Brief von Rainer Loehnert vom 20.02.2021

Rainer Loehnert, 20.02.2021

Lieber … ,

Nach dem Hofgang sitze ich hier und will dir am Nachmittag danken, dass ihr mich unterstützt habt.
Die Sozialarbeiterin hat gekündigt. Schade, sie hat mich auch immer sehr unterstützt.
Ärzte sind launisch und wenn die Chefin hier zur Visite rumgeht, dann schimpft sie immer, wie unordentlich meine Bude sei.
Was mich verrückt macht, ist der epilepsieartige Tinnitus.
Ansonsten muss ich dringend raus, wegen meines hohen Blutdrucks!
Ich nehme meine Arznei, denn sonst werde ich isoliert im Intensivbereich und das überlebe ich nicht nach 35 Jahren Haft.
Schön ist, dass J. sich gemeldet hat und auch S. gestern anrief … ein paar Freunde haben sich abgewandt und neue sind dazu gekommen.
N. unterstützt mich mit Süßigkeiten und auch sonst ist Solidarität schon da.
Zum GI 434, Seite 24 Beitrag zu den Kämpfen in Peru:
Immerhin, das mit Peru habe ich gelesen, das war kurz nach meiner Verhaftung.
Sendero Luminoso, so hieß (heißt) die maoistische Bewegung, Sendero Luminoso.
Das Guerillagebiet, wo ich in Kolumbien war, war und sind ELN und die FARC in verschiedenen Gebieten aktiv, aber es ist Ruhe, mehr Ruhe als zu der Zeit, als ich in Kolumbien war.
Ich erinnere mich ja auch noch an die Zeit, wo Zimmermann von der RAF erschossen1 und dann die Sprengfalle auf Beckurts2. Braunmühl hatte ich bis vor kurzem vergessen.3
Dass die SPD Sozialfaschisten sind, weiß ich. Das sagte Rosa Luxemburg ja auch schon, bevor man die gute Frau durch Freikorps (mit Billigung durch die SPD) „beerdigte“ und im Kanal zerstückelt auffand.
Gut, dass ihr die Demo (Knastkundgebung am 20.3.) für Musa macht. Er hat so lange Iso hinter sich. Ich kann ihn verstehen. Er ist klug und so alt wie ich.
Ich möchte dich bitten, mir noch mal Karten und Marken zu schicken.
Mein Geld ist aufgebraucht und ich bin starker Raucher, aber dein Tipp, nach Marken zu fragen ist gut.
Bis dahin vielen Dank für das Info. Ich schicke den Brief gleich los.

Rainer Loehnert
Bahnstraße 6
47551 Bedburg Hau