhepunkt, als eine Gruppe von Schließern in Carabanchel, unter ihnen ein Sicherheitsleiter und der Knastdirektor, während eines Verhörs am 14 März 1978, Agustin Rueda zu Tode geprügelt hatten, weil ein Ausbruchstunnel entdeckt wurde. Dieser war ein anarchistischer Gefangener und Teil der COPEL. Acht Tage später wurde der Generaldirektor Jesús Haddad durch die GRAPO erschossen. Mit dieser besonderen dunklen Woche der Knasttransicion als Vorwort, wurde Carlos García Valdés Leiter der Generaldirektion. Uniprofessor 31 Jahren alt, mit der „Cuadernos para el Dialogo“15 verwickelt, mit progressiven Charakter, Kenner der Knastrealität und bis zu diesem Moment Kritiker der Politik, die bis dahin angewendet wurde.

VII. Das Wachen der Waffen

Die Ernennung von García Valdés beinhaltete eine endgültige Haltung seitens der Behörden, nach den Versuchen von Haddad – die durch seine Ermordung gestoppt wurden – , um den Knastproblemen die Stirn zu bieten. Sicherlich bestimmt sein weites und komplexes Handeln – was zu viel wäre um es hier zu analysieren – die Richtung, welche die Geschehnisse einnahmen, welche zu der Auflösung der fordernden Bewegung für die Freiheit der Gefangenen führen wird, sowie sie bis jetzt geschildert wurde. Aber nicht nur ihm sollen die Gründe der Krise der Bewegung zugerechnet werden, die schon zum Moment seiner Amtseinführung anfingen, sich zu manifestieren. Dass er gewählt wurde, wurde von den aktivsten Mitglieder der COPEL als ein positiver und hoffnungsvoller Schritt bezeichnet. Nach einem Gespräch mit ihm, nach einigen Tagen seiner Amtseinsetzung, wird die restlichen Knäste aufgefordert, die Protestaktionen niederzulegen: „In der Aktualität, nach der Ernennung des neuen Direktors für Knäste und nach dem Meinungstausch auf seinem Besuch in Dueso, sind wir der Meinung, ihm einem Vertrauensbeweis zu geben. Denn wir erwarten, dass er all seine Versprechen einhält, denn er scheint ein ehrlicher Mensch zu sein, der den guten Willen hat, um tiefe Veränderungen im staatlichen Knastsystem durchzuführen. Dies hindert uns nicht, uns in dieser Zeit des Wartens zu reorganisieren.“ Dieser Aufruf zum Waffenstillstand bedeutete nicht nur, dem neuen Direktor eine Gunst im Zweifelsfall zu gewähren, sondern es drang innerhalb einer Reihe von Reflexionen über den Charakter, welches der Kampf und seine Taktiken in der Zukunft einnehmen musste, ein: „Nach unserer Ankunft in Dueso, analysierten wir den Ablauf des Kampfes in der Vergangenheit und wir verstanden, dass es notwendig war, den Kurs zu ändern und uns zu reorganisieren, denn die Erfahrung zeigte uns, dass der Kampf uns überforderte und nicht mehr mit Bewusstsein und konkreter Organisation gekämpft wurde. Es wurde bewiesen, dass die COPEL als Avantgarde für den Kampf in den Knästen vom Chaos und dem Ausflippen überschritten wurde.“ Diese Behauptung beantwortete die Sorgen der bewussteren Anführer und Mitglieder der Koordination, als sie sahen, wie durch die Isolation zu den restlichen Knästen und entsprechend mit dem Vollversammlungscharakter der Handlungsweise, in der jeder dasselbe Recht hatte gehört zu werden, sich immer mehr Knackis anschlossen, die diese ursprüngliche Idee, mit der die Gruppe gegründet wurde, nicht immer respektierten und sich der Mehrheit anschlossen, um partikuläre Ziele zu erreichen. Denn seit Anfang 1977 war nicht mehr die Rede von einer COPEL, die in Carabanchel zentriert war, wie es bis dahin der Fall war, sondern es konnte von so vielen COPEL wie Knästen geredet werden, die sich untereinander sehr Unterschieden hatten, sowie unter den Mitgliedern innerhalb dieser Gruppen.

