Wir werden siegen!

Erdoğan Çakır, Freier Gefangener, 12. Februar 2017, Villenauxe Gefängnis, Frankreich

Nachdem der Putschversuch der Fetullah Gülen Fraktion, ehemalige Regierungspartnerin der faschistischen AKP, am 15. Juli 2016 gescheitert war, wurde am 21. Juli 2016 der Ausnahmezustand verkündet! Das Scheitern des Putsches verwandelte die faschistische AKP-Regierung für sich zu einer Möglichkeit, die Bevölkerung und die Cepheliler als ihre Avantgarde anzugreifen. Zehntausende Menschen unserer Bevölkerung verloren ihre Arbeit, wurden festgenommen und verhaftet. Es gab fast täglich Razzien in unseren Vierteln, in unseren Häusern und unseren Einrichtungen, wobei Wände eingerissen und Einrichtung zerstört wurde. Es wurde geplündert und die Menschen, die sich drin befanden, wurden aufs härteste gefoltert! 370 Vereine wurden geschlossen. Als wäre das nicht genug, wurde die in den F-Typ-Särgen praktizierte Folter auf die Straßen ausgeweitet und systematisiert. Sogar der kleinste Widerspruch wurde als Foltergrund gesehen und in Gas erstickt! All diese Taten wurden durch die faschistische Justiz freigesprochen und den folternden Mördern wurde somit das Signal gegeben, weiterzumachen, wenn sie schon mal warm gelaufen waren.
Während die opportunistisch-reformistischen Kräfte und die kurdischen Nationalisten diese Phase mit Schweigen und Fügsamkeit verbrachten, haben die freien Gefangenen am 22. Juli 2016 den allgemeinen Widerstand erklärt und folgende Forderungen aufgestellt:

– Die Umsetzung des Erlasses 45/14, das den Gefangenen zehn Stunden Kommunikation mit zehn anderen Gefangenen zugesteht!
– Die Freilassung der kranken Gefangenen!
– Die Aufhebung der Beschränkung von Büchern und Publikationen!
– Die Umsetzung des Rechts auf medizinische Behandlung!
– Die Beendigung von Zwangsverlegungen!
– Die Aufhebung der Begrenzung von Mobiliar in der Zelle!

Im Anschluss wurden Zellen verbrannt, die Zellentüren geschlagen, Parolen gerufen und praktischer Widerstand begonnen. Auch Zwangsverlegungen konnten diesen Widerstand nicht brechen. Im Gegenteil, sie haben die Gefängnisleitungen ausweglos gemacht! Der entschlossene und aufopferungsvolle, allgemeine Widerstand hat die Politik der faschistischen AKP-Regierung, die Bevölkerung und ihre Avantgarde zur Kapitulation zu bringen oder zumindest zu Kompromissen zu bewegen, ins Leere laufen lassen! Die Front der freien Gefangenen hat damit gezeigt, dass sie den allgemeinen Widerstand bis zum Tod vorziehen, als dass sie sich dem Imperialismus und dem AKP-Faschismus ergeben oder Kompromisse eingehen würden!
Auch wir freien Gefangenen an der europäischen Front haben unsere Ohren dem Aufruf nach allgemeinen Widerstand nicht verschlossen und uns daran beteiligt! Wir haben uns gegen jeden imperialistischen Angriff gewehrt! Weil der französische Imperialismus die entwürdigende Praxis der Leibesvisitation systematisch anwenden wollte, haben wir ihn insgesamt zu einer Geldstrafe von 1700 Euro verurteilen lassen! Denn die Tradition der freien Gefangenen bedeutet, Widerstand leisten und Schaffen, egal wo wir sind. Es bedeutet, gegen den Imperialismus und die Oligarchie und zum Vorteil und Nutzen der Menschen Politik zu entwickeln! Es bedeutet, Wege und Methoden zu schaffen! Es bedeutet, die Voraussetzungen zur Ergreifung der Macht zu schaffen! Wir werden diese Voraussetzungen schaffen und die Arbeiterinnen und Arbeiter aus diesem System herausholen, organisieren und in den Kampf führen! Wir hegen keine Zweifel daran, denn der historische Materialismus sagt uns hierzu, dass wir den Massen vertrauen müssen. Wir bewegen uns mit diesem Vertrauen und vergessen nie, dass die Revolution ein Werk der Massen sein wird!
Deshalb kann uns kein Angriff von unserem revolutionären Ziel abbringen. Weder das Buca-Massaker vom 21. September 1995, weder das Ümraniye-Massaker vom 4. Januar 1996, weder das Ulucanlar-Massaker vom 26. September 1999, noch das Massaker vom 19.-22. Dezember 2000 und all die anderen Massaker, die unmöglich an dieser Stelle aufgezählt werden können, konnten und können uns von unserem Ziel einer Demokratischen Volksherrschaft abbringen! Auch die heutigen Angriffe, die Folter und die Massaker werden uns nicht dazu bringen, auch nur einen Milimeter zurückzuweichen!
Wir werden Widerstand leisten, kämpfen und Schulter an Schulter mit den unterdrückten, gedemütigten, ausgegrenzten, hungernden und der Armut überlassenen kurdischen, türkischen, lazischen, tscherkessischen, arabischen, aserbaidschanischen und den chaldo-assyrischenVölkern kämpfen und siegen! Denn wir sind im Recht. (…)
Mit diesem Glauben und dieser Entschlossenheit schließen wir uns dem Aufruf zu einem einwöchigen Hungerstreik der freien Gefangenen mit den Forderungen nach Beendigung der Folter an dem 17 jährigen Hakan İnci Muratcanlar, der revolutionären Anwältin Barkın Timtik und allen anderen revolutionären Gefangenen, gegen die Zwangsverlegungen und zur Anerkennung der Forderungen unserer geliebten Anwältin Barkın Timtik und Hakan İnci an!
Auch ich werde mich vom 13. Februar 2017 bis zum 19. Februar in einem einwöchigen Hungerstreik befinden!
Der Widerstand erhält uns am Leben! Wer Widerstand leistet, kann gewinnen, wer kein Widerstand leistet, geht ein!
Gleichzeitig grüße ich mit diesem Glauben alle politischen Gefangenen und den 18. März als Tag der politischen Gefangenen.
Den 18. März als Tag der politischen Gefangenen zu begehen bedeutet, gegen Imperialismus und Oligarchie Widerstand zu leisten!
Ich rufe die politischen Gefangenen in den europäischen Gefängnissen, die den Sinn, den Wert und die Wichtigkeit des 18. März kennen,  dazu auf, sich der freien Gefangenen in den Gefängnissen der Türkei anzunehmen, die sich im Widerstand gegen den Faschismus befinden! Ich rufe zu Solidarität mit den freien Gefangenen auf! Denn sich ihrer anzunehmen bedeutet, sich unserer gemeinsamen und freien Zukunft anzunehmen!

Hoch die internationale Solidarität!
Es lebe der Sozialismus!
Wir werden siegen!