Aus dem Knastbericht von Rainer Loehnert

Rainer Loehnert, 20. März und 26. April 2018

Ende März bekam ich eine neue Schreibmaschine vom „Komitee für Grundrechte und Demokratie“. Ich bin immer noch auf der Krisen- und Aufnahmestation. Eine Entlassung ist immer noch nicht in Sicht. Im Gebäude der Forensik, Station 1, darf nicht geraucht werden. Geraucht darf nur außerhalb auf dem Hof. Der Anstaltskiosk auf der Station hat nur einmal in der Woche auf.
Der Stundenlohn für Industriearbeit beginnt bei 50 Cent. Man lässt den Gefangenen hier spüren, das wir für den Landschaftsverband Rheinland (LWL) der letzte Dreck sind. Auch in den Augen der Bevölkerung sind wir nicht mehr als Fliegendreck.
Aufschluss ist morgens von 7 Uhr bis 21 Uhr. Danach werden die Zellen geschlossen. Der subversive Teil von uns hat sich illegal Feuerzeuge organisiert und es ist auch schon vorgekommen, dass aus Plastik Zimmer-und Stationsschlüssel nach gebaut worden sind.
Jetzt bringt ein dreiköpfiges Elektronikerteam die Kameraüberwachungsanlage auf den neusten Stand. Es wird wohl nicht lange dauern, dann werden wir auf Schritt und Tritt total gefilmt.
Innerhalb von 32 Jahren befinde ich mich jetzt in der dritten Forensik. Gegen meinen Willen bin ich Spritzen und Blutentnahmen ausgesetzt. Ebenso werden meine Besuche überwacht.
Weigere ich mich, kommt es zu Polizeieinsätzen und medizinischen Zwang.
Ebenso bin ich jahrzehntelang isoliert worden.
Inzwischen werden hier auch Frauen auf Männerstationen eingesperrt.
Weiterhin wird hier Post und gebrannte CD´s beschlagnahmt, die ich erst nach meiner Entlassung erhalte.
All diese Maßnahmen laufen unter der Aufsicht des Maßregelvollzugbeauftragten des NRW-Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation und Soziales.
Da ich Anarchist und „Psychopath“ bin, wurde ich eingesperrt, mit der Begründung, die Gesellschaft vor mir zu schützen.
Ich bin für die Freiheit und gegen das Patriarchat. Wenn ich Bullen sehe, kommt es mir hoch.
Mit der gesamten Situation versuche ich klar zu kommen, aber hoffentlich nicht für die Ewigkeit, die jetzt auch schon 32 Jahre Forensik beträgt.
Mal sehen, was aus meinem Verlegungsantrag wird. (Rainer will nach Berlin, Hamburg. Dortmund oder Herne. Red.)
Ich hoffe noch, die süße Luft der Freiheit und den Sommer der Anarchie zu erleben.

Für den Anarchismus!
Für die Freiheit!
Für die Anarchie!

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