Zurück zu den Ereignissen: die Gunst im Zweifelsfall wurde vom neuen Direktor mit seinen ersten Rundverordnungen, die abzielten auf die „ Bewilligung von wiederholten Forderungen, die von Gefangenen erbettet wurden, die nicht schrill sind (die Gefangenen)“. In diesen Anordnungen vom 13. und 21. April, wurde das interne Leben flexibilisiert. Zensur wurde beseitigt und einige Aspekte wie eine Mitbestimmung der Gefangenen mit der Leitung im Bereich geringerer Aufgaben (Reinigung, Sport und Essen) wurden erlaubt. Hungerstreiks und Verstümmelungen, die friedlich stattfanden, sollten nicht mehr bestraft werden, sowie auch ein Erlass an Strafen angeordnet wurde (9. Mai), die vor Amtseintritt stattgefunden hatten. Bezeichnend war auch das Beenden der „Kreuzzüge“ gegen die Frauen in der Trinitat16. Ein Schritt, welcher die einzige und noch nie dagewesene Erfahrung der wahren Selbstverwaltung des Knastes von den gefangenen Frauen war. Während der folgenden Monate gab es nicht mehr als eine Schließerin pro Schicht, und die Leitung wurde drei Anwälten übergeben, die ihre Klientinnen innerhalb des Knastes hatten.

Der Verzicht auf Proteste dauerte dennoch nicht lange an. Am 19. April findet die erste Meuterei unter García Valdés als Leiter der Knäste in Granada statt. Drei Tage später gab es Versuche in Valladolid und Ceuta. Die gewalttätigen Zwischenfälle werden von einer geringen Anzahl von Gefangenen befolgt und diese manifestieren wieder einmal die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen: „Es ist unumgänglich zu verstehen und verstehen zu lassen, dass die Zerstörung oder das Anzünden, durch die Lust der Zerstörung und des Anzündens, uns nicht zu dem Erreichen unserer Ziele bringen, sondern sie die Repression steigern, die Lebensbedingungen verschlechtern und unsere notwendige Mobilisierung für eine endgültige Verankerung der COPEL lahmlegen.“ Aus dem Knast aus Santander wird ein Aufruf gemacht, welcher zu der Fortführung der Kämpfe als Druckmittel aufruft, aber mit Hungerstreiks und kollektiven Selbstverstümmelungen, wie jene Anfang Mai, die sich mit der Woche für die Amnestie, die im Baskenland organisiert wurde, deckte. Im Knast von El Dueso schlitzten sich hundert Gefangene den Bauch und die Arme auf, um gegen den Tod von drei Gefährten, die vor ein paar Tagen stattgefunden hatten zu protestieren. Eine Beschleunigung des Reformprozesses wurde gefordert, damit ihre Situation sich verbessern würde, genauso wie die Bewilligung eines generalisierten Gnadengesuches. Ab diesem Moment wird diese Art von Aktionen während der nächsten zwei Monaten haben im Vordergrund stehen.

