Brief von Rainer Loehnert von Mitte Juli 2016

Rainer Loehnert
Bahnstr. 6
47551 Bedburg/Hau


Mitte Juli 2016

Lieber …,
es wurde gerade die Zelle gefilzt und es wurde bei mir aber nichts gefunden.  Leider ist durch die Razzia der Deckel meiner Schreibmaschine zerstört worden, so dass ich sie nicht mehr  zu- decken kann. Zum Glück funktioniert sie ja sonst noch…
Während der Filze war ich im Essraum, aber die ganze Aktion war schon stressig für mich. Als Grund unterstellen sie  mir irgendwas, sperren mich dann weg und versuchen mich so platt  zu machen.
Inzwischen habe ich ein neues Radio von „Tempest“ aus Berlin erhalten. Mal sehen, wie lange  sie brauchen, um das auch zu zerstören.  Es ist aber geil, dass ich jetzt Musik hören kann…
Schön, dass Du mich am 29. 8. besuchen willst. Da kommt zuerst noch eine Psychologin hinzu und hoffentlich können wir danach noch ungestört reden.
Dem „Gefangenen Info“ habe ein Bild gemalt. Es zeigt ein Herz und ein A für Anarchie.
Heute am 14.7. ist der Geburtstag meiner verstorbenen Genossin  und Freundin Meike. Sie ist in den neunziger Jahren gestorben.
30 Jahre bin ich jetzt im Bau und es stört mich, dort immer noch zu sein.
Es stinkt mir, mich nicht in  Freiheit zu befinden und draußen bei den FreundInnen und KomplizInnen nicht zu sein. Ich möchte das Leben spüren wie in der Rigaer oder in Liebigstraße,  wo das anarchistische Feuer nicht mehr ausgehen soll.
Ich versuche, mir das bewusst zu machen.
Dir wünsche ich viel Gesundheit und Glück.
anarchistische Grüße

Rainer Loehnert