Perspektiven für ein freies Leben

tmf

Thomas Meyer-Falk

Freies, selbstbestimmtes Leben kann hinter Knastmauern weder gedeihen noch können jene Menschen, die oftmals seelisch schwer beschädigt in den Strafanstalten dieser Welt angestrandet sind wie Treibgut am Strand einer einsamen Insel irgendwo weit draußen auf dem Meer, eine entsprechende Liebe zum Leben entwickeln.
Dabei sollte doch alles Bemühen und Streben, ob nun in den Knästen ebenso wie davor, darauf ausgerichtet sein, für ein authentisches, menschliches Leben zu kämpfen.
Ein Leben, das den Menschen nicht mehr einengt oder an der Verwirklichung seiner selbst hindert. Befreiung von alledem, was den Weg zur Freiheit versperrt oder den Gebrauch der Freiheit verwehrt.
Freiheit ist von seinem Ursprung her ein Beziehungswort und kommt von „bei Freunden sein“, aber wo – bitteschön – sind Gefangene „bei Freunden“!?
Sie sind isoliert. In ihren Zellen verkümmern sie seelisch vor sich hin. Da wird
dann großartig in der bürgerlichen Presse, zuletzt im Januar, beispielsweise ein Hundeprojekt abgefeiert.
So dürfen eine Handvoll Sicherungsverwahrte im südbadischen Freiburg einmal pro Woche mit ein paar Hunden spielen und trainieren, wie die „Süddeutsche Zeitung“ in einem langen Artikel berichtete. Eben, eine Handvoll!
Für die übrigen dutzenden Verwahrten gibt es solche Veranstaltungen nicht; und für die hunderten Strafgefangenen und Untersuchungsgefangenen, die sich auch auf dem Gelände befinden, für sie erst recht nicht (von rund 700 Insassen der JVA Freiburg sitzen weniger als 10% in der Sicherungsverwahrung).
Dabei macht so ein Projekt ja durchaus Sinn, gerade für jene Menschen, die erst noch lernen müssen, Beziehungen aufzubauen; vielen fällt es da leichter, sich erst auf ein Tier einzulassen.
Der 18. März bringt nun die Kämpfe jener Menschen in Erinnerung, die Freiheit erkämpfen wollen und dafür in den Kerkern landeten. Oder die dort in den finsteren Verliesen der Gesellschaft für einen Lichtstrahl am dunklen Horizont kämpfen, ob individuell für sich oder für ein Kollektiv.
Individuell deshalb, weil sie zuvor nie erfahren haben, wie wertvoll Gemeinschaft und damit „bei-Freunden-sein“ zu sein vermag.
Jene, die schon eine Ahnung davon haben, sie streiten für kollektive Forderungen und nehmen dabei dann auch harte Reaktionen der Knastregime in Kauf.
Davon können jene Insass*innen, die sich für die GG/BO einsetzen, ein traurig‘ Lied singen, um nur ein Beispiel zu nennen.
Frei zu sein, das meint nichts, was wir dann exklusiv für uns selber „haben“. In Wirklichkeit geht es nämlich um die „Freiheit-zu-etwas“, frei zu sein für den anderen. Dieser Beziehungsaspekt, so scheint mir, geht viel zu oft verloren.
Freiheit ist nicht, sich dem Konsumrausch hinzugeben. Freiheit meint nicht Beliebigkeit, Willkür und schon gar nicht meint Freiheit, wie von den Gegner:innen des Anarchismus gerne behauptet, das Recht zu Mord und Totschlag.
Sondern ein Gewebe von Beziehungen, das Menschen miteinander verbindet – und mit diesem Grundgedanken sind Klassenverhältnisse, wie sie der Kapitalismus produziert, unvereinbar.
Also Ausbeutung, Unterdrückung und eben auch Knäste!

Für Freiheit zu kämpfen,
darum geht es am 18. März!