VIII. Am Ende des Tunnels, die Reform

Zur gleichen Zeit und vor dem Gewissen, dass keine generalisierte Begnadigung stattfinden würde, erlangte die Entschlossenheit, um jeden Preis raus zukommen, an größerer Dimension. Sei es durch die Tür, einen Tunnel durch die Fundamente, denn die COPEL hatte nie auf das, was sie als ein Recht für jeden Gefangenen gelten ließ, verzichtet: den Fluchtversuch. Am 10. Mai wird ein Tunnel in der Modelo entdeckt, am 27. Mai informierte die Presse, dass drei Gefangene aus El Dueso geflohen seien. Am nächsten Tag machen es sieben aus Carabanchel. Diese Ausbrüche sind kein neues Element, denn während 1977 waren 56 Gefangene in 41 Ausbrüchen aus dem Knast ausgebrochen. Außer den frustrierten Versuchen, deutete diese spektakuläre steigende Tendenz des neues Jahres mit der Bilanz von 175 Ausgebrochenen in 79 Versuchen die Realität. Ohne Zweifel war der Ausbruch der zu diesen neuen Rekord führte, der Ausbruch von 45 Gefangene aus dem Knast la Modelo in Barcelona. Diese Episode, die im Bezug zur COPEL auf der Straße am bekanntesten ist, ist noch heutzutage ein dunkler Punkt in der Geschichte der Transición. Mehrere Beteiligte bezweifelten, dass so ein massiver Ausbruch organisiert werden konnte, ohne Wissen der Knastleitung. Wenn diese Theorie sich als Wahr erweist, könnte es als ein Akt verstanden werden, um soziale Alarm zu verursachen und um die Knastbedingungen zu verhärten, welche von einem Teil der Beamten gefördert wurde, die mit der bisherigen Politik des neuen Direktors nicht einverstanden waren.

Auf jeden Fall, gefördert oder nicht, der Ausbruch löste Empörung bei Carlos García Valdés aus, welcher aussagte, sich von den Gefangenen verraten zu fühlen, aber als Beispiel für weitere Versuche von Ausbrüchen diente – gelungene oder misslungene – und als Vorwand für eine Verhärtung des Regimes. Diese basierte auf den neuen Rundverordnungen, welche „zu einem geordneten Zusammenleben, unabdingbar für die Reform selbst, im inneren der Niederlassungen“ führen sollte. Die ersten Verordnungen, die vor dem Ausbruch angekündigt wurden, am 29. Mai, verkündeten Ausnahmen bei ärztlichen Besuchen außerhalb der Knäste. Am 31. Mai wird an das Verbot von Misshandlungen erinnert, deutet aber auf die Möglichkeit vom Gebrauch an „ materiellen Nötigung, um die Wiederherstellung zur Normalität zu leiten“ und unterscheidet zwischen Selbstverwaltung und Beteiligung. Am 6. Juni wird die Pflicht zur Kontrolle der Presse erneuert und am 24. Juli wurde Korrespondenz an Menschen verboten, die den Kreisen der Familienangehörigen von Gefangenen und unter Knästen fremd waren die mit den Initialen von politischen Gruppen unterschrieben. Es wird ein Regime des „gemischten Lebens“ eingeführt, welches die allgemeinen Aktivitäten begrenzt, mündliche und schriftliche Kommunikationen einschränkt und zensiert ,die bei Gefangenen, die in Isolationshaft sitzen, die in einer Sonderabteilung außerhalb des gewöhnlichen Knastes befinden, praktiziert werden. Falls notwendig, wird die Beteiligung der Gefangenen am Knastleben seitens der Knastleitung aufgehoben. Mit weiteren Erlassen (am 31. Juli und ein Gesetz im Januar von 1979) die die juristischen operativen Kapazitäten mit Mitteln und Fähigkeiten ausstatten, um Kontrolle über Gefangene zu erlangen und die „Bewegungen der Knastaufstände“ zu zerschlagen.

Während diese Erlasse umgesetzt wurden, waren die Knäste auf Kriegsfuß, auch wenn es nur für eine kurze Zeit war. Diese Erlasse beinhalteten im Laufe von 1978 und Anfang von 1979 die komplette Isolation an der Mehrheit der Mitglieder der COPEL im „gemischten Lebens Regime“, welches zu dem Vorläufer des „geschlossenen Regimes“ werden würde ,wenn der Artikel 10 der Ley General Penitenciaria (L. O. 1/1979 vom 26. September) betrachtet wird. Gleichzeitig wurden Ausgänge verstärkt, sowie das Erleichtern der Haftbedingungen für die Gefangene die sich gut benahmen (das System des Preis-Bestrafung, welches die Solidarität unter den Gefangenen bricht), was unter Aussagen von Carlos García Valdés der Schlüssel für die Abnahme der Konflikte war. Eine Einschätzung über die Gründe der Demobilisation welche die die sie erlitten haben auch teilen: „Auf der einen Seite haben sich uns entführt. Die die ein bisschen hervorragten haben eine sofort auf den Deckel bekommen. Wir wurden um 5 Morgens mit einen Lappen im Mund aus der Zelle geholt, die Augen waren verbunden, die Hände am Rücken gefesselt, ohne Kleidung, sie gaben uns einen verstaubten Blaumann, wir wurden desinfiziert und uns wurden die Haare geschoren… Und die die sie als Rädelsführer sahen, die wurden vom Rest getrennt und wurden nach Santoña, Puerto oder nach Burgos überstellt. Der Rest kriegten ihre Besuche (vis a vis), erhielten Freigänge ohne Ende und so waren sie glücklich. Divide et impera (teile und herrsche), das war die Reform von García Valdés.“

