Leben statt Kohle

Conny Hertz

Die uns alle erhält, Vertraute uns,
Du meine Schöne! Gewaltige, leicht von uns Zerstörbare.
Du Erde, unser Land –
kein Besitz, doch Raum für alle,
zu leben in Frieden und frei:
‚So‘ oder nein;
entscheide, du deine Antwort!
Und was du tust und tun kannst
für dich und für sie,
das Kleine voller Liebe,
gib es der Erde zurück
für dein Leben,
Geschenke der Sonne
und eines uralten Himmels.

Tiefes in dir, erhalte dein Wissen …,
schrei es so über die Märkte
der Ausbeutung, ihres Krieges, getrost und kühn
Mit Freundinnen und Freunden,
vereint ums Überleben, aller Kreatur, kämpfe!

Du meine Erde, jetzt, du Schöne,
wie kalt und entstellt, wie tief geschwärzt
du heut mir bist und wurdest;
für Atomstrom, für Kohle
angegriffen, brennend im Morgengrauen;
die sie jagten heut nacht über die Felder
die sie töteten, wieviele sind es?
Rauscht noch oder liegt heut schon
vernichtet unser einst leuchtender Wald?
Den eigenen Atem dir wach zu halten,
berge dich, such Ruhe im gleislosen Winkel,
noch nicht überrollt und geplättet,
eingerollt; nur ausgefahren jetzt
die eigenen Stacheln!

Wir, immer noch da, am Boden,
so lauschen wir in der Nacht.
So, abgetrennt vom Bersten
flammender, überhitzter Drähte,
abgetrennt vom Zugriff ihrer Macht und Gewalt,
wollen wir ausharren und bleiben.
Und suchen aufrecht stehen zu bleiben dann
wenn es hell wird, sie schon kommen,
und wir schmelzen wollen im werdenden
Sonnenlicht.

Denn es wird rauschen heut um uns umher
dieser leuchtende Wald
die wir verteidigen werden,
und nicht ihre rasende Zeit mehr,
nicht der rauschende Fortschritt
und seines Wachtums Gewalt,
nicht ihr Geld, unser Elend,
und nicht die Drähte ihres Käfigs um uns,
die uns zeigen sollen
die Macht, die Gewalt ihrer Herrschaft,
mit der sie dringen wollen
bis in unser Innerstes.

Verweigern wir uns ihren Diktaten, ihrem Befehl,
zu gehorchen,
ihren Müll zu kaufen und zu fressen,
und auch, ihn für ihre Profite noch herzustellen,
nicht, noch nicht gesperrt, auf- und abdrehend
die niemals schlafenden Räder,
nicht mehr das Hecheln der Jäger und der Gejagten,
haltet euren Atem im gleislosen Winkel,
Unsichtbare, abgetrennt vom Dröhnen und Bersten,
ihrem heillosen Voran;
angekettet oder entfesselt, satt, in den Crash,
dem nächsten, bis zum Infakt!

Das wird es dann wohl für alle gewesen sein.
Eure Stacheln reißt aus, sagt nein,
und spitzt sie zu fliegenden Pfeilen,
euren Boden in ihre entleerten, zuckenden
Räume gespannt,
ins Weltall, wo sie, ich hoffe, bald erstrahlend
verglühen und rauchen dahin …!
Das: Für uns und alle Kreatur, die wir verteidigen,
Geschenke der Sonne –
Du Schöne, die uns alle erhält, Vertraute, dir Erde!