Stellungnahme der Redaktion

kleines LOgo

Das Gefangenen Info ist eine Zeitschrift, die versucht Solidarität zu organisieren. Der Versuch einer Brücke von Drinnen und Draußen sowie zwischen den Knästen. Informationen von Gefangenen gehen nach draußen, ebenso kommen Informationen von Draußen in die Knäste. Es geht um die Zustände in den Knästen und um den Kampf der Gefangenen, der in den Knästen geführt wird. Ein besonderes Anliegen ist die Vernetzung von Gefangenen. Wir versuchen eine Plattform dafür zu bieten und die Eingesperrten die Widerstand leisten sollen voneinander erfahren, sich austauschen und stärken. Bei so wenigen Gefangenen die politisch und aktiv sind, ist es umso wichtiger zwischen ihnen die Solidarität zu verstärken. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der Gefangenen ist es für uns eine Gratwanderung. Wir bieten im Heft Platz für viele, für alle die ihre Stimme erheben wollen, versuchen wir denen, mittels dem Heft sowie den Aktivitäten des „Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen“, eine Stimme zu geben. Aufgrund unseres Klassenverständnisses sehen wir den Knast und somit die Weggesperrten als Teil der Repressionsmaßnahmen gegen die Unterdrückten in diesem Staat. Da wir das System in Frage stellen, stellen wir ebenso seine Herrschaftsinstrumente (wie den Knast) in Frage. Unser Augenmerk richten wir aber auf die Kämpfenden in den Knästen, das sind mehrheitlich die Politischen. Ebenso ist es zu betonen, dass die Mehrheit der politischen Gefangenen in Deutschland aus der tükischen/kurdischen Linken kommt und teilweise nach Deutschland verschleppt wurde. Doch auch sie kommen aus verschiedenen ideologischen Strukturen, denen wir ein Bindeglied sein wollen. Wir greifen den deutschen Staat und seine Methoden gegen die Revolutionäre, egal woher sie kommen, an.
Wir haben unterschiedliche Positionen denen wir möglichst unzensiert Platz bieten, wir haben deshalb auch unter den Lesenden unterschiedliche Ansichten über diese Positionen und Uneinigkeit.
Wir haben mit dieser Hürde zu kämpfen und in den letzten Ausgaben einen Fehler gemacht. Wir haben den grundsätzlichen Fehler gemacht zwei Texte abzudrucken, welche die Solidarität unter den Gefangenen und mit den Gefangenen nicht stärken, sondern dem eher entgegenwirken.
Der erste Text beinhaltete eine Passage, die aufgrund der Sprache (er wurde ins deutsche übersetzt) und fehlenden Hintergrundinformationen missverständlich war und somit verschiedentlich interpretiert werden konnte und wurde.1 Wir haben in mehreren Gesprächen mit der Autorin das Missverständnis eindeutig klären können. Leider zu spät, denn diese Klärung hätte vor Veröffentlichung in der Zeitschrift geschehen müssen. Damit haben wir die nun entstandene Situation erst befördert.
Eine solche Fehlinterpretation veranlasste einen anderen Gefangenen zu einem Leserbrief als Antwort auf den vorhergegangenen Artikel und als Kritik an die Zeitschrift. Dieser Brief enthielt zudem eine weitere erhebliche Anschuldigung an die Autorin des Artikels. Dennoch druckten wir auch diesen Text in der letzten Ausgabe ab. Trotz des entsolidarisierenden Charakters des Briefes mit der anderen Gefangenen, hatten wir nicht den Weitblick zu erkennen, dass so eine Diskussion niemals öffentlich geführt werden sollte, sowie die Kontraproduktivität des Leserbriefes in dieser Auseinandersetzung.
Resümierend können wir sagen, dass wir diese Anschuldigung in keinem Fall teilen. Wir haben diese Situation verschuldet und entschuldigen uns bei der betroffenen Gefangenen. So eine Art und Weise der Auseinandersetzung kann und darf nicht Teil unserer Praxis sein. Denn unsere Aufgabe (wie anfänglich beschrieben) ist eine andere. Die Solidarität mit den RevolutionärInnen in den deutschen Gefängnissen ist sehr wichtig. Sie kämpfen zur Zeit so gut wie alleine offensiv gegen die Verhältnisse im Knast. Sie werden isoliert und wehren sich dagegen. Wir dürfen dieser Isolationen keinen Nachschub geben, wir müssen sie im Gegenteil durchbrechen.


[1] Es hieß „ Das Gestatten von Drogen, Musik in hoher Lautstärke und homosexuellen Beziehungen sowie die Möglichkeit, arbeiten zu können auch wenn es nur für 200 Euro im Monat ist, führt dazu, dass viele Gefangene das Gefängnis als ein „Hotel“ betrachten. “ gemeint war damit das Nutzen von Sex als Machtinstrument. In unterschiedlichen Knästen und zu unterschiedlichen Zeiten wurden und werden jeweils andere Methoden eingesetzt um eine Gefangenenorganisierung, -solidarität oder gar -revolte nicht entstehen zu lassen. Hierzu gehören Privilegien und das Ausnutzen der daraus gewonnenen Macht z.B. durch das Ausspielen der Gefangenen untereinander. Eine sexuelle Orientierung ist dabei nebensächlich und wird je nach Lage in die eine oder andere Richtung benutzt. Ein anschauliches Beispiel für die hinterlistigen Methoden des Knastes haben wir in der Textdokumentation von Waltraud Liewald in diesem Heft abgedruckt.