IX. Das Ende der COPEL

Auf diese Art und Weise zerfiel der organisierte Kampf der COPEL Anfang des Sommers 1978 in riesigen Schritten zusammen, die Schreiben hören, auf die Häufigkeit zu haben die sie einmal so sehr charakterisiert hatten.
Die Meutereien, die noch während der nächsten Monate andauerten, wurde nicht mehr im Namen der Koordination gemacht, dies durch die effektive Zerschlagung dieser, wie auch durch die negative Konnotationen welches die COPEL als solche erlangt hatte. Ein Prozess, welcher auf der anderen Seite zusätzlich einen weiten Lebenslauf von Meutereien beinhaltete, das Auftreten von bewaffneten Gruppen mit dem beabsichtigten Ziel, sozialen Gefangenen zu helfen. Die angeblichen und unwahrscheinliche Verbindungen zu anderen bewaffneten Gruppen wurde von den Behörden mittels der Medien ausgenutzt. All dies hatte einen bedeutenden Einfluss. Die Unterstützung der Gruppen auf der Straße zerfiel im selben Rhythmus, und das Verständnis zwischen den Leuten innerhalb und außerhalb der Mauern war nicht immer befriedigend. Zusätzlich zu den internen Divergenzen spielten die Gruppen mit einem Mafia Charakter – diese fingen schon in den ersten Monaten von 1978 sich breit zu machen, und stiegen ab diesem Moment-, welche aus den zerstörten und überfüllten Knästen (wiedereinmal Carabanchel und la Modelo führten die Liste) ihr bevorzugtes Raum machten, eine große Rolle. Mit der Verbreitung von Konsum an harten Drogen, hauptsächlich Heroin, unter den marginalisierten Bereichen, wurde in einem kurzen Zeitraum der gemeinschaftliche Geist für Forderungen welches die COPEL vorangetrieben hatte begraben. Ein Verkettung von Ursachen, welche zu dem Verschwinden der COPEL bis zum Ende des Jahres führen würde.

Welche Auswertung können wir heute daraus ziehen, fast 30 Jahre nachdem die Gefangene zum ersten Mal auf die Dächer von Carabanchel stiegen? Aus der rechtlichen Betrachtung, kann die jetzige Regulierung des Knastsystems ohne die Kämpfe dieser Menschen im Kopf zu haben nicht erklärt werden. Auch wenn das Ablesen der Perspektive dieser Bewegung nicht unbedingt positiv ist. Sie erreichten die Reform bevor vielen anderen Kollektiven überhaupt zugehört wurden, und es ist unbestreitbar: die Knastgesetze waren die ersten Grundgesetze der Demokratie. Dies erwiderte nicht ihre Forderungen und diese Dringlichkeit (Umsetzung) stand in direkter Verbindung, dieser Protestbewegung ein Ende zu machen.

Aus der geschichtlichen Betrachtung bildet sich ein weiterer Beweis, dass die Transicion weder friedlich noch exemplarisch war. Die Toten im Knast, viel mehr als die zwei oder drei, die hier erwähnt wurden, findet man nicht auf den meisten Auflistungen und trotzdem waren auch sie Opfer der Transicion die volle Rechte hatten. Die Zerstückelung der sozialen Basis gegen die Knäste bedeutete einen dermaßen starken Rückschlag, dass nie wieder dieselbe soziale Basis erlangt wurde, auch wenn es immer noch einen Funken gab.

