Nieder mit dem Patriarchat

eine der angeklagten Anarchist*innen der Aachener Banküberfälle/Bankenenteignungen
aus dem Frauenknast in Deutschland –Januar 2017-

Dass wir auch hier in Deutschland in einer total ungleichen Gesellschaft leben, ist allgemein bekannt. Die Oberschicht ist gut abgesichert und wohl behütet, hat keine existenziellen Sorgen und kann ihren Kindern trotz aller allgemeinen Probleme auf dieser Welt eine zuversichtliche Zukunft bieten, etwas das der Unterschicht nicht zusteht. Während ein kleiner Teil der Menschen zudem immer reicher wird, soll ein großer Teil am Existenzminimum gehalten werden, arbeitet für einen beschissenen Niedriglohn und wird zu immer sinnloserem Konsum getrimmt, damit dieses profitgierige System, in dem wir leben, aufrecht erhalten werden kann. Während sich einige wenige auf ihren millionenteuren Jachten im Mittelmeer sonnen oder sich in ihren Privatjets über den Erdball kutschieren lassen, können sich viele andere nicht einmal im Leben einen wirklichen Urlaub leisten, geschweige denn ihre Miete, die Stromrechnung oder ein paar neue Zähne bezahlen. Während die Superreichen ihren angescheffelten Reichtum vor den geltenden Steuerverpflichtungen in irgendwelche Steuerparadiese oder über ein paar Briefkastenfirmen retten und meist nicht einmal ernsthaft juristisch dafür belangt werden, sitzen so manche Arme Monate oder Jahre für Geldstrafen oder Kleinstkriminalitäten- für Beträge, die die Reichen täglich in Minuten ausgeben.
Der Staat und die Medien erzählen zwar jeder Mensch würde vor dem Gesetz gleich stehen, aber dabei weiß jedes Kind, dass wer reich und mächtig ist, nicht im Knast landet, da gute und teure Anwälte ihn heraushauen werden. Wer schlechte Anwälte hat oder auch schon aus sozialen oder rassistischen Gründen als „üblicheR VerdächtigeR“ gilt, hat währenddessen einfach schlechte Karten. Und wer zudem nicht der deutschen Sprache mächtig ist oder nicht lesen und schreiben kann, hat faktisch keine Verteidigungschancen und ist auf ständige Hilfe anderer angewiesen, die oft nicht da ist. Der Gesellschaft ist es scheissegal. Es werden die üblichen Feindbilder der kriminellen Ausländer*innen, der arabischen und nordafrikanischen Terrorist*innen und der gefährlichen Flüchtlinge hochgehalten, die schnellstmöglich weggesperrt oder abgeschoben werden sollen. Deutschland preist sich zwar gerne als weltoffenes Land, das auch Flüchtlinge aufnimmt, aber nur wenn sich diese erfolgreich in das Arbeitssystem intigrieren, wirtschaftlich aus ihnen Profit zu schlagen ist oder sie sich als Opferrolle vermarkten lassen. Wenn sie allerdings in ihren Familien oder sogenannten Banden nach Deutschland kommen, um in einem reichen Land logischerweise besser überleben zu können oder denen nehmen, die mehr haben als sie, dann werden sie nicht nur weggesperrt oder abgeschoben, sondern an ihnen noch fremdenfeindliche Politik statuiert oder gerechtfertigt. Dabei geht es dem Staat vor allen Dingen um das Recht der Reichen und dem Schutz Ihres Eigentums. Wer gegen Besitzverhältnisse vorstösst, wird hier proportional am härtesten bestraft. Der Knast ist eben voll von sogenannten Einbrecher*innen, Betrüger*innen, Räuber*innen und Dieb*innen und nicht von Mördern oder Vergewaltigern wie so oft dargestellt. Und die Ausländerquote ist natürlich sehr hoch, aber nicht weil Ausländer*innen krimineller als Deutsche sind, sondern weil sie generell zur Unterschicht gehören. Das war in einem Einwandererland wie Deutschland schon immer so und wird auch so bleiben.
