Paris: Demo für Georges Ibrahim Abdallah

Demoteilnehmerin

Am 22. Juni fand in Paris eine Demonstration zur Freilassung von Georges Abdallah statt An die 400 Menschen waren dem Aufruf der „Campagne unitaire Ile de France“ gefolgt und demonstrierten in den Straßen von Paris.

Es wurde in Parolen und auf Transparenten die Freilassung dieses libanesischen Genossen gefordert, der als arabischer revolutionärer Kommunist seit 35 Jahren in Frankreich inhaftiert ist. Er wurde wegen Widerstandsaktionen der FARL (Bewaffnete Revolutionäre Libanesische Fraktion) verurteilt.

Neben den Parolen, die Georges Abdallahs Freilassung forderten, waren Parolen zur Befreiung Palästinas, dem Ende des Zionismus und zur Abschaffung der Knäste zu hören.

Die Erklärung, die Georges Abdallah anlässlich dieser Demo verfasst hat, wurde verlesen.

Es gab zahlreiche Redebeiträge verschiedener Gruppen, in denen internationalistische Solidarität mit den politischen Gefangenen in Palästina, den USA, der Türkei und in vielen anderen Ländern zum Ausdruck gebracht wurde.


Erklärung von Georges Abdallah anlässlich der Demonstration vom 22. Juni 2019 in Paris

Veröffentlicht am 23. Juni 2019 auf der Webseite liberonsgeorges.samizdat.net

Liebe GenossInnen, liebe FreundInnen, in jüngster Zeit sind die Volksmassen auf der politischen Bühne aufgetaucht und behaupten sich mehr denn je mit Begeisterung und Entschlossenheit.

Von Land zu Land, und vor allem in den Ländern am südlichen Rand des Mittelmeers, breitet sich der Protest weiter aus und führt zu fast rebellischen Aufständen besonderer Art. In Wellen gehen Zehntausende oder sogar Hunderttausende von Frauen, Männern, junge und weniger junge Menschen unterschiedlicher Ausrichtung auf die Straße und bestimmen das Bild in der Öffentlichkeit.

Sie können gegenüber der Verschlechterung ihrer prekären existentiellen Bedingungen nicht mehr gleichgültig bleiben, kommen wie durch ein Wunder aus ihrer Lethargie und verlangen Rechenschaft von denen, die sich für unantastbar hielten. Und plötzlich formt und strukturiert sich vor unseren Augen eine neue Ära, und viele Hoffnungen beginnen sich am Horizont abzuzeichnen.

Natürlich können die verschiedenen Ausdrucksformen, die den einheitlichen Kampf charakterisieren, sowie die offensichtliche Begeisterung und Entschlossenheit der Volksmassen, uns nicht über die wahren Widersprüche innerhalb der Bewegung hinweg täuschen. Die Schichtung der Klasse und ihre strukturelle Schwäche, die Verallgemeinerung der existentiellen Prekarität und vor allem die Ausweitung der informellen Arbeit auf weltweiter Ebene, insbesondere in den Ländern des Südens, bewirken, dass das Kleinbürgertum und seine verschiedenen Vorschläge auf allen Ebenen erhebliches Gewicht bekommen, nicht nur im Hinblick auf die politische Führung der Bewegung.

Dies lässt uns annehmen, dass der bereits seit mehr oder weniger langer Zeit andauernde Übergang immer auf der Fähigkeit der Massen und der revolutionären Subjekte beruht, die sich für den Erfolg des Kampfes gegen die Hegemonie der bürgerlichen Vorschläge und für die Stärkung der Einheit der Volksbewegung einsetzen.

Offensichtlich ist das keine leichte Aufgabe….

Natürlich ist diese Situation Teil der Fortsetzung und Entfaltung all dieser Proteste und anderer Aufstände („Hirak“), die die arabische Welt seit einem Jahrzehnt prägen.

Die Situation fügt sich auch vor allem in einen internationalen Kontext ein, in dem sich die innerimperialistischen Widersprüche in einer Situation der globalen Krise des sterbenden globalisierten kapitalistischen Systems verschärfen. Der Verlust der Hegemonie seitens des US-Imperialismus auf Weltebene treibt diesen auf seiner Flucht zu größerer Aggressivität gegen andere imperialistische Pole und insbesondere zu größerer krimineller Feindseligkeit gegenüber unabhängigen Staaten, die nach seiner Logik zu widerständisch sind.

Was wir in diesen Tagen sowohl im Golf in Bezug auf den Iran und dem Rückzug aus dem Atomabkommen, als auch in Palästina in Bezug auf die zionistische Kolonialisierung sehen, ist nur Ausdruck dieses Hegemonieverlustes einer imperialistischen Supermacht.

Letztere ist fortan nicht mehr in der Lage, die Vermittlung zwischen den verschiedenen regionalen Komponenten im Nahen Osten zu managen. Sie behauptet sich und sie ist gezwungen, sich als Feind aller Völker dieser Region zu behaupten.

Die Leiden, die das verursachen kann, spielen dabei keine Rolle; die Massen der Bevölkerung werden am Ende all diese Marionetten und anderen Machthaber unter seinen Befehlen im Golf und anderswo in der arabischen Welt verdrängen.

GenossInnen, wie ihr heute sehen könnt, bekräftigen die Massen in Algerien und im Sudan ohne zu zögern, dass es sicherlich Raum für eine andere Zukunft gibt, als die Unterwerfung unter die Diktate der Imperialisten und ihrer Wachhunde an der Macht.

GenossInnen, wir können nicht gleichgültig sein gegenüber den palästinensischen Volksmassen und Widerstandskämpfern, die mutig unter besonders widrigen Bedingungen, gegen die Barbarei der zionistischen Soldaten und die Horden von Siedlern kämpfen.

Wir können unseren kommunistischen und kurdischen GenossInnen, welche sich dem faschisierenden Regime in der Türkei stellen, nicht gleichgültig gegenüber sein….

Wir können nicht gleichgültig sein gegenüber den Massakern, die von den Imperialisten mittels der Machthaber Saudi-Arabiens und dem Golf im Jemen inszeniert wurden….

Solidarität, volle Solidarität mit Algerien und seinen kämpfenden Volksmassen!

Solidarität, volle Solidarität mit dem Sudan und seinen kämpfenden Volksmassen!

Solidarität, volle Solidarität mit den Widerständlern in zionistischen Gefängnissen und Isolationszellen in Marokko, der Türkei, Griechenland, den Philippinen und anderswo in der Welt!

Solidarität, volle Solidarität mit den jungen ProletarierInnen in den Arbeitervierteln!

Ehre den Märtyrern und den kämpfenden Massen des Volkes!

Nieder mit dem Imperialismus, seinen zionistischen Wachhunden und anderen arabischen Reaktionären!

Der Kapitalismus ist nur noch Barbarei, Ehre all jenen, die sich ihm widersetzen, in der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen!

Gemeinsam, GenossInnen, und nur gemeinsam, werden wir gewinnen!

An alle GenossInnen und FreundInnen, meine herzlichsten revolutionären Grüße.

Euer Genosse Georges Abdallah