Was die menschliche Ebene angeht, ist die Auswertung vielleicht am dunkelsten. Die meisten der Mitglieder der COPEL sind tot. Die Jahre im Knast lasten auf ihren Schultern mehr als die in Freiheit. Die wenigen, die übrig geblieben sind – was schwere Spuren hinterlassen hat – versuchen ihr Leben wiederherzustellen. Ohne zu vergessen.


[1] Candel, Francisco, aus dem Text „Ein Charnego im Senat“, ehemaliger Kommunist im katalanischen Senat.
[2] Amnestiegesetz, https://www.boe.es/buscar/pdf/1977/BOE-A-1977-24937-consolidado.pdf
[6] Damaliger spanischer Präsident. Nachfolger von Franco und Verantwortlicher für die Hinrichtung von 4300 Menschen 1937 in Málaga.
[7] Adolfo Suarez, war der Generalsekretär der „Nationalen Bewegung“, sprich der faschistischen Partei „La Falange“ und der faschistischen „JONS“. Er wurde der erste demokratisch gewählte Präsident in Spanien nach Francos Tod im Jahre 1977.
[8] Frente Revolucionario Antifascista y Patriota, „Revolutionärere Antifaschistische und Patriotische Front“. 1975 bis 1978 agierende bewaffnete Gruppe der Kommunistischen Partei Spaniens – Marxistisch Leninistisch, PCE(m-l).
[9] „…das war ein Treffen, wir waren alle praktisch Gefährten und entschieden (…) Ich erinnere mich das wir zufällig zu sechst waren, und aus diesem Treffen kam der Name der COPEL und mehr oder weniger die Agitationsstrategie, die wir in Carabanchel angefangen hatten. […] Dann, ach ja, auf diesem Treffen erinnere ich mich, dass wir das Logo der COPEL machten, es war die Landkarte des spanischen Staates mit Ketten, wenn ich mich recht erinnere und um die Landkarte: Koordination spanischer Gefangene, glaube ich stand drauf” Daniel, Interview im April 2005
[10] Die Zeugenaussagen jener, die die Zeit erlitten, übertreiben nicht wenn sie über so harte Bedingungen reden wie in den Zeiten des Franquismus. 23 Stunden in der Zelle eingesperrt, in der es keine Möbel gab und ihnen nur ein Sack für Nachts ausgehändigt wurde. Ohne warme Kleidung, angezogen so wie sie aus dem Knast kamen. Sie wurden Ziel von einer regelmäßigen Tracht Prügel. Sie wurden wochenlang von den Knastbehörden bestraft, ohne des Wissens eines Richters. Sehr oft wurden in die Zellen Wassereimer geschüttet, wie in Ocaña, damit sie sich nicht hinsetzten konnten.
[11] Baskischer Philosoph, der schon mal alles war, Nihilist, Anarchist, Demokrat, spanischer Patriot, aber vor allem ein Idiot.
[12] 1975 veröffentlichte Foucault in Paris „Surveiller et Punir“, Überwachen und Strafen, welches im darauffolgendem Jahr ins Spanische übersetzt wurde. Der Einfluss in der Bewegung war enorm.
[13] „Jene die noch nie das „Recht“ hatten das Wort zu ergreifen, nehmen es sich jetzt!“
[14] Unión de Centro Democrático, Union des Demokratischen Zentrums, war die Partei die unter Suarez die ersten Wahlen nach Francos Tod gewann.
[15] Kulturelle Zeitschrift die von 1963 bis 1978 veröffentlicht wurde. Sie war Symbol und Referenz für die „fortschrittliche“ Kultur in den 60ern und 70ern.
[16] Befand sich bis zu ihrem Abriss vor wenigen Jahren im Kiez „Trinitat Vella“ in Barcelona