Doch da gibt es noch einen Punkt, der hier die ganzen benannten Ungerechtigkeiten und strukturellen Unterdrückungen vielleicht sogar übertrifft, nämlich die patriarchale Gewalt. Und das trifft die Frauen im Knast nochmal dreifach. Der Anteil der Frauen im Gesamtteil der Gefangenen ist ein absolut geringer. Deshalb werden die Bedürfnisse der Frauen auch fast gar nicht wahrgenommen. Die gesundheitlichen, medizinischen und hygienischen Möglichkeiten für Frauen und in frauenspezifischen Angelegenheiten sind erschreckend schlecht. Es gibt grundsätzlich immer mehr Aktivitäten, Sportmöglichkeiten und Aus- oder Weiterbildungsoptionen für Männer als für Frauen. Die meisten Frauen kommen mehr oder weniger direkt aus häuslichen oder sexualisierten Gewaltverhältnissen, oft wurden sie von ihren Männern oder Vätern zum klauen oder rauben gezwungen oder sind hier, weil sie sich gegen ihre Peiniger gewehrt haben. Der Staat und die Gesellschaft skandalisieren auf sexistische Weise, wenn Frauen kriminelle Handlungen durchführen, vor allen Dingen wenn sie besondere Positionen haben, die sonst gewöhnlich nur Männer machen. Außerdem behält sich auch heutzutage der Staat weiter vor über den Körper der Frau bestimmen zu dürfen und die Frauen notfalls strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen, wenn sie diese Herrschaft über ihren Körper nicht hergeben. Das hat sich auch seit dem Mittelalter nicht geändert, bloß werden sie jetzt nicht mehr als Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern landen im Knast.
Während die Männer im Knast von ihren Frauen besucht werden, ist das umgekehrt nur selten der Fall. Oft sind die Männer der Frauen im Knast auch selbst in Haft, auf der Flucht oder kümmern sich nicht um sie. Außerdem haben fast alle Frauen im Knast Kinder draußen, und somit oft das Problem wer sich um diese zwischenzeitlich kümmert. Die Frau ist eben oft auch aus dem Knast heraus gezwungen ihre Familie zu versorgen und aufrecht zu halten, und das selbst obwohl es von hier heraus enorm schwierig ist, so viel zu organisieren. Im besten Fall steht der Frau immer noch ihre eigene Mutter zur Verfügung (Seite). Denn am Ende ist die Frau im Knast in fast allen Kulturen verpönt und verachtet, und wenn sie angeblich gewalttätig geworden ist, dann noch mehr, da das klassische Rollenbild einer Frau jeglicher Art von Selbstermächtigung abspricht. Somit spielt die patriarchale Struktur des Staates und des Strafgesetztes mit den familiären Gewaltverhältnissen gegen die Frauen zu ihrer gesamten Herrschaft und Unterdrückung zusammen.
Und trotz all dieser niederschmetternden Realität gibt es doch immer wieder kleine hoffnungsvolle Selbstbestimmungs- und Selbstorganisationsansätze der Frauen untereinander im Knast. Vielleicht ist oft die Empatie größer als zwischen den Männern, in gewissen Situationen wird sich manchmal gegenseitig geholfen oder im einzelnen auch solidarisch gegenüber Schwächeren , Unterpriviligierten oder Rebellinnen verhalten. Jeder dieser auch noch so kleinsten Gesten und Haltungen sind natürlich lebensnotwendig- für jede einzelne im Weg durch den Knast aber auch als Zeichen gegen all diese Unterdrückungen und Zwangssysteme.

Der Kampf geht weiter- bis alle Knäste niedergestürzt sind!
Für die totale Befreiung von allen sozialen, rassistischen und patriarchalen Herrschaftssystemen.
Kraft, Mut und Rebellion für alle Kämpferinnen!
Freiheit für alle.