„Trotz dessen treibt uns der Wille um Veränderung und die Notwendigkeit des Handelns“

Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen, Magdeburg

Am 04. April 2019 fand vor dem Landtag von Sachsen-Anhalt in Magdeburg eine Kundgebung gegen die neue sogenannte „Asylrechtsverschärfung“ statt. Kava ist Aktivistin des Antirassistischen Netzwerkes Sachsen-Anhalt und hat diese Kundgebung mitorganisiert. Wir vom Magdeburger Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen begleiteten die Kundgebung solidarisch und stellten unserer Genossin Kava ein paar Fragen.

Hallo, zunächst zu dir Kava. Wie alt bist du und wie lange bist schon im Teilbereichskampf Antirassismus aktiv?

Ich bin 27 Jahre und schon sechs Jahre dabei.

Worauf konzentriert sich euer Aktivismus?

Oft habe ich das Gefühl, dass wir wie eine Übersetzungsstruktur sind, da wir allen voran dabei sind, Informationen aller Art, allen zugänglich zu machen. Und vor allem natürlich rassistische Strukturen offenlegen und solidarisch zu sein mit Betroffenen von rassistischer Gewalt.

Wie sieht diese Solidarität aus?

Das gesellschaftliche Problem Rassismus ernst zu nehmen, auf die Erfahrungen der Betroffenen einzugehen und soweit es geht zu unterstützen.

Nun bist du ja schon sechs Jahre aktiv dabei. Wie hat sich euer Aktivismus im Laufe der Zeit gewandelt?

Wir haben an viele vorangegangene Kämpfe angeknüpft wie z.B. die Abschaffung der Residenzpflicht.. Im Laufe der Jahre spürten wir Einschränkungen bei erkämpften Rechten. Wie z.B. die Wiedereinführung von Lebensmittelgutscheinen zum Zwecke der besseren Sanktionierung. Ich merke eine gewisse Frustration in einigen linken Gruppen meines Umfeldes und auch eine geringere Präsenz dieser und trotz dessen treibt uns der Wille um Veränderung und die Notwendigkeit des Handelns voran. Im Vergleich zu früher sind „Stützen“ – so wie es das Kirchenasyl mal eine war – schwieriger zugänglich geworden aufgrund der Repression und damit haben wir alle zu kämpfen, von Geflüchteten und Unterstützerinnen bis hin zu Vereinen wie der Flüchtlingsrat, welcher vom Innenministerium öffentlich schwer angegriffen und diffamiert wird.

Was kannst du uns zu der Kundgebung sagen?

Die Kundgebung fing mit einer Eingangsblockade des Landtages an. In Gedenken an die Opfer rassistischer Migrationspolitik legte sich eine Gruppe Aktivistinnen vor den Eingang, während Politikerinnen hektisch über sie stiegen. Den ganzen Tag über vermittelten wir mittels Flyer, direkten Gesprächen mit der Öffentlichkeit und Redebeiträgen Informationen zur „Asylrechtsverschärfung“ und der aktuellen politischen Lage in Europa. Der Tag war durchsetzt mit Provokationen und Schikanen seitens der Landtagsmitarbeiter und den Behörden. Provokation in Form von schwammigen Aussagen bezüglich Sprühkreide und der späteren Aufforderung unter Androhung von horrenden Kosten diese wieder zu entfernen. Parolen, welche unter anderem lauteten „Abschiebung ist wie Sterben“, ein Zitat einer Aktivistin aus dem „International Women Space“, sollten entfernt werden. Und Schikane in Form der Auflage der Verlagerung der Kundgebung, so dass diese meterweit vom Eingang entfernt fortgesetzt wurde.